Des Kirchenpflegers letzter, großer Coup

11.1.2019, 15:16 Uhr
Des Kirchenpflegers letzter, großer Coup

Wer die Rother Straße Richtung Hilpoltsteiner Altstadt aufmerksam hinunterrollt, dem stechen sie normalerweise sofort ins Auge, die Zwiebeln. Zwei an der Zahl. Eine groß, die andere klein. Sie bilden die Spitze des 40 Meter hohen Chorflankenturms von 1473 an der katholischen Stadtpfarrkirche. In Beziehung gesetzt, sind sie durch eine "Laterne". So nennen Fachleute das Verbindungsstück zwischen der dicken, unteren Dachhaube und ihrem zierlicheren Pendant obendrüber. Der Optik wegen.

Man muss das etwas ausführlicher beschreiben, denn seit Frühling vergangenen Jahres ist davon nichts mehr zu sehen. Oder zumindest nicht viel. Der Turm ist eingerüstet, weil eigentlich "nur" der Glockenstuhl saniert werden sollte. Der nämlich gilt mit seiner provisorischen Glockenaufhängung aus Stahl als "recht wackelige Angelegenheit". Seit mittlerweile über fünf Jahrzehnten ist das so, Handlungsbedarf also gegeben. "Aber wir dachten uns: Wenn das Gerüst schon steht, dann schauen wir auch gleich, was oben im Dach los ist", blendet Erich Bergauer zurück.

"Total morsch"

"Dass dort mal was gemacht werden muss", sei "relativ klar" gewesen, gibt Bergauer zu. Das Ausmaß der Schäden habe die Kirchenverwaltung dann allerdings "doch ziemlich überrascht". Und zwar dergestalt, dass man die Glocken vorerst Glocken sein ließ, um den Zwiebeln Vorfahrt zu gewähren.

Der poröse Grund: Das "Skelett" solch’ bauchiger Dachbauten besteht, vereinfacht gesprochen, aus einem achteckigen Kranz waagrecht liegender Balkenteile, der die nach oben strebende Balkenkonstruktion trägt. Vor allem dieses Auflager habe sich als "total morsch" erwiesen, nachdem Wasser, Pilze und Insekten über die Jahrhunderte hinweg ganze Arbeit geleistet hatten, erläutert Bergauer. Und da die Auftragsbücher der Zimmereien schon reichlich voll waren, "mussten wir schnell handeln..."

Selbst überzeugen

Wer sich übrigens selbst vom desolaten Zustand der alten Dachbalken überzeugen mag: Ein paar der wurmstichigen Hölzer aus den zwei sakralen "Oberstübchen" sind derzeit unten in der Kirche ausgestellt. Zu Demonstrations- und Spendenzwecken.

Guter Rat samt Tat schien nämlich teuer: "Ja, die ersten Ausschreibungen waren nicht erfreulich", erinnert sich Erich Bergauer. Nachdem dann aber einige Angebote mehr eingeholt waren, atmete man auf: Die veranschlagten Sanierungskosten von insgesamt 455 000 Euro würden freilich steigen, jedoch "nicht explodieren", freut sich der berentete Bankkaufmann Bergauer nach wie vor. Umso mehr, als man erst 2016/17 die Orgel und das zugehörige Drumherum zum stolzen Preis von 888 000 Euro auf Vordermann gebracht hatte.

Was den Turm betrifft, so zeichne sich aktuell ein aufzubringendes Gesamtvolumen von rund 470 000 Euro ab, das anteilig von der Diözese Eichstätt, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz, Stadt, Land und Bezirk getragen werde. "Der Löwenanteil bleibt allerdings bei der Kirchengemeinde", kennt Bergauer die Zahlen.

Und der weiß auch, was sich während der vergangenen Monate an der Turmspitze konkret getan hat: Nachdem die Senkrechtstreben, die vom großen Zwiebeldach aus durch die Laterne hindurch bis ins kleine Dach reichen, erstmal "versteift und ausgebessert" waren, sei die Gesamtkonstruktion zehn Zentimeter geliftet worden. Warum? "Um das hölzerne Auflagefundament erneuern zu können."

Inzwischen wär´s erfolgt. Und zwar mittels "industriell kammergetrockneter Hölzer mit geringer Restfeuchte", die für Schädlinge nicht genießbar seien, wie Erich Bergauer versichert. Dass auch die Dächeraußenhaut mittlerweile "oben ohne" ist, sei dem Einsatz einer Handvoll Gemeindeglieder zu verdanken: Die hätten in luftiger Höh´ bereitwillig Hand angelegt, die alten Dachschindeln aus Schiefer einzeln abmontiert, sie in Bierkästen geschlichtet und dann in den am Gerüst befindlichen Lastenaufzug verfrachtet. "Insgesamt fünf Tonnen Material", habe man auf diese Weise gen Erdboden befördert, rechnet Bergauer vor.

Demnächst soll Nachschub aus Thüringen eintreffen, sodass die neuen Schindeln schon im Februar, fachmännisch gesetzt, auf den Dächern prangen könnten. Außerdem laufen gerade Verblechungsarbeiten an der "Laterne".

Angesichts der aktuellen Witterungsverhältnisse gestalte sich jedwede Tätigkeit allerdings schwierig oder sei gar nicht ausführbar. Jedoch werde sich das "hoffentlich" in absehbarer Zeit ändern, so Bergauer. Schließlich wolle man ja so bald als möglich zum Ursprungsvorhaben zurückkehren – der Glockenstuhlsanierung.

Für die sind bereits im August 2018 alle nötigen Vorbereitungen getroffen worden: die vier wuchtigen Glocken mit ihrem Gesamtgewicht von vier Tonnen wurden aus der Verankerung gelöst und das rostige Läutwerk demontiert, um demnächst unter Leitung von Architekt Elmar Greiner mit dem Einsetzen einer Neukonstruktion aus Holz zu beginnen. Die könne die Schwingungen des Läutwerks nämlich deutlich besser aufnehmen, heißt´s.

"Mai wird’s werden"

Und wenn man schon dabei sei, würden auch die vier Zifferblätter der Turmuhr nebst Zeigern restauriert. Den Abschluss werde schließlich der Neuanstrich des Bauwerks bilden. "Mai wird’s schon werden", lautet Erich Bergauers zugehörige Prognose.

Mit Prognosen sei´s allerdings so eine Sache. Im Frühjahr 2018 habe er schließlich noch an eine Fertigstellung Ende Herbst ´18 geglaubt... - Doch so oder so werde er erleichtert durchschnaufen, wenn die Arbeiten über die Bühne sind.

Und dann mit Stolz 40 Meter steil gen Himmel blicken...

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