Doris Schubert: Mit dem WM-Titel in die Sportförderkompanie

4.1.2015, 20:03 Uhr
Doris Schubert: Mit dem WM-Titel in die Sportförderkompanie

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Das Engagement ist zwar auf zwei Jahre befristet. Doch so lange hat Doris Schubert jetzt Planungssicherheit. Und: In diesen zwei Jahren ist die gelernte Einzelhandelskauffrau gewissermaßen Profi-Sportlerin. Denn ihre Kaserne im thüringischen Oberhof, wo sie eigentlich stationiert ist, hat sie nach der zweimonatigen Grundausbildung nur zweimal gesehen. Schubert kann sich stattdessen voll auf ihren Sport konzentrieren, und dieser Sport heißt: Eisstockschießen.

Wobei: Das Eis sieht die junge Frau mit der blonden Kurzhaarfrisur nur selten. Trainingsstunden in der Nürnberger Arena sind extrem teuer, und angesichts der oft milden Temperaturen ist seit zwei Jahren an Übungseinheiten unter freiem Himmel nicht zu denken.

Aber auch auf den Asphaltbahnen der Eisstockgilde Neumühle lassen sich die unterschiedlichsten Spielsituationen nachstellen. Doris Schubert macht das dreimal die Woche. Die Auswertung bespricht sie mit ihrem „Heimtrainer“, dem ESG-Vorsitzenden Paul Brechtelsbauer, und schickt sie an Bundestrainer Rupert Geigl.

Geigl ist der Mann, der die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum WM-Titel geführt hat. „Er setzt viel auf Mentaltraining und Konzentrationsübungen“, lobt Doris Schubert. „Er geht auf jede Einzelne ein, er weiß wie wir ticken.“

Ohne Wackler

Bei der WM Anfang März in Österreich tickten alle sehr gut. Ohne Wackler zogen die Deutschen ins Halbfinale ein. Dort wurde der amtierende Vizeweltmeister Tschechien mit 30:24 niedergerungen. Im Finale ging es dann überraschenderweise nicht gegen Top-Favorit Österreich, sondern gegen Italien. Für Deutschland ein vergleichsweise leichtes Spiel. Die damals noch 25-jährige Doris Schubert führte ihr Team trotz eines schnellen 0:8-Rückstandes zu einem klaren 37:18-Erfolg.

Der WM-Titel ist der größte, beileibe aber nicht der erste Erfolg in Doris Schuberts langer sportlicher Vita. Schon als Siebenjährige schwang sie in Punktspielen den Eisstock. Ein paar Jahre später war klar, dass in dem kleinen Mildach (Gemeinde Kammerstein) ein außergewöhnliches Stockschützen-Talent heranreift.

Schuberts Mutter Anita fuhr ihre Tochter von Talentsichtung zu Talentsichtung, schnell wurde auch der Verband auf die für Stockschützen-Verhältnisse zierliche Athletin aufmerksam. Schon seit einigen Jahren holt sich Schubert beim Joggen und im Fitnessstudio das nötige Rüstzeug für ihren recht kraftraubenden Sport. „Anders als beim Curling wird bei uns ja nicht geschoben und gedreht, sondern richtig geschossen“, erklärt die Sportsoldatin den Unterschied.

Doris Schubert schießt natürlich nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern nach wie vor auch in ihrem Heimatverein, der ESG Neumühle. Auch hier gab es im abgelaufenen Jahr viel zu feiern. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga gelang die sofortige Rückkehr ins Oberhaus. Daran beteiligt waren immerhin vier gebürtige Schuberts. Neben Weltmeisterin Doris Schubert ihre Mutter Anita sowie Doris’ Schwestern Heike Schubert und Jutta Konrad. „Wir sind eben eine eisstockverrückte Familie“, erklärt das sportliche Aushängeschild.

Nach der vor einigen Wochen gespielten Vorrunde der Bundesliga liegt Neumühle auf Platz sieben, in der Rückrunde will sich die Mannschaft für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren.

Die Männer ziehen nach

Und auch die Männer ziehen die starken Frauen ein Stück weit mit. Erstmals hat sich die Neumühler Mixed-Mannschaft beim Bayern-Pokal für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert.

In der Sportlerfamilie des Landkreises Roth ist die 26-Jährige, die kürzlich nach Unterreichenbach gezogen ist, keine ganz Unbekannte mehr. Schon dreimal war sie als Sportlerin des Jahres nominiert. Alleine das ist ein Erfolg, auch wenn im triathlon-verrückten Landkreis Roth eher die Ausdauersportler zum Zug kommen. Immerhin konnte sie im Vorjahr – damals noch ohne WM-Titel – als Drittplatzierte erstmals das Podium erklimmen.

Und diesmal? „Ein Erfolg wäre schön“, sagt die 26-Jährige. „Es wäre der Lohn vieler Mühen.“ Doch wenn es nicht klappt, geht für Doris Schubert die Welt nicht unter. Schließlich warten die nächsten Wettkämpfe schon. Zum Beispiel die Europameisterschaft Anfang März in Tschechien. Der amtierende Weltmeister Deutschland will dabei etwas reißen. Selbstverständlich mit seinem Zugpferd, Doris Schubert von der Eisstockschützengilde Neumühle.

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