"Colosseum 2.0": Tagespflege statt Disco

26.6.2018, 13:15 Uhr

© Foto: Gerner

Der mächtige rosafarbene Bau liegt nur einen Steinwurf vom östlichen Eingangstor zur Altstadt entfernt. Früher ging es im Inneren des Colosseum zuweilen richtig wild zu. Seit vielen Jahren ist das Haus allerdings verlassen. Die Stadt hat es vor geraumer Zeit gekauft. Ihr fehlte jedoch das Geld, um vorhandene Ideen umzusetzen.

Abreißen und neu bauen

Jetzt hat die Kommune die Immobilie wieder verkauft – an das einheimische Bauunternehmen von Christian Schlegel. Schlegel, der derzeit schon den Neubau des früheren Hammer-Anwesens neben dem Rathaus hochzieht, wird den Altbau abreißen und durch einen ähnlich aussehenden Neubau ersetzen. Der soll Platz bieten für eine vom Bayerischen Roten Kreuz betriebene Tagespflege (18 Plätze) sowie für neun Wohnungen mit einer Wohnfläche zwischen 55 und 136 Quadratmeter.

Der Stadtrat stimmte den Plänen zu. Bürgermeister Werner Bäuerlein freute sich, dass hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden könnten. Tagespflegeplätze seien wichtig. Denn die Vorgaben des Gesetzgebers – ambulant vor stationär – seien eindeutig, so der Rathauschef. Zudem könne die enorme Nachfrage nach Wohnungen zumindest zum Teil befriedigt werden.

Bäuerlein war froh über das Engagement des Investors: "Niemand sonst hat sich an ein Projekt dieser Größenordnung herangetraut. Eine kleine Unsicherheit allerdings gibt es noch: Weil das alte Colosseum in unmittelbarer Nähe zur Altstadt liegt, gehen Experten davon aus, dass man unterhalb der Fundamente auf Bodendenkmäler stoßen könnte. Eine entsprechende Untersuchung beim Hammer-Anwesen einige hundert Meter weiter westlich hatte immerhin 70 000 Euro verschlungen.

Größtes Baugebiet seit Jahren

Apropos neuer Wohnraum: Den nächsten Schritt hat der Abenberger Stadtrat in Sachen Baugebiet "Erweiterung Wiesenstraße" gemacht. Die Kommunalpolitiker billigten die Pläne des Ingenieurbüros Klos (Spalt). Demnach wird eine gut vier Hektar große Fläche zwischen dem Friedhof und der Ortsumgehung in 41 Baugrundstücke parzelliert. Käufer dürfen sich auf eine Top-Wohnlage freuen: altstadtnah, Südhanglage. Die Grundstücke sind zwischen 500 und 1000 Quadratmeter groß, das Interesse ist laut Bürgermeister Bäuerlein groß. Viele junge Familien haben sich schon in eine entsprechende Liste eintragen lassen.

Bis tatsächlich die Bagger anrollen, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Frühestens im Winter 2018/19 kann mit der Erschließung begonnen werden. Die Häuslebauer können vermutlich erst im Sommer 2019 einsteigen.

Weil durch das Baugebiet – das größte in Abenberg seit vielen Jahren – ein Biotop zerstört wird, hat die Stadt bereits im Vorgriff auf der gegenüberliegenden Seite der Ortsumgehung eine Ausgleichsfläche angepflanzt – in der Hoffnung, dass die bislang südlich des Friedhofs heimischen Fledermäuse und Höhlenbrüter umziehen.

Nur wenige Vorgaben

Im Baugebiet selbst macht der Stadtrat nur wenige Vorgaben. Erlaubt ist (fast) alles, was gefällt. Ausnahme: mächtige Pultdächer und Baumstamm-Holzhäuser. Wichtig: Im Baugebiet werden am Straßenrand insgesamt 35 Parkbuchten geschaffen. Darüber hinaus entsteht zur Ortsumgehung hin eine 4,50 Meter hohe Lärmschutzwand, die in Teilen allerdings jetzt schon existiert.

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