Die bewegte Geschichte der Ober- und Unterfichtenmühle

8.7.2014, 09:48 Uhr
Die bewegte Geschichte der Ober- und Unterfichtenmühle

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Die modernste Technik baute man in der Oberfichtenmühle Ende des 14. Jahrhunderts ein und machte sie damit zur ersten Papiermühle im ehemaligen Markgrafentum Ansbach. 1687 wurde die benachbarte Unterfichtenmühle zu einer Papiermühle umfunktioniert.

Die teuren Investitionen hatten sich gelohnt: Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde Papier in den beiden Mühlen produziert. Doch dann veränderte die Industrialisierung den Mühlenalltag in rasanten Schritten.

Farben für den Export

1871 richtete Moritz Nopitsch in der Oberfichtenmühle einen Zweigbetrieb der Glocken-Bleistiftfabrik aus Schweinau bei Nürnberg ein. Nopitsch ließ in der Oberfichtenmühle Blei- und hochwertige Farbstifte und Pastellkreiden herstellen. Die Produkte gingen überwiegend in den Export.

Während die alte Technik mehrere hundert Jahre in Betrieb war, konnte im Zeitalter der Industrialisierung der Umbau nicht schnell genug gehen. 1890 wurden die hölzernen Wasserräder durch ein eisernes, zwei Meter breites und fünf Meter hohes Wasserrad ersetzt. Zudem erfolgte die Einrichtung eines Elektrizitätswerks mit 220 Volt Wechselstrom.

Tabak und Kugeln

1924 errichtete der Eigentümer ein Maschinenhaus mit einer 25-PS-Lanz Dampfmaschine. Bereits 1928 musste die Bleistiftherstellung eingestellt werden. 1928 bis 1931 produzierte man in der Oberfichtenmühle Christbaumschmuck. Zeitweise parallel (1929 bis 1933) wurde hier Tabak verarbeitet. Eingestellt wurde der Mühlenbetrieb 1973 mit der Entstehung des Rhein-Main-Donau-Kanals.

Im Hof der Unterfichtenmühle erzählte Klaus Nopitsch über die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen dieser Mühle im 19. Jahrhundert.

Gut 200 Jahre (1687 bis 1899) drehten sich die Mühlräder im Auftrag der Papierer. Um 1800 beschäftigte der florierende Betrieb rund 20 Arbeiter. Doch bereits 1852 bestanden erste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Zuge der Industrialisierung modernisierten 1899 die Eigentümer Leonhard Köllisch und Gustav Bitter die Mühle, indem sie eine Francis-Turbine einbauten und ein modernes Betonwehr errichteten. Die Turbine ist heute noch in der Anlage, allerdings nicht mehr in Funktion.

Unter Köllisch und Bitter erfolgte die Einrichtung eines Elektrizitätswerks mit 110 Volt Gleichstrom, der Einbau einer Dampfmaschine und Einrichtung von Walzmaschinen zur Herstellung von Kupferfolien. Kupferfolien benötigten vor allem Christbaumschmuckfabriken. Der Mühlenbetrieb bestand in der Unterfichtenmühle bis zum Jahr 1961. Die heutige Eigentümerfamilie Heuger ist seit 1899 im Besitz der Mühle.

Der Fabrikant Bitter erbaute 1908 knapp 100 Meter westlich der Unterfichtenmühle eine großbürgerliche Villa. Die heutige Eigentümerfamilie Steiner öffnete für die Mühlenwanderer ihren Hof mit der beeindruckenden Parkanlage. Es war das erste Haus in Rednitzhembach mit elektrischem Strom, Zentralheizung, einer Akkumulatorenanlage und Wasserpumpen zur Gartenbewässerung.

Die Mühlenführung endete schließlich in der Oberfichtenmühle mit der Eröffnung der Ausstellung „Bleistift & Co“ aus der Privatsammlung von Walter Mehl.

Die Ausstellung ist bis 30. Juli geöffnet, jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr und sonntags von 15 bis 17 Uhr.

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