Düstere Zukunft: An Pflegefachkräften fehlt es hinten und vorn

28.2.2019, 14:22 Uhr
Düstere Zukunft: An Pflegefachkräften fehlt es hinten und vorn

© Foto: Yevheniia Frömter

Immer noch fehlt es hinten und vorn an Pflegefachkräften. "Ein Teenager kann sich kaum vorstellen, wie es in einem Altenheim innen aussieht", erklärt Lisa Münch, Quartiersmanagerin im Awo-Betreuungszentrum. Noch weniger wüssten die jungen Menschen darüber Bescheid, welche wichtigen Aufgaben beispielsweise ein Altenpfleger erledigen müsse. "Wir wollen eine Hemmschwelle brechen und zu uns einladen."

Aktiv soll für vakante Ausbildungsplätze geworben werden. Für einen halben Tag können Schulklassen aus der Region dabei einen genauen Blick hinter die Kulissen einer Pflegeeinrichtung werfen. "Auf Station" erklärt Pfleger Marius Potzler, was in den Schichten alles passieren kann, welche Rolle das Personal spielt und was sich im Stationsbüro alles finden lässt: "Wichtige Akten über Medikamente, Tagesabläufe unserer Patienten und Diagnosen sind für unsere Arbeit von großer Bedeutung."

Aber ein Altenpfleger ist weit mehr als nur eine Fachkraft. Die Schülerinnen und Schüler erleben "live", wie es in einer offenen Station zugeht und werden Zeugen, dass dort "miteinander" gelebt wird. Kleine Probleme der Bewohner werden besprochen und gelöst – oder es wird dem Gegenüber einfach nur zugehört. Doch man muss auch so richtig anpacken. Potzler führt vor, welche Schritte es erfordert, eine pflegebedürftige Person mit dem sogenannten "Badewannen-Lifter" zu waschen. Auch gehört zum Berufsalltag, dass man richtig Blutdruck messen kann. Beim "Tag der Ausbildung" bekommen die Schüler die Gelegenheit, alles auszuprobieren und herauszufinden, ob eine solche Berufsausbildung infrage kommen könnte. "Im Bereich der Pflege gibt es viele gute Möglichkeiten aufzusteigen", so Lisa Münch. Mit einem Mittelschulabschluss kann die einjährige Pflegehelferausbildung absolviert werden, darauffolgend die dreijährige Altenpflegeausbildung und erst danach kann, nach mindestens dreijähriger Berufspraxis, fachbezogen studiert werden.   "Eine Ausbildung bei uns ist eine gute Chance, sich auf einem relativ praktischen Weg hochzuarbeiten."

Unterstützt wird dieses "Kurz-Praktikum" übrigens vom "Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben".

An unterschiedlichen Stationen im Pflegeheim informiert Thomas Döbler, Berater für Pflegeberufe, über das neue Pflegegesetz. Darüber hinaus bietet er den Schülern die Gelegenheit, mit einem "Zitter-Simulator" zu schreiben, zu schneiden oder eine Suppe zu löffeln. "Die Kinder können hier die Erfahrung machen, welche Probleme ein Mensch mit der Parkinson-Krankheit hat", erklärt Döbler.

Auch sein Kollege Herbert Gernert beschreibt, wie "sich das Alter anfühlt". Mit einem speziellen "Alterssimulator" werden die einfachsten Bewegungen eingeschränkt. "Genau so wie in den fortschreitenden Jahren." Dabei werden den jungen Leuten eine sogenannte "Gewichtsweste" und schwere Manschetten angelegt. "Wir simulieren alles, was das Alter auf Lager hat." Dazu gehören auch eine Brille, die das Sichtfeld einschränkt, und eine spezielle Halskrause für die Nachahmung von Halswirbelproblemen.

"Wir versuchen durch unsere Präsenz, die Pflegeberufe schmackhaft zu machen", erklärt Gernert. Allerdings sei das Ergebnis des Engagements eher ernüchternd: "Lediglich rund vier Prozent der von uns angesprochenen jungen Leute entscheiden sich letztendlich für einen Beruf in der Pflege. Auf Dauer brauchen wir wesentlich mehr Nachwuchs", bilanziert Thomas Döbler.

Weitere Informationen über eine entsprechende Ausbildung gibt es unter www.Pflegeausbildung.net

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