Ein Satellit lässt den Weltfrieden ausbrechen

14.11.2011, 16:37 Uhr
Ein Satellit lässt den Weltfrieden ausbrechen

© Unterburger

Zwei altmodische Sessel, ein Sofa, ein fahrbarer Serviertisch mit dem „Union Jack“, der englischen Flagge, mehrere Flaschen mit „geistigen“ Getränken, eine Kanne mit Eiswürfeln zur Kühlung der Schnäpse und eine alte Wohnzimmeruhr mit dem Stundenschlag des „Big Ben“ sorgten für den Eindruck, man befinde sich im Salon des britischen Premierministers Lord Charles Hatter (Karl Schnitzlein) auf dessen Landsitz in der Umgebung von London.

Lady Gwendolin Hatter, die Frau des Premierministers (Beate Hammerl), ist nicht nur die Beraterin des Premierministers, sondern hat auch die Hosen an, wie sich schnell herausstellt. Der Premierminister bittet den französischen Botschafter Francois Collet (Willy Weigand), die sowjetische Botschafterin Kommandantin Gorotschenkowa (Karin Winterhager), den deutschen Botschafter Herrn von Aussem (Hans Gsänger) und den Schweizer Botschafter Dr. Stauffacher (Richard Schattner) zu nächtlicher Stunde in seinen Salon.

Der geheimnisvolle Fremde Mijnher von Aaradapellenbotten (Thomas Schattner) präsentiert eine Erfindung, die er gemeinsam mit einigen gutbetuchten Wissenschaftlern in einer Irrenanstalt aus der Taufe hob: „Sa-Gu-Will“, der Satellit des guten Willens. Dieser soll durch besondere Strahlung den Ausbruch des Weltfriedens bewirken. Die Politiker wehren sich mit vielen Ausreden vehement gegen dieses Unternehmen – aber es ist zu spät. Der Satellit wurde bereits ins Weltall geschossen und wird mit Anbruch des neuen Tages seine friedvolle Strahlkraft über die Menschheit bringen. Am Ende wird der uralte Traum der Menschheit wahr: Der Weltfrieden kommt, Ost und West liegen sich in den Armen, die Politiker und der Butler Parkins (Georg Engelhardt) prosten sich zu, und es beginnt die neue Ära des Weltfriedens. Eine wahrlich idealistische Vorstellung von Curt Götz (1888 - 1960), der als einer der brillantesten Komödienschreiber im deutschsprachigen Raum gilt.

Die Idee, durch äußere Mittel die Gehirne der Menschen zum Guten zu verleiten, da es durch geistige nicht möglich scheint, trug Curt Goetz knapp 30 Jahre mit sich herum. Der Einakter „Ausbruch des Weltfriedens“ hatte 1958 seine Uraufführung und hat grundsätzlich nichts an seiner Aktualität eingebüßt.

Die Schlosshofspieler begeisterten durch ihr souveränes und gekonntes Auftreten. Obwohl es sich eigentlich um ein sehr ernstes Stück handelt, verstanden sie es, den satirischen Charakter des Einakters hervorragend herauszuarbeiten – sei es das auf Abgrenzung bedachte und sture Verhalten der sowjetischen Botschafterin, sei es das couragierte Auftreten von Lady Gwendolin Hatter, nach deren Pfeife ihr Ehemann, der englische Premierminister, tanzen muss, oder sei es das zögerliche Verhalten des französischen, des deutschen und des Schweizer Botschafters, die sich allesamt als Schlappschwänze ohne Rückgrat präsentieren. Man befindet sich mitten im Kalten Krieg, wo die Welt in zwei feindliche Blöcke getrennt ist. Das Publikum war begeistert vom Theater in der Kirche.

Die Schlosshofspieler verzichteten an diesem Abend auf ihren Anteil an den Eintrittsgeldern und stellten das Geld für die Renovierung der Kreuzkirche zur Verfügung. Musikalisch umrahmte Kirchenmusikdirektor Klaus Wedel das Theaterstück, indem er zum Auftakt die Toccata D-moll von Johann Sebastian Bach (BMV 565) und am Ende die „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven (4. Satz der 9. Sinfonie) auf der Orgel spielte. Dr. Karl Eberlein erinnerte daran, dass die Rother Schlosshofspieler aus der kirchlichen Jugendarbeit hervorgingen.

„Es war für uns wieder mal was Neues“, wandte sich Karl Schnitzlein am Ende des pazifistischen Theaterstücks an das Publikum. Es sei den Schlosshofspielern „eine Verpflichtung und eine Freude“ gewesen, einen Beitrag zum Kirchenjubiläum zu leisten. Schnitzlein versprach, dass die Gruppe „in den nächsten Jahren noch einmal ein Stück in der Stadtkirche spielt.“

Sein Dank galt auch dem Regisseur Frank Harzbecker, der das Theaterstück bearbeitet und zum ersten Mal die Regie eines größeren Stückes übernommen hatte sowie allen anderen Akteuren auf und hinter der Bühne: Catrin Niepelt und Sabine Danninger (Regieassistenz), Esther Schattner (Maske), Docky Schattner und Karin Winterhager (Kostüme), Willy Weigand (Bühnenmeister), Catrin Niepelt und Sabine Danninger (Souffleuse) sowie Michael Erhard (Technik).

ROBERT UNTERBURGER

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