Das erste Triathlon-Lehrjahr ist absolviert

18.6.2018, 17:25 Uhr
Das erste Triathlon-Lehrjahr ist absolviert

© Foto: Giurdanella

Weit draußen auf dem See verschwimmt ein roter Fleck. Das könnte die erste Wendeboje sein. Oder ein Tretboot – ohne Brille ist das schwer zu sagen. Wendeboje wäre mir lieber, der rote Fleck scheint mir wirklich sehr weit draußen zu sein. Im Herbst vergangenen Jahres entstand im Freundeskreis die Idee, beim Rothsee-Triathlon als Staffel anzutreten, nun stehe ich am Ufer des Sees. Um mich herum zwölf Gefährten. Die Moderatoren unterhalten sich darüber, ob es möglich sein könnte, auf die zehn Minuten vor uns gestarteten Jedermann-Distanzler und Jugendlichen aufzuschwimmen.

Das könnte schon sein, bei den 3F-Staffeln, dem Wettbewerb für Familie, Freunde und Firmen, sind schon ganz gute Zeiten geschwommen worden. Zehn Minuten hat mal einer für die 750 Meter gebraucht. In dieser Kategorie schwimme ich nicht. 20 Minuten würde ich gerne unterbieten, seit dem Frühjahr bin ich im Bad einige Kilometer geschwommen, im See war ich noch nie. Überhaupt hat unsere Staffel, das TriTeam Gänsbach, nur geringe sportliche Ambitionen. Dass der Läufer es nicht zum Start geschafft hat, weil er noch Rasen mähen musste, umschreibt sie ganz gut. Aber wir wollten das einfach mal ausprobieren und gemeinsam einen Wettkampf meistern.

Der Startschuss überrascht mich etwas, wir sprinten ins Wasser. Schnell merke ich, dass alles ganz anders ist als im Freibad. Vor mir schlagen Füße, links zieht eine Kraulerin vorbei, rechts wirft mir eine Brustschwimmerin Wasser ins Gesicht. Gischt, braunes Wasser, von Badekappe und Schwimmbrille halb verdeckte Gesichter – alles wirbelt durcheinander und nach wenigen Metern bleibt mir die Luft weg.

Dabei hatte alles wirklich gut angefangen. Der Check-In am Vormittag lief problemlos, die Helfer sind super-nett. "We do this for you" steht auf ihren schwarzen Shirts und ich habe das Gefühl, dass sie es wirklich gerne machen. Geduldig erklären sie uns Neulingen, wo wir wann sein müssen, was wir dann anhaben müssen, welcher Beutel wo hinkommt und was darin sein muss. Im Schatten des Triathlon-Biergartens harren wir dann der Dinge, die kommen werden und schauen uns bei den Jugendlichen noch ein bisschen was ab. Wegen meiner unsportlichen Badeshort muss ich mir Kritik auf dem Fanlager anhören, ansonsten: nettes Flair und ein gemütlicher Nachmittag,

Im Wasser ist überhaupt nichts gemütlich. Weil ich nicht zu meinem Rhythmus finde und mir so die Luft zum Kraulen fehlt, bin ich als Brustschwimmer unterwegs. "Für was habe ich eigentlich trainiert?", frage ich mich und versuche, Anschluss zu halten. Nicht als Letzter aus dem Wasser kommen – das ist mein Waterloo, aber ich habe hart zu kämpfen. Die Führenden sind schnell außer Sicht, während dieser rote Fleck, der wohl doch die erste Wendeboje markiert, einfach nicht näherkommen will.

Am Abend nach dem Wettkampf unterhalte ich mich kurz mit Frank Kräker, einem der beiden Hauptorganisatoren des Triathlons, über die 3F-Staffeln. Der Wettbewerb geht etwas neben den Rennen des Nachwuchses, der Jedermanndistanz und der 2. Bundesliga über die Bühne. Die Herausforderung ist nicht allzu groß, 750 Meter Schwimmen, 19,5 Kilometer auf dem Rad, fünf Kilometer Laufen, für gute 60 Euro.

13 Staffeln sind es heuer, groß gewachsen ist die Zahl seit der Einführung 2016 nicht. Im vergangenen Jahr sah Kräker die Zukunft des Formates deshalb noch kritischer, auch heuer wünsche sich die TSG mehr Teilnehmer. "Wir werden das jetzt aber einfach mal so laufen lassen", sagt Kräker.

Bei mir läuft es auch langsam. Im vergangenen Sommer wurde von einem Kampffisch im Rothsee erzählt, der eine Schwimmerin durch den Neopren blutig gebissen haben soll. Vorab bin ich diese und andere Horrorstories genüsslich in Gedanken durchgegangen, es gruselt sich doch so schön. Aber jetzt ist für sowas keine Zeit, eine Rückenschwimmerin ist in Reichweite. Tatsächlich kann ich sie überholen, irgendwann lasse ich sogar die Wendeboje hinter mir. Mit einem Schlag wird alles einfacher, die zweite Boje ist gleich darauf passiert. Die Brille ist mittlerweile so beschlagen, dass ich das Ziel nicht mehr sehe, aber zwei Schwimmer vor mir kann ich noch erahnen, an die halte ich mich jetzt.

Irgendwann höre ich die Helfer am Ufer, spüre Boden unter den Füßen. "Super", ruft mir ein unbekannter Wasserwachtler entgegen – obwohl ich doch selbst mit mir hadere. Das geht runter wie Öl, ein ganzer Tanker voll. Plötzlich verstehe ich, wie wichtig Anfeuerung ist. Ein Sprint zum Radfahrer, Chipübergabe, dann ist mein Wettkampf beendet. Ich bin nicht Letzter und ziemlich glücklich.

Vorab wollte ich von Ingo Macher, dem La Carrera-Teamchef, wissen, was einen Triathleten ausmacht – und ob ich als Staffelschwimmer denn schon einer sei. Macher war sehr freundlich, verwies aber auf den Triathlon als Dreikampf. Alle Disziplinen seien von daher schon zu absolvieren, wenn man ein richtiger Triathlet sein wolle. Als Einstieg sei eine Staffelteilnahme aber super, vor allem mit dem Ziel, beim nächsten Mal als Einzelstarter anzutreten. Ein Zwinkersmiley hat er dazugesetzt.

Schwimmer der 3F-Staffel sei so wie Triathlet im ersten Lehrjahr, hat mir Macher noch geschrieben. Ob ich es bis zum Gesellenstück schaffe, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber Spaß hat es gemacht – für’s nächste Jahr hat sich unsere Staffel schon verabredet.

3F-Staffeln

1. Die Drei Muskeltiere 1:19:30, 2. Die Leckeren 1:20:28, 3. Club-Mädels 1:21:10, 4. The Frenchies 1:21:41 5. Die Wasserwölfe 1:22:39..

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