Das jüdische Leben in Georgengmünd

8.10.2017, 14:34 Uhr
Das jüdische Leben in Georgengmünd

© Foto: Robert Unterburger

"Was hier entstanden ist, ist absolut sehenswert und lesenswert", sagte Ben Schwarz. Berghofer sei es gelungen, ein wissenschaftliches, gut lesbares Standardwerk zu schaffen. Jeder, der sich für die jüdische Kultur interessiert, bekomme eine Fülle von Informationen. Die Ausstellung sei eine Mischung der Ausstellung von 2013, ergänzt mit Aspekten aus dem Band 2 "Die Anderen". Auch für Schulklassen sei diese Ausstellung mit Führungen hervorragend geeignet.

Gerd Berghofer stellte das neue Buch und die Ausstellung vor. Den Beginn des jüdischen Lebens mit dem Juden Jacob im Jahre 1542 nannte Gerd Berghofer "nur eine Momentaufnahme". Der Anfang der jüdischen Geschichte Gmünds falle in die Schlussphase der ersten Grundherren, der Familie von Hausen. Die Vorgeschichte Gmünds gehe zurück auf das Jahr 1250, als die ersten Hausener erwähnt werden. Als der letzte derer von Hausen stirbt, habe das jüdische Leben in Gmünd begonnen.

Bis zum 30-jährigen Krieg sei die jüdische Gemeinde zur Blüte gekommen. Berghofer wies darauf hin, dass er den Standort der ersten Synagoge lokalisiert hat. "Sie war dort, wo heute die Diakoniestation steht." Wichtig für die zweite Synagoge sei der polnische Wandermaler Elieser Sussmann geworden, der die Synagoge ausmalte. Bedeutend sei die Entwicklung des Landjudentums geworden. "Juden stiegen auf bis zu Leitern von Weltkonzernen", so Berghofer, "jedoch wurden über zwei Generationen hinweg die Juden gegängelt und etliche Juden wanderten aus." Georgensgmünd sei geprägt vom Hopfenhandel und ein Ort der Hopfenjuden geworden, "allein das wäre ein Bachelor-Arbeitsthema."

Berghofer dankte dem Heimatverein, dem Kulturamt und dem Bauhof, dem Verleger der Nürnberger Nachrichten, Bruno Schnell, dem Landrat Herbert Eckstein, Fritz Volkert und anderen Heimatforschern und Axel Schwaiger für ihre Mithilfe. "Die Ausstellung ist hervorragend gemacht", lobte der Landrat. Man könne aus der Geschichte lernen. Umfangreich wie das Buch ist die Ausstellung in der Synagoge. So erzählen im Hauptraum 18 Tafeln die Geschichte der Juden in Georgensgmünd von der ersten urkundlichen Erwähnung bis zum Ersten Weltkrieg. Die erste Tafel beschäftigt sich mit den frühen Grundherren, den Herren von Hausen. Im Schulraum werden die früher in Gmünd lebenden Familien vorgestellt. Der Besucher findet Informationen zu den Familien Apfel, Gern, Gerstle und Großmeyer. Eine Vitrine zeigt Gegenstände und Dokumente. Vor der Mikwe informiert eine Tafel über den Schabbes (Sabbat). In der Mikwe zeigt eine Doppeltafel die jüdischen Speisegesetze und die Rolle der Frau im Judentum auf.

Auf der Hauptempore schildern drei Tafeln die Zweige der Familie Heidecker. Die Vitrinen zeigen Ausstellungsgegenstände, auch originale Genisa-Fundstücke. Auf der Nebenempore stellen die restlichen sechs Tafeln die jüdischen Familien Mehler, Neumark, Schloss, Lewy, Sohn, Tachauer, Wild und Welsch vor. An der Stirnseite erinnert eine Gedenktafel an sie. Auf der Sitzbank ausgelegt kann sich der Besucher über die schrittweise Entrechtung der Juden informieren.

Im einstigen Lehrerwohnraum ist ein Film über die jüdischen Schätze Georgensgmünds zu sehen. Zusätzlich findet man dort Infomaterial und kann testen, wie viele jiddische Worte einem geläufig sind.

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