Die Lerchen zwitschern: Alles hat ein Ende. . .

19.1.2018, 17:26 Uhr
Die Lerchen zwitschern: Alles hat ein Ende. . .

© Foto: HiZ-Archiv

Keine Angst! Die "Lohbachlerchen" bleiben den Hilpoltsteinern erhalten. Nur das Thema "Rathaussturm" ist für sie endgültig Geschichte. Künftig wollen sie sich aufs Kabarett konzentrieren. Geplant sei ein kabarettistischer Abend im Herbst, verrät Elisabeth Dietz.

Ihren ersten Auftritt zu Fasching hatten die Frauen, die musikalische Unterstützung von Benny Hausner erfuhren, 1998. Damals noch im Sitzungssaal des Rathauses. "Dort war es uns zu eng, wir brauchten ein breites Publikum", erklärte Elisabeth Dietz. Ab 2000 unterhielten die Damen auf dem Marktplatz. Die Premiere erfolgte in Müllabfuhr-Kostümen.

Danach ging es steil nach oben, bis die "Lohbachlerchen" am "Rußigen Freitag" nicht mehr aus der Hilpoltsteiner Faschings-Szene wegzudenken waren. Der umstrittene Altstadtring, die ebenfalls umstrittene Ortsumgehung, ein Polit-Barometer und vieles andere mehr nahmen sie aufs Korn – und die Reihe ließe sich (fast) unendlich verlängern.

Einer ihrer Höhepunkte waren sicherlich die barfüßigen Auftritte von Bürgermeister Markus Mahl, vom damaligen 2. Bürgermeister Gerhard Schwing und dem langjährigen CSU-Chef Hans Meier. Es war knackig kalt, was den "Lohbachlerchen" aber egal schien.

Das Politiker-Trio musste 2010 für die Stadtbodensanierung büßen. Konkret: Für die Pflasterung der Christoph-Sturm-Straße im vorausgegangenen Sommer, die bei den Bürgern für reichlich Missmut gesorgt hatte. Nach ihrem heldenhaften Barfuß-Spaziergang auf dem eiskalten Pflaster durften die drei ihre Füße dann in warmes Wasser tauchen.

Überhaupt hatten die "Lohbachlerchen" ein Gespür für kommunalpolitische Aufreger. Es waren in der Regel der Bürgermeister und zwei Vertreter aus dem Stadtrat, die am "Rußigen Freitag" zerlegt wurden. Veräppeln ja, dem Spott der Menge aussetzen nein! Dies Kunst beherrschten die "Lohbachlerchen" perfekt. Keiner ging aus der Spielrunde als Gewinner oder Verlierer vom Platz.

Was immer so federleicht anmutet, wenn die Mädels in "antiker" Kleidung ihre Späße machen und ihre musikalischen Beiträge vortragen, ist harte Arbeit. "Das fängt bei der Staffage an und endet bei den Orden", beschreibt Evelyn Brandl, wie aufwendig so ein Faschingsprogramm war und ist. Vor allem die Themenauswahl sei schwierig geworden, erklärt Elisabeth Dietz. "Und wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten", meint sie, die nächstes Jahr in Rente geht und es auf 64 Lenze bringt. Ihre kongeniale Partnerin Evelyn Brandl wurde just am Tag unseres Gesprächs 59 Jahre alt. Ohne eine Schleimspur zu legen: Das Alter sieht man den beiden Grazien partout nicht an.

Ein ganz wichtiger Bestandteil bei der Programmplanung seien auch Brigitte Hümmer, 2003 Burggräfin, sowie Edeltraud Stadler, die 2006 Burggräfin sein durfte. Edeltraud Stadler habe es perfekt beherrscht, Texte bekannter Lieder umzuschreiben, sodass diese Lokalkolorit bekamen.

Die "Lohbachlerchen" hatten ihre Gründung in der "Spielkiste", die wiederum dem Museums- und Heimatverein angeschlossen ist. In den ersten Jahren habe man Programme für die Kinder gemacht, berichtet Evelyn Brandl. Aber aus Kindern wurden Jugendliche und so habe man sich fürderhin lokalpolitischen Themen gewidmet, sagt Brandl, die mit ihrem Persianer aus Familienbeständen, den sie anfangs trug, gar nicht glücklich war. "Es war eine Zeit, als Pelze verpönt waren, und ich hatte immer ein bisschen Angst, dass mich Tierschützer mit roter Farbe besprühen", gibt sie zu und schmunzelt.

Wie heißt es doch so schön?: "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei". Und so endet heuer ein Kapitel, das vor 20 Jahren aufgeschlagen wurde. Demnach verwundert es nicht, dass sie zum Abschied am 9. Februar ein Programm bieten, dass die Highlights der vergangenen zwei Jahrzehnte zum Inhalt hat.

Für die beiden Damen war übrigens das Programm 2016 das beste. Im "Fürstlich Hilpoltsteiner Amtsgericht" kam da die Sache "Vogelgezwitscher" zum Aufruf. Auf der Anklagebank: der rote Gimpel, die schwarze Amsel und der Spatz. Wie der Gimpel aus einer Sicht erzählte, hätten er und einige weitere Dompfaffen auf der Försterwiese im Sandkasten gespielt und dabei eine tolle Stadt gebaut, durch die eine riesige Straße führt. Mit ihren Spielzeugautos hätten Gimpel & Co. jede Menge Spaß auf dieser Straße gehabt, vor allem als sich auch noch die Amseln anschlossen.

Dabei hätten sich die Spatzen, so Gimpel und Amsel, als Spielverderber erwiesen. Denn die Sperlinge hätten einen riesigen Bagger dabeigehabt, um eine Straße zu bauen, die um die Sandkasten-Stadt führen sollte. Nachdem dieses Projekt gescheitert sei, hätten die Spatzen die anderen Vögel mit Dreck beworfen, berichtete die Amsel voller Empörung.

Ein Stück in Anlehnung an die heiße Debatte um die Hilpoltsteiner Ortsumgehung, die Ende 2015 in einem Bürgerentscheid endete. Als Schauspieler mussten 2016 Bürgermeister Markus Mahl, CSU-Stadtrat Jürgen Moosmann und 3. Bürgermeister Josef Lerzer herhalten, der quasi die Freien Wähler vertrat, die zum närrischen Treiben keinen Stadtrat entsandt hatten. Was bedauert wurde. Aber auch so war’s ein köstliches Stück Hilpoltsteiner Zeitgeschichte.

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