Das Roth, aus dem Lkw rückwärts wieder raus müssen

27.8.2018, 15:25 Uhr
Das Roth, aus dem Lkw rückwärts wieder raus müssen

© privat, Claudia Bartak

Einen Menschen zu finden, der etwas über Roth weiß, war leichter als gedacht: Wir haben einfach bei der Gemeindeverwaltung von Windeck angerufen und nach einem Ansprechpartner gefragt, der uns etwas über den Ortsteil Roth erzählen kann. Claudia Bartak nahm den Hörer ab und gab uns folgende Antwort: "Das trifft sich gut. In Roth wohnen 18 Personen und mit einer davon sprechen Sie gerade."

Die Ortschaft Roth zu finden, ist dagegen offenbar nicht ganz so einfach: "Wir leben in einem bergigen Waldgebiet", erklärt Bartak. Nach Roth führt nur eine einzige, schmale Straße abseits aller großen Verkehrswege. Wer wieder aus dem Ort hinaus will, muss wenden und zurück nach Wilberhofen fahren, wo er hergekommen ist.

127 Kühe, elf Hühner, ein Hund

Mancher Gast kommt trotzdem ganz unfreiwillig nach Roth: "Es gibt in der Nachbarschaft noch ein Roth bei Hamm/Sieg. Da kommen öfter mal Lkw in unser Roth, die eigentlich in das andere Roth wollen. Und die müssen dann rückwärts wieder raus." Eine Wendemöglichkeit für Lkw gibt es nämlich nicht. Da würde manchem Lkw-Lenker ein Blick auf die Postleitzahl durchaus helfen: Roth bei Rossel hat die 51570 und Roth bei Hamm auf der rheinland-pfälzischen Seite der nahen Landesgrenze die 57539.

Einen Flughafen, einen Bahnhof, eine U-Bahn, eine Autobahnanschlussstelle, eine Bundesstraße oder wenigstens eine Ampel — das hat Roth bei Rossel alles genau so wenig wie Hektik und Verkehrsstau. Neben den 18 Einwohnern gibt es aber immerhin 127 Kühe, elf Hühner und einen Hund. Und ganz viel entspannte Ruhe mitten im Wald.

Eiche mitten im Ort ist 870 Jahre alt

Das Roth, aus dem Lkw rückwärts wieder raus müssen

Der nächste größere Ort heißt Dattenfeld und liegt im Tal des Flusses Sieg. "Da müssen wir Rother immer mit dem Auto hin, wenn wir was einkaufen wollen. Auch der Kindergarten ist in Dattenfeld und der Hausarzt", informiert Claudia Bartak. Der Bauernhof ihres Bruders steht am Rande von Roth und repräsentiert damit die gesamte örtliche Wirtschaft.

Offizielle Feste gibt es in Roth nicht, aber die Dorfbewohner treffen sich immer wieder zu privaten Feierlichkeiten. Aus Bartaks Sicht wirkt sich die einsame Lage von Roth hier ausgesprochen positiv aus: "Wir laden dann einfach immer alle aus dem Dorf ein und dann stören wir auch niemanden, weil ja alle dabei sind."

"Gut", so beschreibt Bartak nicht nur wegen der Feierkultur das Miteinander in Roth: "Jeder passt auf den anderen auf, zum Beispiel auf’s Haus, wenn jemand in den Urlaub fährt." Wobei man theoretisch gar nicht weit fahren muss, um es schön zu haben: "Wir haben wahnsinnig viele Wanderwege, die durch Roth oder an Roth vorbei führen", erklärt Bartak. Besonders schön "sind die vielen alten Bäume hier. Das ist einzigartig. Mitten im Ort steht eine Eiche, die ist über 870 Jahre alt." Im Winter ziehen die Rother Hänge zahlreiche Tagestouristen an: "Dann kommen alle zu uns zum Skifahren."

Neugierig auf das mittelfränkische Roth

In Roth in Mittelfranken war Claudia Bartak noch nie. "Aber", meint sie zum Schluss des Telefongesprächs, "das würde mich jetzt schon sehr interessieren. Ich glaube, da schaue ich mal vorbei." Für den ersten Eindruck wäre sie neugierig auf einen Stadtinfo-Flyer und fragt, ob ihr die Stadt Roth wohl einen solchen nach Roth bei Rossel schicken könnte?

Das müsste sich im Dienste des inter-rother Tourismus doch machen lassen — Herr Bürgermeister Edelhäußer, bitte übernehmen Sie!

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