Electro Deluxe: Druckvoller Retrosound in der Kulturfabrik

22.3.2018, 17:24 Uhr
Electro Deluxe: Druckvoller Retrosound in der Kulturfabrik

© Foto: Hans von Draminsiki

Stell Dir vor, eine Band nennt sich "Electro Deluxe" – und dann vergisst sie, das Licht anzuknipsen. Selbst die ostentativ an den Bühnenrand drapierten Riesenglühbirnen verbreiten, wenn sie denn mal brennen, nur dezente Schummer-Illumination. Weil das Leitmotto "Retro" heißt. Und weil aus der großen Halle wenigstens virtuell ein intimer Club werden soll.

Für den Sound braucht "Electro Deluxe" gleichwohl viel Platz, denn der ist so betont druckvoll und so bläserlastig, dass das Publikum in kleineren Räumen wohl durch den schieren Schallpegel hinaus geblasen würde. Bertrand Luzingnant (Posaune), Vince Payen (Trompete) und Thomas Faure (Saxofon) zählen zusammen mit Gael Cadoux (Keyboard), Jeremie Coke (Bass) und Arnaud Renaville (Schlagzeug) gewiss nicht zu den Leisen oder gar Bescheidenen. Wer die Gitarre in der Aufzählung vermisst hat: Es gibt keine und damit verschiebt sich auch die Gewichtung, denn durch das relative Blasinstrumenten-Übergewicht ist der Funk und sogar der Ska immer unterschwellig präsent.

James Copley erweist sich als Bewunderer George Michaels, beherrscht aber auch das Soul-Idiom im Geiste von James Brown. Was man von "Electro Deluxe" gleichwohl nicht erwarten sollte, ist musikalischer Tiefgang. Eher geht es um den Lebens-Soundtrack der Generation Spaß – und ob man sich dafür nun bei Henry Mancinis "Peter Gunn" bedient oder bei der "Sex Machine", ist zunächst einmal völlig egal. Hauptsache tanzbar und eingängig.

Das Konzept geht zumindest teilweise auf: Ein Gutteil der Gäste in der gut gefüllten Kulturfabrik groovt mit, singt mit, tanzt mit und lässt die gute Laune voll heraus. Nicht wenige Bluesfans wechseln allerdings hinüber in die Galaxy Bar Lounge, wo der holländische Rootsblueser Ralph de Jongh völlig anderen Stoff serviert.

 

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