Claudia Roth am Rothsee

23.8.2017, 15:41 Uhr
Claudia Roth am Rothsee

© Foto: Jürgen Leykamm

Gleich zu Beginn wird die Politikerin doch glatt zur Kasse gebeten. Denn auch für sie erschallt aus der Spendenbox am Eingang ganz automatisch die Bitte um Geld. Der Ruf erklingt ausgerechnet dann, als der LBV-Ehrenvorsitzende Ludwig Sothmann von der Entstehung des Projekts erzählt, bei dem über alle Parteigrenzen hinweg "viele zusammengeholfen haben". Derweil schnappt sich Geschäftsführer Gerhard Koller die Box und versetzt sie sicherheitshalber. Beim Besuch der finanzkräftigen Spitzen der Landesbank habe man leider vergessen, sie aufzustellen, bedauern die Herren am Rande...

Man wolle "Mitkämpfer für die Bewahrung der Arten gewinnen", betont Sothmann das Ziel der Station, das doch sehr dem Grundsatzprogramm der Grünen entspreche. Es sei ein Umdenken erforderlich. "Zehn Hektar Mais ohne einen Grashalm" seien nicht zukunftsweisend und man könne nicht einfach zusehen, "wie uns das Rebhuhn unter der Hand wegstirbt". Worte ganz nach dem Gusto von Claudia Roth, die bekennt, dass sie zum ersten Mal am Rothsee ist. Laut denkt sie aber schon über einen möglichen Urlaub hier nach.

Und sie plaudert aus dem politischen Nähkästchen. Etwa über ihren Besuch beim Klimagipfel mit Bodybuilder- und Schauspieler-Ikone Arnold Schwarzenegger als Gastredner. Der ehemalige kalifornische Gouverneur habe sich mit deutlichen Worten zum Klimaschutz bekannt.

Dann wird es für die Besucherin etwas wackelig. Ihr Rundgang durch die Station beginnt an der Hängebrücke, die überquert werden muss. "Das hier sind unsere Multifunktionsstangen", erläutert kurz darauf die Leiterin der Einrichtung Lena Buckreus und deutet auf die Holzmasten, die aus dem Erdboden ragen. Das regt zum Vergleichen an und Claudia Roth fragt nach: "Sind das Marterpfähle für Umweltsünder?"

Butter geschüttelt

Aktiv werden darf die Vizepräsidentin dann beim Modellprojekt "Ackern für die Enkel", wo schon Milena Klumb aus Bonn wartet. Sie leistet nach dem Ablegen ihres Master in Biologie derzeit in der Umweltstation ihren Bundesfreiwilligendienst ab. Klumb drückt Roth ein Glas mit Sahne in die Hand – jetzt ist Butterschütteln angesagt. Sie könne ja dabei an den politischen Gegner denken. "Herr Dobrindt!" entfährt es Roth und sie schüttelt gleich noch etwas stärker.

Dass der Brotaufstrich auf diese Art hergestellt werden kann, "wusste ich nicht", bekennt die Abgeordnete und ist zugleich überzeugt: "Der Bundeslandwirtschaftsminister könnte hier auch noch was lernen." Vielleicht wie die ganzen Kräuter heißen, mit denen die Gäste ihre Butterbrote nach dem Schütteln belegen dürfen.

Beeindruckt zeigt sich Claudia Roth von dem unterfahrbaren Hochbeet, mit dem die Umweltstation aufwarten kann: senioren- und rollstuhlgerecht. Es sei aber nicht dazu gedacht, sich die Radieschen von unten anzusehen, heißt es zugleich scherzhaft. Weiter geht es zum Klimadeck, wo die Natur gerade ihren Tribut in Form von Wespen einfordert. Aber es ist das Bild einer Spinne, das Roth bei einem der Module sogleich ins Auge fällt.

Buckreus und Koller gelingt es aber, die Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Sinn des Geräts zu lenken: ein Frage- und Antwortspiel in Sachen Energiesparen. Wie man eine effiziente Heizkörperleistung erreicht? Durch Entlüften natürlich.

Im Innenraum der Umweltstation gehen dann alle auf die Suche nach Edelkrebs "Paulchen", der sich eigens für den hohen Besuch erstmals publikumswirksam "im Glas" präsentiert. Ebenso imponieren die Chitinpanzer des Tieres, werden sie doch in Gänze abgelegt. Was in freier Wildbahn oft den Eindruck hinterlässt, es handle sich um ein totes Tier. Hier erfährt Roth auch, dass viele Muscheln Füße haben, mit denen sie zumindest auf eine kleine Wanderschaft gehen können.

Alten Bekannten getroffen

Einen alten Bekannten trifft die Grünenpolitikerin bei der Installation, die die Gebärdensprache lehrt. Für viele Worte stehen hier Prominente Pate: Markus Söder (ehemaliger Umwelt- und jetziger Finanzminister im Freistaat) etwa für "Gemeinschaft". Über seinem Bild sagt die einstige Leiterin von Regens Wagner Zell, Schwester Gerda Friedel, einfach "Danke". Das sagt schließlich auch Roth selbst für die Führung durch die Station, die mit einem Quiz endet. Zum Aufwärmen muss man wissen, dass das "V" in "LBV" wohl nicht für "Vampirschutz" steht.

Aber es gibt auch schwere Fragen. "Da gebe ich lieber noch ein paar Sekunden dazu", dreht Buckreus an der Uhr. "So muss sich Gott fühlen", erklingt es dazu kommentierend. An die Reichhaltigkeit von dessen Schöpfung werde man gerade hier sehr gut und mit Leidenschaft erinnert, so Roths Fazit des Besuchs. "Hier merkt man wieder, was uns reich und das Leben schön macht. Genau das brauchen wir, denn wir haben viel zu verlieren." So manches Foto und Filmchen mit der Politikerin darf am Ende nicht fehlen. Dabei kann sie sich ein naheliegendes Wortspiel nicht verkneifen: "Ich bin Claudia Roth und auf Einladung des Kreisverbands Roth am Rothsee – was wollt Ihr mehr?"

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