Den Spalter Hoheiten fällt der Abschied schwer

21.4.2017, 06:00 Uhr
Den Spalter Hoheiten fällt der Abschied schwer

© Jürgen Leykamm

Beide sind bildhübsch, redegewandt, gesellig und verfügen über ein bezauberndes Lächeln, das so gut wie nie aus dem Gesicht verschwindet, egal ob sie beruflich, privat oder als Majestät unterwegs sind. Die Grenzen verschwimmen eh.

Die Mittzwanzigerinnen erinnern sich sehr gerne an die vergangenen beiden Jahre zurück, als sie mit glänzendem Zepter und zarter Hand regierten und repräsentierten. Was ihnen vorzüglich gelungen sei, sagt Helga Klüh, Tourismus-Chefin in Spalt: "Ihr wart außerordentlich gute Königinnen und habt toll harmoniert!" Die beiden "sind einfach sensationell gewesen, die Stadt war immer sehr stolz auf Euch!", schließt sich Spalts Bürgermeister Udo Weingart an, der des Öfteren mal Chauffeur spielen durfte.

Dass ein solch besonderes Ehrenamt, wie es Baierlein und Müller noch inne haben, sehr zeitintensiv ist, wird schnell deutlich. In den zwei Jahren mussten sie 55 Termine absolvieren. In Spalts Partnerstadt St. Cloud durften die Hoheiten hoch oben von der Feuerwehrleiter aus die jubelnde Menge begrüßen. "Dabei habe ich eigentlich Höhenangst", sagt Barbara Müller. Einschlägig in Erinnerung bleiben wird Julia Baierlein eine Rundreise durch die heimischen Lande, die in Allmannsdorf bei der "Burning Beach Party" endete: "Mit Stöckelschuhen im Sand gar nicht so einfach!"

Kochen mit Schuhbeck

Die vielen Buttons an den beiden Schärpen künden von vielen Stationen, Erlebnissen und Begegnungen. Mit den Chefs der Hopfen- und Brauerorganisationen galt es sich auszutauschen, aber auch mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten, der die Damen zum Neujahrsempfang nach München lud. Bei der Landesausstellung in Aldersbach anlässlich des 500. Jahrestages des Reinheitsgebots durften sie natürlich auch nicht fehlen. Hier fanden sich auch viele andere Hoheiten ein, gemeinsam mit Starkoch Alfons Schuhbeck wurde der Kochlöffel geschwungen. "Wir haben viele interessante Leute kennen gelernt", so Baierlein und Müller, "aber die Kinder waren immer unsere größten Fans".

Am Anfang sei es gar nicht so leicht gewesen, immer wieder in Bierzelten und Hallen das Mikrofon in der Hand zu halten. Irgendwann aber seien dann die Worte wie von selbst gekommen. Ob beim Fassanstich bei Kirchweihen oder Hopfenrundfahrten — mindestens eine der beiden Königinnen war immer mit von der Partie.

Geschichte bei Facebook fortgeschrieben

Der Charme eingesetzt wurde unter anderem in Südtirol, denn bei "Wein trifft Bier" wollte Letzteres natürlich gut repräsentiert sein. Der ausscheidende Kutschenfahrer Ludwig Hoffmann wurde auf seiner letzten Fahrt begleitet, eine neue Kutsche von beiden Damen per Jungfernfahrt eingeweiht. Gemeinsam haben die beiden Königinnen eine Facebook-Seite ins Leben gerufen, die nun die Geschichte der Bier- und Hopfenköniginnen Spalt fortschreibt.

Sie genossen große Veranstaltungen wie das Oktoberfest in München und das Altstadtfest in Nürnberg, die vielen kleineren aber seien "das Salz in der Suppe" gewesen, bekunden beide und werfen hinterher: "Es fällt schon schwer zu gehen — aber es sollen auch andere in den Genuss unserer Ämter kommen".

Viele, viele Fotos

Wer künftig auch immer im Amt sein wird, "ein gewisses Improvisationstalent ist nicht verkehrt", sagt Weingart. Unter anderem müssen auch mal drei Kirchweihen in Folge besucht werden. "Da habe ich mich oft schon auf der Arbeit umgezogen", sagt Julia Baierlein, die bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd tätig ist. Für Barbara Müller ist dies keine Option, sie arbeitet bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart.

Beide finden sich nun auf unzähligen Smartphones wieder. Hätten sie jedes mal einen Euro verlangt, wenn sie geknipst worden sind, "dann wären wir jetzt um einiges reicher", so Müller. Vom Polizisten in St.Cloud bis zum verschwitzten Biker bei der BR-Radltour in Spalt: Überall galt es, in die Kamera oder das Mobiltelefon zu lächeln. Bei so vielen Terminen war es natürlich auch wichtig, verschiedene Gewänder zur Verfügung zu haben. So gab es je eins für feierliche Anlässe und eines, mit dem sich dem Wetter und widrigen Bodenverhältnissen besser trotzen ließ. Alle vier Majestätendirndl wurden dabei von der Schwester der Hopfenkönigin maßgeschneidert.

Wer die Nachfolge von Barbara Müller antritt, steht noch nicht fest. Im Fall von Julia Baierlein natürlich schon. Als Bierkönigin hat sie am Abend des Brauereifestsonntags (Tag des Bieres, 23. April), ihren letzten großen Auftritt.

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