Der Teig auf der Lampe

31.5.2017, 17:01 Uhr
Der Teig auf der Lampe

© Foto: Jürgen Leykamm

Über 1100 Grundschulen im ganzen Bundesgebiet hat der Autor bereits beehrt. Im größten Gredinger Ortsteil können nun Erst- bis Viertklässler von der daraus resultierenden Erfahrung zehren. Denn Lambrecht weiß natürlich, was bei einem solchen Publikum überhaupt nicht geht: Sich an ein Pult zu setzen und Zeile für Zeile einfach abzulesen. So macht er genau das Gegenteil, mischt sich von Anfang an mitten unter die sitzenden Kinder, bezieht sie mit ein und macht Lust darauf, die Abenteuer des Herrn Bombelmann einmal selbst nachzulesen.

Aber vorher will er wissen, ob die Mädchen und Buben auch die Leseregeln kennen. Diese kommen wie aus der Pistole geschossen aus den Mündern: Leise zuhören – laut vorlesen. Und schon spaziert Herr Bombelmann durch die herbstlichen Straßen, auf denen er ein buntes Blatt entdeckt, das sich von selbst bewegt. Des Rätsels Lösung: Es ist auf dem Rücken eines Maulwurfs gelandet.

Ein Nachtarbeiter, der gar nicht gesehen hat, dass es schon taghell ist. Wie auch, er ist fast blind. Herr Bombelmann überredet ihn mit zum Augenarzt zu gehen. Dort hilft bloß noch "die stärkste Brille der Welt", das Wühltier namens Hubertus sehend zu machen. Mit der neu gewonnen Fähigkeit baut sich der gleich eine schmucke Wohnung in seinen Bau und kauft sich dafür eine Nachttischlampe, denn er sieht ja jetzt etwas. Die Sehhilfe behält der Maulwurf auch nachts auf – denn nun kann er auch die eigenen Träume damit sehen.

Ein "B" an der Schnalle

Eine wunderschöne Halbfabel, nach der die Kinder den Autor mit Fragen löchern. Wie er denn auf seine Ideen komme, will ein Bub wissen. "Wie kommst denn Du auf Deine?", fragt Lambrecht zurück, der sich von den Kindern gerne Wolfgang oder eben "Herr Bombelmann" nennen lässt, ein großes "B" prangt auch an der Gürtelschnalle. Mal kämen eben die Ideen ganz von selbst, mal müsse man nachdenken. Der Junge nickt, so geht es ihm auch. Und so wird er von dem Nordhessen auch gleich mit "Hallo Kollege" angesprochen.

Wie lange er für ein Buch braucht, will ein anderes Kind in Erfahrung bringen. Zweieinhalb Wochen bis hin zu ebenso vielen Jahren, heißt die verblüffende Antwort. Den Schülern Mut machen, Kraft geben fürs eigene Leben, das ist die spürbare Intention des Autors.

Sie kommt auch in der zweiten Geschichte zum Tragen, die er den Erst- und Zweitklässlern vorliest (die Schüler der dritten und vierten Klasse bekommen eine eigene Lesung). Denn beim Kochen lernen tut sich der Herr Bombelmann doch erst recht schwer. So steckt er etwa die Kartoffel auf einen Spieß auf dem Küchenhocker und schält sie im Umrunden des Möbels.

Als er beim Zwiebeln schälen weinen muss, nimmt er einen Kochbuch-Tipp allzu wörtlich: "Unter Wasser schälen". Schwups, liegt Herr Bombelmann in der vollen Badewanne und geht im Tauchgang zu Werke. Das Tränen hört zwar auf, doch er bekommt keine Luft mehr. Er sieht schon die Schlagzeile vor seinem geistigen Auge: "Beim Zwiebelschälen ertrunken" und beschließt wieder aufzutauchen. Beim Pfannkuchen backen landet einer der Teigscheiben auf dem Lampenschirm, immerhin purzelt das Essen von dort auf den Teller. Aller Anfang ist eben schwer, sagt Lambrecht. Doch heute sei Herr Bombelmann einer der besten Köche überhaupt.

2006 begann er mit dem Bücherschreiben und hat damit heute sein Auskommen. "Ich hab nie gedacht, dass man davon leben kann", bekennt er nach der Lesung. Für eine solche hat ihn Schulleiter Christian Hobauer gewinnen können. Um sie selbst "haben wir dann eine ganze Lesewochen herum gebaut".

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