Burgfest Hilpoltstein: Von der Ersatzkirchweih zur Fete mit Kult-Status

19.7.2018, 15:07 Uhr
Burgfest Hilpoltstein: Von der Ersatzkirchweih zur Fete mit Kult-Status

© Foto: Manfred Klier

In Vertretung von Bürgermeister Markus Mahl begrüßte Kulturamtschefin Kathrin Blomeier die geladenen Gäste, allen voran Dieter Popp vom Museums- und Heimatverein, den "Motor" des Festes, Barbara Billmaier, die Vorsitzende des Festausschusses, Petra Tratz, die Chefin der Kleiderkammer, Gerlinde Speck, die Schwiegertochter von Willy Speck und natürlich die Pfalzgräfin Bianka Luft.

Gründlich geforscht

Dieter Popp hatte in der über 90-jährigen Geschichte des Burgfestes nachgeforscht und hielt darüber einen interessanten Vortrag.

1927 war das Fest als Ersatzkirchweih gegründet worden. Es gab Hunderennen und sogar ein "Rennen für korpulente Herren". Später wurde ein großer Festzug organisiert, bei dem unter anderem ein Wagen der Mädchenschule mitfuhr. 1931 griff man auf die Geschichte der Stadt zurück und der feierliche Einzug der Pfalzgräfin wurde dargestellt.

Die erste Burggräfin, beziehungsweise Pfalzgräfin, war die bildhübsche Kaminkehrerstochter Berta Heinzenknecht. Angeblich sollen alle Pfalzgräfinnen immer bildhübsch gewesen sein. Bald gab man den historischen Charakter des Fests wieder auf und 1935 wurden 1000 Gäste aus Nürnberg, die mit dem Zug gekommen waren, auf dem Marktplatz empfangen. Zur 50-Jahrfeier der Gredl wurde 1937 vor dem Rathaus sogar der Hilpoltsteiner Bahnhof nachgebaut und eine Miniaturgredl rollte durch die Stadt.

1938 wurde der historische Faden wieder aufgenommen, ein Verdienst von Willy Speck. Seine Familie, die in Nürnberg eine Eisengießerei betrieben hatte, war nach Hilpoltstein gezogen. Es war die erste Fabrikantenfamilie am Ort gewesen. Einer der fünf Söhne, Otto Speck, war von 1937 bis 1945 Bürgermeister von Hilpoltstein. Am 21. April 1945 war er mit einer weißen Fahne den amerikanischen Soldaten entgegengegangen, um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.

Willy Speck, ein weiterer Sohn, war ein Maler und Literaturliebhaber. Er kam 1938 auf die Idee, ein Festspiel zur Aufführung auf dem Marktplatz zu schreiben das bis heute in kaum veränderter Form verwendet wird. Vermutlich war er von anderen Festspielen wie etwa dem "Meistertrunk" in Rothenburg angeregt worden. Seine Schwiegertochter ist die schon erwähnte und eingangs begrüßte Frau Gerlinde Speck.

Richtungsweisend für das Festspiel am Marktplatz, wenn die Pfalzgräfin in die Stadt einzieht, war demnach das Jahr 1938. Damals endete das Ausprobieren verschiedener Themen und man besann sich der historischen Begebenheiten.

Personen wie der Kanzler, der Bürgermeister, der Rat der Stadt, der Wunderdoktor, der Kellermeister und der Hofnarr bekamen eine wichtige Rolle im Geschehen. Auch der jährliche Wechsel der Pfalzgräfin wurde eingeführt.

1939 wurde das Festspiel letztmals aufgeführt, bevor die Tradition kriegsbedingt bis 1945 unterbrochen wurde. Danach aber ging die Festspielgeschichte ohne Unterbrechung bis heute weiter und man kann sich nicht erinnern, dass es beim Spiel jemals geregnet hätte.

Im "Schaufenster" der Residenz ist nun also ein kleiner Rückblick zu sehen, der sich der Person Willy Speck widmet, sowie ein Pfalzgräfinnenkleid und Schnabelschuhe aus dem Jahr 1938 zeigt. Das älteste Exponat ist eine Standarte aus dem Jahr 1931.

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