Dem grünen Gold auf der Spur: Im HopfenBierGut-Museum in Spalt

29.8.2017, 17:57 Uhr
Jochen Wiltschko führt die Seniorengruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) aus Tirschenreuth das Museum. Hier erklärt er, wo überall auf der Welt Spalter Hopfen verwendet wird.

© Lea-Verena Meingast Jochen Wiltschko führt die Seniorengruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) aus Tirschenreuth das Museum. Hier erklärt er, wo überall auf der Welt Spalter Hopfen verwendet wird.

"Der Bau aus dem 15. Jahrhundert mit dem alten Fachwerk trifft im Museum auf moderne Elemente wie das Panorama-Kino und den dreidimensionalen Stadtplan — das ist ein schöner Kontrast", sagt Jochen Wiltschko aus Georgensgmünd, der seit den Anfängen des Museums Besucher durch die Räume führt und Stadtführungen in Spalt anbietet.

Eine der Attraktionen: der internationale Biertisch, ein digitales Tischlein-Deck-Dich. Zuerst denkt man, es ist ein langer Tisch. Es ist aber ein Bildschirm, der auf seiner Oberfläche Tisch-Optik abbildet. Am vorderen Ende liegt ein Bierdeckel. "Jetzt finden wir heraus, wie der Spalter Hopfen mit der ganzen Welt vernetzt ist", sagt Jochen Wiltschko, der die Seniorengruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) aus Tirschenreuth durch das Museum führt.

Wiltschko nimmt eine Bierflasche aus einer Holzkiste, die neben dem Tisch steht, und stellt sie auf den Bierdeckel. Auf einmal verändert sich das Bild: Der Tisch deckt sich wie von Zauberhand: Suppen mit typisch asiatischen Löffeln, Sushi mit Essstäbchen und Schalen mit Reis tauchen nacheinander auf. Die Besucher geben Laute des Staunens und ein überraschtes Lachen von sich.

"Wir sind jetzt in Japan. Dieses Bier aus Spalter Hopfen heißt Heartland. Dort isst man natürlich Sushi und viel Reis. Frozen Nama ist dort ein Trend – gefrorener Bierschaum", erläutert Jochen Wiltschko. Der internationale Biertisch zeigt die Besonderheiten der jeweiligen Bierkultur in sechs Ländern: Japan, Australien, Belgien, USA, Deutschland und Mexiko.

Seit 2015 beherbergt das Kornhaus das HopfenBierGut-Museum und die Tourist-Information von Spalt. Zuvor wurde das Haus aufwändig saniert und ist dadurch auch barrierefrei.

Am Anfang war da nur eins: ein Wald. "Ein ganz stattlicher Wald musste dem Bau des Kornhauses weichen – heißt es in historischen Unterlagen", sagt Wiltschko. Das ehemals bischöfliche Kornhaus entstand ab 1456 als äußerst stattlicher Bau: mit 36 Metern Länge, mehr als 13 Metern Breite und 20 Metern Höhe. Es ist das wichtigste Gebäude des ausgehenden Mittelalters im Umkreis. 1862 wurde das Kornhaus Hopfenlager der Stadt Spalt und später Hopfensignierhalle.

Der Hopfen und die Stadt Spalt gehören einfach zusammen — und das schon ganz lange. Spalt hat 1538 das erste Hopfensiegel der Welt erhalten. Denn: Nur Aromahopfen aus dem Spalter Hügelland darf sich Spalter Hopfen nennen. Um diese wertvolle Herkunftsbezeichnung zu schützen, durfte die Stadt den Spalter Hopfen mit diesem Siegel eindeutig kennzeichnen.

Mehrere internationale Medaillen, mit denen der Spalter Hopfen ab dem 19. Jahrhundert ausgezeichnet wurde, sind auch im Museum ausgestellt. Besucher können auf insgesamt 1200 Quadratmeter Fläche verschiedene Exponate begutachten, die zeigen, welche Materialien bei Ernte, Verarbeitung und Versand von Hopfen nötig waren: verschiedene Harken, eine Presse, Waagen, mit denen der gepresste Hopfen abgewogen wurde, und Schablonen, mit denen früher die Säcke beschriftet wurden.

