Drei Mastín bewahren Schafe vor dem Wolf

16.8.2017, 15:33 Uhr
Drei Mastín bewahren Schafe vor dem Wolf

© Foto: Elke Bodendörfer

Schon seit einigen Jahren beschäftigen sich Robert und Irmgard Eberler mit dem Gedanken, sich Herdenschutzhunde zuzulegen. Das Ehepaar hält rund 550 bis 600 Mutterschafe. Wenn diese nicht gerade Lämmer haben, sind sie unterwegs zwischen Tandl, dem Hofberg, Obermässing, Greding bis nach Kleinnottersdorf und Landerzhofen. Zweimal im Jahr grasen sie die Jurahochflächen und -hänge ab, meist hinter einem Elektrozaun. Dabei befinden sie sich oft auch in der Nähe der Autobahn und der ICE-Strecke. Eberler will sich gar nicht ausdenken, was passieren könnte, wenn sie ausbrechen. "Da zahlt keine Versicherung", meint er. Das ist einer der Gründe, warum sich die Familie Herdenschutzhunde zugelegt hat. Aber es spielt auch die Angst vor dem Wolf eine Rolle. Im Bayerischen Wald gebe es bereits Wolfsnachwuchs und auch im nicht weit entfernten Neumarkt sei bereits ein Wolf aufgetaucht. Die Wolfspopulation in Deutschland habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt, weiß Robert Eberler. Zeit zum Handeln also.

Mit Hilfe des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter und einer Hundepsychologin sind die Eberlers in Nordspanien fündig geworden und haben sich in der Nähe von León drei Mastín Español geholt. "Weil die uns vom Wesen her am besten entsprochen haben", meint Irmgard Eberler. Und so gehören der sechsjährige erfahrene Tristan, die siebenjährige Pastora und die erst acht Monate alte Sama seit zirka acht Wochen zur Familie.

Lange Tradition

In ihrer ursprünglichen Heimat in den Bergen Nordspaniens sollen bis zu 2500 Wölfe und auch Bären leben. Hunde werden dort seit jeher zum Schutz der Schafe und Ziegen eingesetzt. Und so wissen auch Tristan und Pastora ganz genau, was sie zu tun haben. Während Tristan quasi als Wächter immer am Rand der Herde aufpasst, hält sich Pastora mitten unter den Schafen auf und könnte sofort herbeieilen, wenn Gefahr droht. Die junge Sama lernt von den großen Hunden und hält am liebsten mit Tristan Wache. Das hat sich mittlerweile ganz gut eingespielt. Am Anfang sei es schon hart gewesen, weil die Schafe vor den Hunden davongelaufen sind, aber mittlerweile hätten sie sich daran gewöhnt, sagt Robert Eberler. Die Hunde seien schließlich erfahren.

Das ist auch der Grund, warum sich die Familie nicht ausschließlich jüngere Hunde zugelegt hat. Die Eberlers wollen sich nächstes Jahr noch weitere Mastíns aus Spanien holen, zum einen weil es heißt, man brauche einen Hund für 100 Schafe und zum anderen auch für die Nachzucht.

Nicht jeder erfreut

Doch nicht jeder ist erfreut, dass die Eberlers sich Mastín Españols angeschafft haben, da sie als Kampfhunde der Kategorie zwei gelten. "Das kommt, weil sie früher für den Hundekampf missbraucht wurden", weiß Irmgard Eberlerr. Dabei gelten sie als ruhig und ausgeglichen. Und so haben Tristan, Pastora und Sama auch den erforderlichen Wesenstest mit Bravour bestanden. Die Stadt Hilpoltstein kam den Schäfern auch insofern entgegen, dass sie die Hunde als Arbeitstiere einstuft, so dass sie von der Steuer befreit sind.

Robert Eberler hofft nun, dass die Hunde auch in der Bevölkerung akzeptiert werden und bittet darum, dass Fahrradfahrer am besten absteigen und langsam an der Herde vorbeigehen, auch Autos sollten im Schritttempo daran vorbeifahren. Spaziergänger und Hundehalter sollten die Mastín nicht reizen. Bei einer Infoveranstaltung am vergangenen Sonntag haben der Schäfer und Fachleute über die Bedeutung der Herdenschutzhunde aufgeklärt.

Im Stich gelassen

"Wir sind übrigens die ersten in Bayern, die mit behördlicher Genehmigung Mastín in der Schafhaltung einsetzen, ein Versuchsprojekt also", erklärt Robert Eberler. Doch er vermisst vor allem die Unterstützung der Landespolitik. In anderen Bundesländern würden als Schutz vor Wölfen Weidezäune bezuschusst. Die Anschaffung und der Unterhalt von Herdenschutzhunden seien sehr teuer. Ein Lichtblick: Bei der Infoveranstaltung konnte der LBV zusichern, dass Paten für ein Jahr einen der Hunde unterstützen.

Das ist Tristan, Pastora und Sama aber zunächst einmal egal. Sie tun ihre Pflicht und bleiben bei den Schafen. Nur mit Leckerlis lassen sie sich für ein Erinnerungsfoto locken...

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