Christian Albrecht: "Der Blick von außen ist gut"

19.6.2017, 12:35 Uhr
Christian Albrecht:

© Tschapka

Er ist erfahren, sowohl in der Verwaltungsarbeit als auch in der Wirtschaft. Das sind gute Voraussetzungen für das höchste Amt in einer Kommune, findet der (Noch-)Heidecker, der im Sommer ganz gerne die Nachfolge von CSU-Parteifreund Bernhard Böckeler antreten und Bürgermeister in Allersberg werden möchte. Mehr über sein Programm erfahren Sie hier.

Viel Zeit vertrödelt hat Christian Albrecht in seinem Leben bislang noch nicht. Im Gegenteil: "Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich es auch gleich machen". Geduld zählt daher (noch) nicht zu seinen herausragenden Eigenschaften. Ehrgeiz aber schon. Der 30-Jährige ist der Beweis dafür, dass man vieles erreichen kann, wenn man will. Auch auf Umwegen. Eine Karriere in Partei oder Politik stand dabei eigentlich gar nicht auf der Agenda, "das hat sich alles so ergeben".

Christian Albrecht wächst in Heideck auf. Seine Schwester Daniela ist drei Jahre älter, Vater Franz ist Geschäftsführer der Heinloth-Handels GmbH, Mutter Agnes Heilerziehungspflegerin. Er geht in Heideck in die Schule, macht dort nach der neunten Klasse seinen Quali und wechselt danach für zwei Jahre auf die Wirtschaftsschule nach Schwabach. Im Sommer fährt er mit dem Roller, im Winter mit Bus, Gredl, Regionalexpress und wieder Bus.

Interesse für die neuen Medien

Mit 17 Jahren beginnt Christian Albrecht im Heidecker Rathaus eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und ist damit der erste Azubi seit 30 Jahren in dem Haus. Für die Lehrstelle gibt es mehrere Bewerber. Dass er den Zuschlag erhält, liegt wohl auch an seinem Interesse für die neuen Medien.

Unter anderem muss die Homepage der Stadt gestaltet und betreut werden. Das kann er, das macht ihm Spaß. Im Rathaus lernt der Jugendliche außerdem, was Lokalpolitik ist. Wenn daheim darüber diskutiert wird, warum die Leute vom Land wegziehen oder warum auf dem Marktplatz keine Blumen gepflanzt werden, kann er mitreden.

Doch als Verwaltungsmitarbeiter kann man nur ausführen, aber nicht gestalten. Also sieht sich der junge Mann nach einer politischen Heimat um und tritt 2007 in die CSU ein. Zu dieser Zeit ist im Heidecker Ortsverband gerade einiges los.

Es gibt Mitglieder, die einen Gegenspieler zum damaligen Bürgermeister Ottmar Brunner aufbauen wollen und damit aber scheitern, weil aus Angst vor einem möglichen innerparteilichen Umsturz zahlreiche Aufnahmeanträge nicht genehmigt werden. Die Querelen halten Albrecht aber nicht davon ab, sich in der CSU zu engagieren.

Mit 19 Jahren Exot im Ortsverband

Mit seinen 19 Jahren ist er im Ortsverband ein Exot. Junge Mitglieder gibt es in Heideck genauso wenig wie eine Junge Union. Dennoch erhält der Jungspund gleich so etwas wie ein "Amt", unterstützt den Schriftführer und kümmert sich auch hier um die Homepage. Zwei Jahre später wird Albrecht Beisitzer im Ortsvorstand, danach Schatzmeister, 2015 schließlich stellvertretender Ortsvorsitzender.

Schon ein Jahr nach seinem Beitritt, 2008, mischt der Neu-Christsoziale das erste Mal in einem Bürgermeister-Wahlkampf mit, wenn auch nur im Hintergrund: Albrecht erstellt die PowerPoint-Präsentation, die auf den Wahlveranstaltungen gezeigt wird. Sechs Jahre später schaut das schon anders aus. Da kümmert er sich um die komplette Öffentlichkeitsarbeit, erstellt zum Beispiel die Flyer und moderiert die Wahlveranstaltungen.

Während andere feiern, studiert er

Auch beruflich geht es ohne Pause weiter. Gleich im Anschluss an die Ausbildung zum Verwaltungsangestellten beginnt Albrecht die Weiterbildung zum Verwaltungsfachwirt. Danach kommt ihm zugute, dass 2006 das Bayerische Hochschulgesetz geändert wurde. Bei entsprechender fachlicher Ausbildung braucht man kein Abitur mehr, um zu studieren. Also geht er 2010 an die Hochschule für Ökonomie & Management (FOM) in Nürnberg und studiert Wirtschaftsrecht.

