Der Kurzfilm kommt nach Thalmässing

9.5.2017, 16:58 Uhr
Der Kurzfilm kommt nach Thalmässing

© Foto: privat

468 Kurzfilme landeten in diesem Jahr auf dem Tisch des Teams der Kurzfilmtage Thalmässing. Rund 70 Stunden, also knappe drei Tage Filmmaterial, wurden gesichtet und bewertet, um daraus das Programm für die Kurzfilmtage zusammenzustellen. "Alleine in einem Monat haben wir über 300 Filme bekommen", erzählt Hans Seidl, Mitgründer und -leiter des Festivals.

Mit einem vergleichsweise kleinen Budget und einem Team aus 13 Schülern und Ehemaligen aus dem Gymnasium Hilpoltstein wird seit mittlerweile 23 Jahren der Kurzfilm nach Thalmässing gebracht. Ein Bruchteil der Filme schafft es in die Endauswahl, aus der dann die Filme für die beiden Abende ausgesucht wird. Die 24 kurzen Streifen bilden einen Querschnitt der Einreichungen ab – tragische und komische Filme werden genauso gezeigt wie Experimental-Filme oder detailverliebte Animationen.

Fast 95 Prozent der Filme wurde heuer über das Online-Portal eingereicht. Auch beim Festival selbst gibt es nur noch Digitales: Statt der teuren 35-Millimeter-Kopien der Filme werden Dateien abgespielt. Das erleichtere den Umgang mit den Filmen deutlich, erklärt Seidl. Vor einigen Jahren mussten die Filme noch per Express zu den nachfolgenden Festivals geschickt werden, heute bekommt einfach jedes Festival seine eigene digitale Kopie. Trotzdem gibt es für das Team, angeführt von Hans Seidl, Peter Hauke, Benedikt Seidl und Stefanie Singer, nach wie vor viel zu tun. Nicht nur das Sichten selbst brauche viel Zeit, auch rund um das Festival falle für die ehrenamtlichen Mitstreiter viel Arbeit an. Daher ist man froh, dass sich wieder ein paar neue Freiwillige gefunden haben.

Aber nicht nur das Team hat sich vergrößert, auch bei den Preisen hat sich etwas getan: Statt der bisher vier Olgas werden in diesem Jahr fünf verliehen. Der Verband der Medienzentralen Bayern stiftet für die Filme am Samstagabend einen weiteren Preis im Wert von 1000 Euro.

Die zwei Horizonte-Bildungspreise lassen den Filmen am Samstag mehr Wertschätzung zuteilwerden, denn der zeitliche, aber auch finanzielle Aufwand für einen Film mit 15 Minuten Länge werde häufig unterschätzt.

Generell sehe sich das Festival vor allem als Plattform, die Filmemacher und Publikum zusammenbringe. "Filme ohne Publikum, aber auch ein Publikum ohne Filme sind wohl kaum möglich", so die Leiter. Das Publikum hat großes Gewicht in Thalmässing: Es vergibt den ersten und zweiten Preis im Wettbewerb am Freitag. Und das soll auch weiterhin so bleiben.

Die richtige Mischung

Mit der richtigen Mischung will das Team auch dieses Jahr das Publikum vom Kurzfilm begeistern. "Es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, versichert Peter Hauke, der sich um die Programmreihenfolge kümmert. Neben Experimental- und Musikfilmen wird am Freitag beispielsweise der Film "Liftboy" von Anne Heinze gezeigt. In zwölf Minuten erzählt der Schwarz-Weiß-Film, der an der Hochschule für Film und Fernsehen München entstanden ist, von einem Tankstellenüberfall, bei dem der genaue Betrag von 2389 Euro ergaunert werden soll. Dabei geht es aber nicht um Habgier, sondern wirkliche Not, verpackt in eine augenzwinkernde Rahmengeschichte.

Der Film "Yaqup" aus Berlin handelt dagegen von einer Begegnung im Friseursalon, bei der der Kunde eigentlich gar keine neue Frisur möchte, sondern Unterschlupf gegen den Regen sucht. Dabei schüttet der ältere Mann dem Friseur doch sein Herz aus und schafft es so, sein Leben zu verändern.

Auch die aktuelle Flüchtlingsthematik hat einen Platz beim diesjährigen Kurzfilmfestival gefunden: Die Produktion "We take you", ein Film der Hamburg Media School, erzählt von der aus Syrien geflohenen Aminah, die sich von ihren Schleppern befreien konnte. Jetzt versucht sie, mit einem jungen Paar über die Grenze nach Deutschland zu kommen. Das Pärchen gerät in Streit darüber, ob sie es wirklich riskieren sollen, Aminah zu helfen.

Doch nicht nur aufwändige Produktionen finden in Thalmässing ihren Platz: In nicht mal 48 Stunden ist der Film "Gespräche mit Günter Gelb" entstanden. Der Film blickt mit zwinkerndem Auge auf die Sinnhaftigkeit von Talkshows.

Klein und professionell

Am Freitag können die Besucher zwischen 13 Filmen wählen, den dritten Preis vergibt das Team. Am Samstag konkurrieren elf Kurzfilme um die Horizonte-Preise der Medienstellen in Bayern. Stolz ist das Team vor allem auf die Atmosphäre, die das Publikum und die Filmemacher nach Thalmässing zieht und die das Festival gleichzeitig besonders macht: "Wir sind klein, nicht perfekt und trotzdem nicht unprofessionell", ist Seidl überzeugt. Und wo sonst kann man sich bei Schnittlauchbrot, Bier und Kuchen mal ganz ungezwungen mit Filmemachern über ihre Arbeit unterhalten?

Die 23. Ausgabe der Kurzfilmtage Thalmässing findet am Freitag, 12., und Samstag, 13. Mai, im Bunker in Thalmässing, Kirchenweg 3, statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Karten sind für sechs beziehungsweise vier Euro an der Abendkasse erhältlich. Infos auch unter www.kurzfilm-thalmaessing.de

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