Chance auf WM-Teilnahme im Armbrustschießen

23.3.2017, 16:25 Uhr
Chance auf WM-Teilnahme im Armbrustschießen

© Foto: Stefan Bergauer

Juliane Niedermüller sorgt derzeit nicht nur im Bayernliga-Team der FSG Hilpoltstein für Furore. Dort ist die 29-Jährige die Nummer eins, hat einen Ringschnitt von knapp 391. Doch vor drei Jahren entdeckte sie auch die Armbrust. Nun hat sie der deutsche Schützenbund zu einer ersten Sichtung eingeladen. Es geht um die Aufnahme in die Nationalmannschaft.

"Ich habe mich sehr gefreut", sagt Niedermüller über die Einladung. Dabei kam die Büchenbacherin eher zufällig zur Armbrust. Die sei  in den Schützenvereinen eher eine Randsportart, meint Niedermüller. Mit den Bolzen schießt man (in Niedermüllers Fall auf zehn Meter) in ein Bleikästchen, im Gegensatz zu Luftgewehr oder der  -pistole weiß man erst nach zehn Schuss, wie gut man ist – mit Seilzügen wird das Ziel zurück zum Stand geholt. Die Technik hat nicht jeder Verein. Zusätzlich muss man die relativ schwere Armbrust nach jedem Schuss herumwuchten und neu spannen. "Das ist auch körperlich anstrengend", sagt Niedermüller.

Doch im Training drückten Mario Kühnlein, der zweite Schützenmeister, und Markus Harrer (in der Seniorenklasse ebenfalls beim Vorentscheid dabei) der Luftgewehr-Schützin einmal eine Armbrust in die Hand. "Ich habe zwei Schuss abgegeben und bin dann in die Wettkämpfe eingestiegen", sagt Niedermüller. Seit einem Jahr hat sie eine eigene Armbrust, der Rother Spezialist Georg Klemm hat sie für sie fit gemacht. Wie Kühnlein wurde sie beste Schützin im Gau, der sechste Platz bei der DM war der bisher größte Erfolg.

Mit zwölf Jahren angefangen

Niedermüller begann ihre Schützenkarriere mit zwölf, dem damaligen Mindestalter. Ihre Mutter schickte sie zum Ferienprogramm, die kleine Juliane durfte sich aussuchen, was sie machen wollte. Sie ging ins Schützenheim. "Ich wurde zweite und habe dann mit dem Training begonnen", sagt Niedermüller. Seitdem hat es sie nicht mehr losgelassen, erst in Büchenbach, dann sieben Jahre in Röttenbach, seit vier Jahren in Hilpoltstein. "Ich habe nicht mal  ausgesetzt, als ich die Abendschule für meinen Maschinenbautechniker besucht habe", sagt Niedermüller. Das Schießen habe ihr beim Lernen geholfen: Das für sich sein, die Entspannung, die sich bei den immer gleichen Abläufen einstellte, machten den Kopf frei.

"Man muss wiederholgenau sein", sagt Niedermüller über den Schieß-Sport. Brauche außerdem Willen und Durchhaltevermögen, um Durchhänger aussitzen zu können. Vor ihrem Wechsel nach Hilpoltstein schoss Niedermüller um die 370 Ringe, war anschließend nur Ersatz auf Position sechs. Doch sie trainierte sich wieder heran, kam kürzlich auf 394 und 396 Ringe. Ihre Mannschaft wird die Klasse halten.

"Ich versuche an nichts zu denken", sagt Niedermüller über den Moment des Schusses. Im Training achtet sie auf das, was sie zuletzt gestört hat und versucht, es abzustellen. Drei, teilweise viermal in der Woche steht sie am Schießstand. Die jeweils andere Waffe profitiert von der Übung. Zwar gibt es Unterschiede, Niedermüller muss am Mittelpunkt der Armbrust vorbeivisieren oder hat Rückstoß, doch die Armbrust zwingt sie, genau nachzuhalten,  das Sportgerät sauber auszurichten. Niedermüller hat sich ihr Luftgewehr extra schwer machen lassen, um so nahe wie möglich an den sieben Kilogramm der Armbrust zu sein.

Qualifikation in Plattling

Nun, in der Vorbereitung auf Frankfurt müssen Freund und Familie auch mal zurückstecken. Dort muss  sie unter die besten sechs von 18 Teilnehmerinnen kommen, würde dann Ende Mai in Plattling an der endgültigen Qualifikation für die WM in Osijek (Kroatien, Ende Juli) teilnehmen. "Ich würde mich schon gescheit freuen, wenn es klappen würde", sagt Niedermüller. Eine Erfolgsgarantie gebe es aber nicht. Mit dem Luftgewehr sei die Nationalmannschaft aufgrund der großen Leistungsdichte außer Reichweite meint sie. Der Umzug nach Eckersmühlen steht an. Irgendwann werde auch der Trainingsfleiß nicht mehr so da sein, meint Niedermüller, in die Zukunft gerichtet.  "Aufhören werde ich aber nie", sagt sie. Dafür gibt ihr der Sport und die Geselligkeit im Verein zu viel.

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