Die FOM ist die einzige Fachhochschule, die den Bachelor-Studiengang berufsbegleitend anbietet. Das heißt: Während seine Freunde am Wochenende feiern, geht der inzwischen 23-Jährige Freitagnachmittag und Samstag zum Studium. Und als er drei Jahre später den Bachelor in der Tasche hat, setzt er auch gleich noch ein Masterstudium an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg obendrauf.

Neue Herausforderung

Im Heidecker Rathaus hat er inzwischen bereits im Einwohnermelde- und Passamt gearbeitet, erst die Stadtkasse und danach das Bau- und Ordnungsamt geleitet, ist Breitbandpate geworden und kümmert sich – auch hier – um die Öffentlichkeitsarbeit und die EDV. Doch mit dem Abschluss als Master of Marketing Management in der Tasche und der Gewissheit, dass man es auch auf dem dritten Bildungsweg weit bringen kann, fängt Christian Albrecht an, nach einer neuen beruflichen Herausforderung zu suchen.

2015 verlässt er daher seine Heimatstadt Heideck und wechselt zur Flughafen Nürnberg GmbH. Hier kann er gleich zwei Leidenschaften miteinander verbinden. Zum einen kümmert er sich als Manager für Online Marketing & Neue Medien um die digitalen Plattformen des Flughafens, betreut die Internetseite und das Intranet.

Ausgesprochener Weltenbummler

Zum anderen aber ist Christian Albrecht auch ein ausgesprochener Weltenbummler, da hat der Flughafen natürlich einen ganz besonderen Reiz. Seine erste Weltreise ist der Hauptgewinn in einem Online-Gewinnspiel, an dem sich Albrecht gemeinsam mit einem Freund beteiligt. Und weil der Freund bei der finalen Schätzfrage ziemlich nah dran ist am Ergebnis, geht es 2011 gemeinsam für fast fünf Wochen einmal um die Welt: Kuala Lumpur, Sidney, Los Angeles, New York.

Seitdem ist Albrecht mindestens einmal im Jahr gemeinsam mit Freundin Ann-Kathrin Schwarz, die in Eysölden an der Grundschule unterrichtet, weit weg. Letztes Ziel ist in den Weihnachtsferien Sri Lanka. Zwischendurch kann der Marketing-Experte sogar fünf Monate in China Vorlesungen halten. Ein Glücksfall für ihn.

Doch jetzt liegt der Fokus erst mal auf Allersberg. Um sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren, stellt sich der Bürgermeister-Kandidat bei der jüngsten Vorstandswahl im Heidecker Ortsverband nicht mehr zur Wahl. Die beiden Ämter im Kreisverband aber sind noch geblieben.

Albrecht ist Beisitzer im Kreisvorstand und stellvertretender Vorsitzender der Kreis-JU. Über diese Kontakte ist auch die Allersberger CSU bei ihrer Suche nach einem Kandidaten seinerzeit auf ihn aufmerksam geworden, hat im September angefragt und ihn zwei Monate später schließlich mit 100 Prozent der Stimmen ins Rennen um das Bürgermeisteramt geschickt.

"Sehr unvoreingenommen"

Dass er selbst kein Allersberger ist, sieht der inzwischen 30-Jährige dabei eher als Vorteil. Dadurch sei er "sehr unvoreingenommen". Oder anders gesagt: "Der Blick von außen ist gut". Der Wahlkampf läuft wieder berufsbegleitend: Die Wahlveranstaltungen sind in der Regel abends, die Firmenbesuche am Wochenende.

Seinen Vorgesetzten hat Christian Albrecht bereits mitgeteilt, dass er sich in Allersberg zur Wahl stellt. Schafft er im Juli den Sprung auf den Chefsessel, muss er schließlich kündigen. Die Möglichkeit, den Job für einige Zeit ruhen zu lassen, gibt es nicht. Und wenn er es nicht schafft? Dann "bin ich um eine Erfahrung reicher, die nicht viele in meinem Alter machen dürfen". Doch davon geht er erst mal nicht aus, "man tritt schon an, um zu gewinnen".

"Positiv in die Zukunft" heißt für Christian Albrecht daher auch das Motto im Wahlkampf. Es geht ihm um eine gute Standortpolitik für die Gewerbetreibenden, um die Entwicklung des Tourismus in der Rothseeregion und um mehr Lebensqualität für die Allersberger selbst. Es geht ihm darum, eine Verwaltung zu leiten, aber auch Ideen aus der Wirtschaft zu übernehmen, "und ich kenne beide Welten".

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