Selbst Bier brauen

Im zweiten Stock erfahren die Besucher etwas über den Rhythmus eines Hopfenjahres. Sie finden sich in einem Hopfengarten wieder, denn es umgibt sie eine Rundum-Kinoleinwand. Zunächst ist noch Winter, dann kommen die ersten Triebe und die Hopfendolden entwickeln sich. Im Sommer steht der Hopfen in voller Pracht. Ende August beginnt die Ernte, aus Hopfen wird Bier und schließlich ist wieder Winter.

Prächtiges grünes Gold: Das Wetter im Juli und im August war ideal für die Kletterpflanzen.

Prächtiges grünes Gold: Das Wetter im Juli und im August war ideal für die Kletterpflanzen. © Lea-Verena Meingast

Im Erdgeschoss des Museums befindet sich außerdem ein Seminarraum, in dem Bierseminare stattfinden. Hier können Gruppen ihr eigenes Bier brauen – und nach einiger Reifezeit auch mit nach Hause nehmen. Der Raum kann auch für Veranstaltungen, wie Hochzeiten oder Firmenfeiern gemietet werden.

Alle Spalter sind Brauereibesitzer

"Das Spalter Hopfenanbaugebiet ist mit 350 Hektar das viertgrößte in Deutschland", erzählt Wiltschko der Besuchergruppe. Nur Tettnang am Bodensee, das Elbe-Saale-Gebiet in der ehemaligen DDR und die Hallertau, mit 15 000 Hektar das größte Anbaugebiet Deutschlands, sind größer.

Die Spalter Stadtbrauerei ist ein echtes Unikat: Sie ist die letzte verbliebene kommunale Brauerei Deutschlands. Sie entstand 1879, als die Gemeindeabgeordneten beschlossen, die über 300 Jahre alte Lammsbrauerei zu ersteigern. Seitdem sind alle Spalter Bürger Besitzer der Stadtbrauerei. Mit dem Bürgermeister wählen sie gleichzeitig deren Geschäftsführer.

Spalt als Vorreiter

Um eine genaue Unterscheidung vornehmen zu können, wurde das Anbaugebiet 1892 in drei Siegelbezirke eingeteilt: Stadt, Bezirk und Kreis. Spalt ist mit seinem Stadthopfen bis heute der wichtigste Bezugspunkt beim Anbau von Hopfen in der Region — und war Vorreiter.

Dem grünen Gold auf der Spur: Im HopfenBierGut-Museum in Spalt

© Lea-Verena Meingast

Mit dem deutschen Hopfenherkunftsgesetz wurde 1929 für alle deutschen Hopfenanbaugebiete das Prinzip der Siegelbezirke umgesetzt, das hier bereits seit dem 16. Jahrhundert existierte. Die Begleiturkunde, ohne die der Hopfen nicht verarbeitet und gehandelt werden kann, ist bis heute ein offizielles Dokument, das nur von einem eigens beauftragten und vereidigten Siegelmeister ausgestellt werden kann. Die als Siegelschein bezeichnete Urkunde ermöglicht es, den Weg einer Hopfenmenge lückenlos nachzuverfolgen – vom Hopfengarten bis zum verarbeiteten Produkt, zum Beispiel Bier.

Bieraromen erriechen

Biere verfügen über ein Spektrum an Aromen, die im menschlichen Geruchsgedächtnis teilweise mit anderen Lebensmitteln verbunden werden. Das Museum macht das spielerisch anschaulich: An mehreren Riechstationen müssen einzelne Geschmacksnoten erraten werden: Die Aromen, die hier in einer reinen und intensiven Form riechbar sind, können bei bewusstem Kosten auch in den Spalter Bieren entdeckt werden.

Das kann im Anschluss an den Besuch des Museums gleich getestet werden: Im Eintritt enthalten ist eine Verköstigung von 0,2 Liter an der ProBierBar sowie das Spalter HopfenBierGutGlas zum Mitnehmen. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 6,50 Euro, ermäßigt fünf Euro. Für Gruppen gibt es gesonderte Preise.

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