Duke Robillard: Schmerzfreie Slide-Soli nach dem Handbruch

18.2.2015, 17:53 Uhr
Duke Robillard: Schmerzfreie Slide-Soli nach dem Handbruch

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Duke, „Calling All Blues“ ist eine musikalische Reise durch verschiedene traditionelle Bluesstile ...

Duke Robillard: Stimmt. Das Album verbindet unterschiedliche Stile, die ihre Wurzeln in Memphis und Southern Soul haben, andere wiederum kommen eher vom Rock´n´Roll her, während wieder andere mehr texanisch geprägt sind oder im Swing- oder Jump-Blues wurzeln. Ich persönlich stehe eben nun mal auf diese eher traditionellen Spielarten des Genres, die ich zu neuem Leben erwecke und gewissermaßen frisch serviere. Was diese verschieden ausgeprägten Songs verbindet, ist die Tatsache, dass ich sie mit Songs präsentiere, die ich zum größten Teil selbst geschrieben habe und die von meinem Leben berichten. Zum Glück habe ich eine Band, die das alles perfekt beherrscht, sodass ich diese doch recht einzigartige Mischung anbieten kann.

 

Du musstest im vergangenen Jahr Dein Gastspiel in Roth absagen, weil Du Dir die Hand gebrochen hattest – was aber bei allem Ärger durchaus auch den einen oder anderen positiven Aspekt mit sich brachte?

Robillard: Richtig. So ergab es sich beispielsweise, dass ich zum ersten Mal seit vielen Jahren auch wieder mal slide gespielt habe. Ich mag das Slidespiel und weiß selbst nicht, warum ich es so selten mache. Vielleicht verlangen die Songs, die ich schreibe, einfach nicht danach. Die Basis der meisten Songs für das neue Album hatten wir bereits aufgenommen, bevor ich mir die Hand brach. Als es Zeit war, die Solos einzuspielen, war meine Hand noch nicht völlig ausgeheilt, und ich habe einfach mal ausprobiert, ob ich es mit Slidespiel hinbekam – und das ging ohne große Schmerzen und Probleme. Andernfalls hätte ich noch einige Zeit warten müssen, um die Aufnahmen abzuschließen, denn da war ich doch noch zu sehr eingeschränkt, um „normale“ Solos zu spielen. Ansonsten habe ich die Zeit, in der ich nicht selbst spielen konnte, genutzt, um einige befreundete Musiker und talentierte Nachwuchskünstler zu produzieren.

 

Als wir uns vor acht Jahren unterhalten haben, warst Du auf der Suche nach der perfekten Gitarre – hast Du die inzwischen gefunden?

Robillard: (Lacht) Nein, bislang nicht. Natürlich gibt es perfekte Gitarren für einzelne Genres, aber dadurch, dass ich so viele unterschiedliche Stile spiele, ist es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, das Instrument zu finden, das für alle perfekt passt. Wenn ich eine habe, die wunderbar zum Jazz passt, taugt sie weniger für Bluesiges oder für Rock ’n Roll und umgekehrt. Ich bewundere die Gitarristen, die sich irgendwann für ein spezielles Instrument entscheiden und das dann ihre ganze Karriere hindurch spielen – bei mir hat das aber bislang noch nicht geklappt. Außerdem macht es mir viel zu viel Spaß, auf immer wieder neuen Gitarren zu spielen!

 

Bist Du auch ein Sammler?

Robillard: Eigentlich nicht. War ich vielleicht mal in der Vergangenheit, als ich 60 Gitarren daheim herumstehen hatte, darunter 40 wirklich alte Teile. Ich spiele gerne alte Instrumente, experimentiere auf ihnen, nehme mit ihnen auf – aber irgendwann lockt mich eine andere Gitarre, und ich verkaufe das Vorgängermodell, tausche sie gegen eine andere oder schenke sie einem Freund. Übrigens habe ich bei den Aufnahmen für die neue Platte auch eine deutsche Gitarre gespielt: Für die Slideparts habe ich eine Framus von 1960 benutzt.

Wie viele Gitarren hast Du dabei, wenn Du auf Tour unterwegs bist?

Robillard: In den USA sind es in der Regel drei. Nach Europa nehme ich meist nur eine mit, weil ich größtenteils in einem Van unterwegs bin und nicht so viel Platz habe. Aber ich habe in Deutschland bei Freunden eine Gibson Les Paul und eine Ibanez Archtop deponiert, die ich dann meist mitnehme.

 

Was können die Leute denn erwarten, wenn sie zu Deiner Show bei den „Rother Bluestagen“ kommen?

Robillard: Ehrlich gestanden weiß ich im Moment noch nicht genau, worauf ich den Fokus richten werde. Aber ich denke, die Menschen werden einen Querschnitt aus meiner gesamten Karriere zu hören bekommen.

 

Nachdem Du schon sehr lange aktiv bist, könnte das ein langer Abend werden!

Robillard:(Lacht) Durchaus, ich kenne viele Songs!

 

Duke, zum Abschluss unseres Gesprächs noch eine Frage, die sicher viele Musikliebhaber interessiert – Du hast 2013 Bob Dylan begleitet. Wie kam es dazu, und warum hast Du das wieder beendet?

Robillard: Ich arbeite zwischendurch immer wieder mal gerne mit Kollegen zusammen, auch wenn ich es letztlich vorziehe, meine eigene Musik zu spielen. Vor einigen Jahren habe ich ja auch Tom Waits auf einer Tour begleitet. Bei Dylan war es so, dass er mich 1997 eingeladen hatte, auf „Time Out Of Mind“ zu spielen, seinem Comeback-Album. Er forderte mich mehrfach auf, mit ihm zu touren, aber das hat immer nicht geklappt. 2013 passte es dann. Er bot mir danach an, bei ihm weiterzumachen, aber ich wollte dann doch lieber wieder unabhängig mein eigenes Ding durchziehen.

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