David Einzelhandel kämpft gegen Goliath Internet

22.12.2016, 16:46 Uhr
David Einzelhandel kämpft gegen Goliath Internet

© Foto: Ralf Hirschberger/dpa

Das kann auch Fritz Bernlocher vom gleichnamigen Schmuckgeschäft in Hilpoltstein bestätigen. Er ist mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft nicht unzufrieden, „aber es hätte mehr sein können. Wir sind froh, wenn wir die Vorjahreszahlen erreichen“, so der Uhrmachermeister. „Das Internet wird immer mehr zur Konkurrenz“, bedauert er. Vor zehn, 15 Jahren habe Bernlocher ein Viertel seines Jahresumsatzes kurz vor Weihnachten gemacht. Diese Zeiten sind vorbei.

Zumindest sei es in der Schmuckbranche immer noch so, dass viele Leute sich im Internet informieren, aber dann doch die Schmuckstücke sehen und anfassen wollen, bevor sie sie kaufen. Etwas anders verhalte es sich bei Uhren. In jüngster Zeit kämen immer öfter Kunden zu Bernlocher, die nagelneue Uhren kürzen lassen wollen, die sie nicht in seinem Geschäft gekauft haben. Dafür müsse er natürlich einen kleinen Obolus verlangen.

So richtig enttäuscht über das Weihnachtsgeschäft ist Anita Noderer von Naturkost Noderer am Hilpoltseiner Marktplatz. Ihr Laden mit vielen erlesenen Leckereien, Kosmetik- und Dekoartikeln ist prädestiniert für das ein oder andere Weihnachtsgeschenk. Doch: „Das vorweihnachtliche Geschäft ging gar nicht.“ Erst seit dieser Woche kämen einige Kunden mehr als sonst. Vor allem feine Pralinen und erlesene Weine, die man zu besonderen Anlässen kauft, sind gefragt. Aber das hilft Anita Noderer, die den Laden seit fast acht Jahren betreibt nicht weiter. Sie wird das Geschäft wohl Ende Januar schließen. Sie hat auch einige Erklärungen dafür parat. So mache sich vor allem die Konkurrenz durch die großen Supermärkte und die Drogerien an der Allersberger Straße und am Altstadtring bemerkbar. Und die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ greife immer noch weiter um sich.

Dazu kommt: „Viele Leute sind bequemer geworden. Sie wollen nicht mehr extra in die Stadt fahren und Tüten rumtragen, wenn es so einfach ist, etwas im Internet zu bestellen.“ Das werden wohl in einigen Jahren auch die Supermärkte zu spüren bekommen, meint Noderer. Schon jetzt könne man sich seine Lebensmitteleinkäufe im Internet zusammenstellen und direkt nach Hause liefern lassen.

Selbiges gilt auch für Eintrittskarten für verschiedenste Veranstaltungen, die oft unterm Christbaum landen. Doch diese werden auch noch gerne im Geschäft mit Beratung und dem einen oder anderen Tipp gekauft. So herrscht in der Adventszeit beim Ticketvorverkauf unserer Zeitung Hochkonjunktur. Beliebt seien vor allem Karten für Konzerte, Musicals oder für Events, bei denen die ganze Familie mitgehen kann, zum Beispiel für Zirkus-Shows, oder aber auch Ticket-Gutscheine, berichtet HiZ-Mitarbeiterin Heike Hahn. „Der Verkauf ging nur etwas später los in diesem Jahr“, stellt sie fest.

Keinen Grund zu klagen hat Kerstin Schröder, Filialleiterin im Modehaus Frenzel in Hilpoltstein. Man sollte meinen, dass gerade im Bekleidungs-Business das Internet klar vorne liegt. Das mag bei einigen Geschäften so sein. „Wir haben immer noch gleichbleibende Umsätze“, hält Schröder dagegen und „mit dem Weihnachtsgeschäft sind wir sehr zufrieden.“ Dass dem so ist, sei zum einen der treuen Stammkundschaft zu verdanken, die die kompetente Beratung zu schätzen wisse. Zum Dankeschön gab‘s für diese Kunden Weihnachtsgutscheine, die sie gerne einlösten. „Oder sie schauten einfach mal auf einen Punsch oder einen Espresso rein“, den es bei Frenzel gibt. Man müsse am Ball bleiben und sich immer wieder Aktionen einfallen lassen, ist die Fachverkäuferin überzeugt. Außerdem zähle in einer Kleinstadt wie Hilpoltstein der persönliche Kontakt noch mehr als in einer Großstadt.

Sicher, so Schröder, bestelle der ein oder andere mal ein Kleidungsstück im Internet, aber besonders die ältere Generation schwöre auf die persönliche Beratung im Fachgeschäft, sodass sogar Kunden aus Roth kämen. Und: Hilpoltstein ist in den vergangenen Jahrzehnten ja auch durch die Neubaugebiete gewachsen, was dem Modehaus neue Kunden beschert. Nicht zu vergessen, dass sie in der Innenstadt kostenlos parken können.

Na dann ab in die Innenstädte, wer noch kein Geschenk hat. Und wer jetzt immer noch nicht so recht weiß, was er schenken soll oder nicht ins Fettnäpfchen treten will mit seinem Präsent, der kann noch zu einem Gutschein greifen. Der Hilpoltsteiner Gewerbeverein pluspol bietet solche an. Erhältlich sind diese in der Buchhandlung Schmid, im Schmuckgeschäft Bernlocher, im Kaufhaus Nopotel oder bei Naturkost Noderer. Einlösen kann man sie bei fast allen Teilnehmern des Gewerbevereins.

Oder schenken Sie Ihren Liebsten einfach ein gemeinsames Erlebnis, einen Ausflug oder Kurztrip. Das soll verschiedenen Umfragen zufolge besonders gut ankommen.

Keine Kommentare