Echse und Ei: Michael Hatzius in der Kufa

8.10.2017, 14:34 Uhr
Echse und Ei: Michael Hatzius in der Kufa

© Foto: Klier

Nebel wabern gespenstisch im blauen Scheinwerferlicht auf der Bühne. Das Licht flackert, es kracht, kurz wird es dunkel, dann wieder hell. Ein Security-Hase in Gestalt von Michael Hatzius hält zwei Kabelenden in den Pfoten: In Ermangelung von Rüben hat er sich an Kabeln gütlich getan. Oder war es der Eckehard aus dem Publikum, dem er die Kabel in die Hand drückt? Oft bezieht der Puppenspieler sein Publikum in die Schau mit ein, immer schlagfertig und mit einem tüchtigen Schuss Humor. Videoclips, Nebel- und Konfettikanonen und andere technische Raffinessen sind wirkungsvoll in Szene gesetzt, wobei mitunter der rote Faden vermisst wird. Auf die Projektionsfläche werden Details übertragen. Und natürlich muss die Stadt Roth den einen oder anderen Seitenhieb über sich ergehen lassen.

Aber lassen wir die Echse sprechen, die mit Hatzius verschmolzen zu sein scheint. Die Schwaben mit ihrem Dialekt haben es ihr angetan: "Wer einen Schwaben hat, der sehnt sich nach dem Syrer zurück", sinniert die Echse böse. Und sie fährt fort: "Ich liebe jeden Schwaben – wenn er zuhause ist." Wenn der Schwabe sagt: "Ich habe Luscht!", dann geht nichts mehr. Die Echse weiß das, denn sie ist erfahren. Schließlich hat sie vor sechs Milliarden Jahren an ihrer eigenen Zellteilung mitgeholfen. Vor 65 Millionen Jahren hatte sie den Meteoriteneinschlag vorhergesagt und dann im Kassenhäuschen als einziges Wesen überlebt.

Darüber wird die Echse zwischendurch immer wieder von einem Kamerateam befragt. Luther war ihr Kumpel. Er besaß ein Reformhaus und fuhr einen Wartburg. Strafzettel hatte er gesammelt, bis er 95 davon beisammen hatte, die er dann in Wittenberg an die Kirchentür nagelte. Wenn einer der unaufhörlich hernieder prasselnden Witze und Wortspiele nicht gleich zündet, dann liegt es, wie die Echse vermutet, am "Mittelfranken-Delay".

Zeitalter der Enten

Aber es gab auch ein Zeitalter der Enten, eine "Entasy". Immer neue Quietschenten versammelt die Echse auf einem Tisch: Punkente, Kuhente, Nonnenente, Batmanente, Trumpente und so weiter. Heftige Dispute brechen aus, viele fliegen vom Tisch. Zwar lustig, aber nicht ganz eingängig.

"Habt ihr damit gerechnet?", fragt nach der Pause eine riesige, cholerische Zecke. In Ermangelung von Opfern nimmt sie immer wieder einen tiefen Schluck aus einer Blutkonserve. "Ich sitze draußen im Wald", jammert sie, "und keine Sau kommt vorbei! Ich habe nicht viele Freunde!" Der sie betreuende Märchenprinz klärt sie auf, sie solle lieber an Halmen sitzen. Da ruft die Freundin Nicole auf dem Handy an. Sie ist für Franken zuständig und hat ein Opfer gefunden. "H d g l" schreibt sie. "Hab dich ganz lieb."

Jetzt mischt sich die Echse unter die Menschen im Saal, um mit Berliner Schnauze den einen oder anderen aufs Korn zu nehmen. Da sitzen ein Brunnenbauer, als Problembauer verstanden, ein Blitzopa, ein Oberpfälzer und so weiter. Schlagfertig hat die Echse zu jedem einen Witz parat, sehr zum Amüsement der anderen.

Nun will sie echte fränkische Wörter hören. Nach einigem Zögern kommt "Buddlasbaa". Das Urtier hat gelegentlich Schwierigkeiten, die Ausdrücke zu verstehen. Dieser Ausdruck stamme aus dem 16. Jahrhundert, folgert die Echse. Die Goldgräber haben Durst gehabt, nach Wasser gebuddelt und es in der Bar getrunken. Das "Marmeladenamerla" wird als Marmelade aus kleinen Hammeln definiert. Na ja.

Die Echse freut sich auf ein Spiegelei. Ein schüchternes Huhn soll es legen. Verzweifelt quält sich das arme Tier ab. Es erinnert sich an seine traurige Jugend, als seine Geschwister geschreddert wurden, weil sie Hähnchen waren. Eine CD mit einer Anleitung zur Stärkung des Beckenbodens aus der Apothekenrundschau hilft dem Huhn weiter: Entspannen Sie sich, versuchen Sie, den Harnstrahl zu unterbrechen, …." Etliche in den vorderen Reihen werden trotzdem vom Strahl getroffen. Endlich kann das Huhn legen, und zwar eine große Zahl an Eiern und dazu ein Pfännchen für das Spiegelei.

"Hier im Dorf auf den Bergen", will die Echse aus drei zugerufenen Wörtern spontan ein Lied singen. "Bier, Chamäleon und Winkelhaid" sollen darin vorkommen. Das klappt auf lustige Art. Das letzte Wort aber hat der Tod, der auf der Geige das Wiegenlied von Johannes Brahms "Guten Abend, gut Nacht" fiedelt und den Zuschauern einen guten Heimweg wünscht.

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