Den Hopfen wie in früheren Zeiten gezupft

27.8.2017, 17:32 Uhr
Den Hopfen wie in früheren Zeiten gezupft

© Fotos: Jürgen Leykamm

Doch schon lange vor dem Wettbewerb gehen die Festgäste ans Werk. Sie wollen hautnah erleben, wie es sich anfühlt, nach alter Sitte die Reben von den Dolden zu befreien, so ganz ohne maschinelle Hilfe. Es finden sich alte Bekannte ein, die auch auf Historie setzen – wie etwa "Radsherr" Helmut Walter, Leiter des Fahrradmuseums Pflugsmühle. Auch Spalts 2. Bürgermeister Alfred Zottmann ist fleißig, drei volle Körbe gehen auf sein Konto.

Es sind auch weitgereiste Gäste aus Hessen oder Schwaben zu finden, darunter Urlauberin Sandra Maly aus Waldenbuch. Töchterchen Jana inspiziert die Dolden ganz genau. Zum Mitpflücken ist sie mit sechs Monaten freilich noch zu jung. Über reiche Pflückerfahrung verfügt indes Hanni Gruber aus Großweingarten, die erklärt, worauf es ankommt: "Sauber zupfen, ka Bladli nei, ka Streisli nei – und a ned rupfen", reimt sie. Georg Seitz aus Mosbach schnappt sich erst mal ein "Seidla" und genießt es mitten zwischen den Reben. Die lassen sich auch gut als Haarschmuck verwenden, wie Monika Zeiß aus Altötting erkennt und sich entsprechend präsentiert.

Eine zupfende Familie ist gar im fernen Detroit zu Hause. Aus der Spalter Partnergemeinde Bad Sauerbrunn im Burgenland kommt Richard Zipfel: ein Hobbypflücker und Bierliebhaber aus einer Weingegend, den die Hopfen- und Bierstadt erst zu einem solchen werden ließ. Auch Ursula Pernsteiner aus Spalt will es noch einmal wissen. Die Vorjahressiegerin des Wettbewerbs geht erneut an den Start.

Bevor es so weit ist, darf ausgiebig geübt werden. Nach dem Einzug repräsentativer "Hopfenbloder" (Pflücker) mit ihrer "Hopfendurl" (ein Stoffmaskottchen) folgt gleich noch ein mit Spannung erwartetes Paar: Alfons Ehard, der 30 Jahre lang Hopfen angebaut hat, mit seiner Enkelin Katharina Zwengauer, die so von Kindesbeinen an mit dem Klettergewächs vertraut ist. Jetzt ist es also raus: Sie ist die neue Hopfenkönigin! Ihre Schärpe bekommt sie von zwei anderen Hoheiten umgehängt, der Fränkischen Seenlandkönigin Katharina Strobl und der Merkendorfer Krautkönigin Carolin Kleemann.

"Ich bin eine Spalterin durch und durch", sagt Zwengauer bei ihrer Inthronisation. So sei ihr das Amt natürlich eine große Ehre, außerdem mache sie mit der Übernahme auch ihrer Familie eine große Freude. "Du hat das richtige Hopfenherz", betont Bürgermeister Udo Weingart. Die 22-Jährige versteht sich nicht nur auf das "grüne Gold", sondern als Kauffrau für Versicherungen und Finanzen auch auf handfeste Geldwerte. Ihr nicht zur Seite stehen kann zum Fest die amtierende Bierkönigin Elisa Meyer, weil sie "in der Kirche singen muss", wie es heißt. Ein kleiner Wermutstropfen, was aber auch gut passt, denn ein Schluck Wermut gehört beim traditionellen Pflücken dazu. Außerdem pflückt Meyers Vorgängerin Julia Bayerlein mit, und mit Karin Heckl ist auch eine von Zwengauers Vorgängerinnen mit am Start.

Große Dolden

Wie sie selbst Beruf und Berufung als Hopfenrepräsentantin unter einen Hut zu bringen gedenkt, will Weingart von Zwengauer wissen. "Durch gutes Zeitmanagement", lautet die Antwort. Genau das ist auch beim Zupfwettbewerb gefragt, bei dem zwei Dutzend Teilnehmer loslegen. Die Ernte brachte große Dolden und wenige Blätter. Gute Voraussetzungen also für den Wettbewerb, bei dem es nicht nur auf die Menge ankommt, die in einer Viertelstunde gepflückt wird, sondern auch auf Sauberkeit und Qualität. Christoph Wechsler tritt mit einem T-Shirt an, auf dem von der "Spalter Nummer eins" die Rede ist. Nomen ist hier tatsächlich Omen – er gewinnt, weil er am saubersten gepflückt hat. Vielleicht kamen ihm dabei auch die Fingerfertigkeit als Gitarrist der Band "Edelexport" zugute.

Das Teilnehmerfeld reicht vom jugendlichen Touristen bis zur heimischen Mittachzigerin. "Flüssige Preise" gibt es für die zehn Besten. Die Seenlandkönigin schafft es auf den siebten, die Vorjahressiegerin auf den sechsten Platz. Die Mosbacherin Ursi Heckl (Mutter der Ex-Hopfenkönigin) gelingt der Sprung auf Rang drei. Christoph Wechsler ist glücklich, es erneut geschafft zu haben. 2013 trat er erstmals an und feierte gleich einen Sieg, nun darf er sich wieder Hopfenzupfermeister nennen. Auch nach dem Wettbewerb wird munter gezupft. Monika Maul, die einst bis zu zehn Körbe am Tag geschafft hat, zeigt ihren Enkeln Lilith, Klara und Leonard, wie es geht. Derweil führt Sabrina Müller, scheidende Chefin des HopfenBierGut, nordbayerische Biersommeliers durch den Museumshopfengarten.

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