Der Spalter Hopfen lässt hoffen

27.8.2014, 17:34 Uhr
Der Spalter Hopfen lässt hoffen

Gemeinsam mit Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf, Hopfenkönigin Karin Heckl, Georg Zeiner vom Hopfenpflanzerverband sowie Dr. Frank Braun und Hans Zeiner von der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Spalt stellte Familie Meyer gestern ihren Betrieb und die Situation im Spalter Anbaugebiet vor. Ihr Hof geht auf die Gründungszeit Mosbachs vor 1300 zurück. Die heutigen Gebäude stammen aus der Blütezeit des Spalter Hopfenanbaus im 19. Jahrhundert. Die steinerne Bauweise und die damals neuen, extrem hohen Giebel zum Trocknen des Hopfens auf den durchlüfteten Böden zeugen vom Wohlstand, den das „grüne Gold“ in den Ort brachte. 1860 wuchsen rund um Mosbach bereits 84 Tagwerk Hopfen – knapp 30 Hektar.

50 Hektar umfasst der Vollerwerbsbetrieb heute. Auf zehn davon steht Hopfen. Die beiden anderen Standbeine der Familie sind ihre 17 Kühe und Süßkirschen. Den Großteil Arbeit stemmen Josef, Monika und Klaus Meyer allein. Lediglich in der Anlein- und Erntezeit helfen zwei, drei Saisonkräfte aus Polen oder Rumänien mit.

Neben dem regionaltypischen Spalter Aromahopfen und dem Hallertauer gedeihen auch Exoten wie der leicht nach Zitrone riechende „Spalter Select“ oder der ertrag- und bitterstoffreiche „Merkur“. Manche der Nischenkulturen schmecken sogar nach Nuss oder Zwiebel. Weltweit gibt es über 200 Sorten.

Einen Teil der Felder haben die Meyers heuer erstmals tropfbewässert und dazu einen Brunnen gebohrt. „Das bringt ein paar Zentner mehr“, erklärt Josef Meyer. Junior Klaus setzt „auf rentable Größen und mehrere Standbeine“. Wachstum sei aber teuer: Bei drei Hektar mehr Fläche müsse er allein für neue Maschinen eine halbe Million Euro investieren.

In Mosbach gibt es nur noch drei Hopfenhöfe. Im gesamten Spalter und Kindinger Hopfenland sind es 55 – sieben weniger als im Vorjahr. „Wenn jemand im nichtlandwirtschaftlichen Bereich sein Geld leichter verdienen kann, tut er das“, bedauert Josef Meyer. Sein Hof ist mittelgroß, im Vergleich zur Hallertau und erst recht zu amerikanischen Verhältnissen aber winzig. Die durchschnittliche Anbaufläche liegt im Spalter Land bei sechs Hektar pro Hof, in den USA bisweilen weit über 100.

Zudem bringt der Spalter Aromahopfen weniger Ertrag und ist wegen seines geraden Wuchses arbeitsintensiver beim Anbinden als andere Sorten. Lediglich gegen Mehltau ist er resistenter. Bis zu fünfmal gegen Schädlinge gespritzt werden muss er trotzdem. 25 Zentner pro Hektar werden laut Meyer senior diesmal wohl eingefahren – zwei mehr als im Juni erwartet und fünf mehr als im Vorjahr.

Bundesweit gehen die Experten von knapp 700 000 Zentnern aller Hopfensorten aus. Im Vorjahr waren es nur 550 000. Gut ein Drittel der Welternte kommt aus Deutschland. Für das Spalter Hopfenland mit seinen 350 Hektar Anbaufläche hat die Schätzkommission rund 11 300 Zentner veranschlagt. Ausschlaggebend sei das gute Wetter im Frühjahr und im August gewesen. Nur im Juni war es zu heiß und trocken. Jetzt sei es sogar eher zu feucht, sodass die nassen Dolden länger in die Heißlufttrocknung müssen. Gut drei Wochen lang laufen die Zupfmaschinen und Gebläse, bis das „grüne Gold“ vom Feld und im Sack ist.

Ungewöhnlich ist, dass der Preis für Spalter Hopfen trotz des großen Angebots steigt. Derzeit liegt er bei 750 Euro pro Doppelzentner. Während in Deutschland der Bierkonsum sinkt, ist die größte „Biernation“ längst China. Für steigende Nachfrage sorgt zudem die Tendenz kleiner Brauereien, Bier stärker zu hopfen. So verwenden deutsche Hersteller im Schnitt 60 Gramm Hopfen pro Hektoliter.

Bei der Stadtbrauerei Spalt sind es dagegen 150 Gramm, das entspricht fünf bis sechs Dolden pro Flasche.

 

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