Ein Wiedersehen im Meistertrikot des Jahres 1961

5.9.2018, 17:22 Uhr
1984 gab sich die Nürnberger Meisterelf des Jahres 1961 anlässlich des 50. Geburtstages von Heiner Müller auf dem Sportplatz am Schleifweg ein Stelldichein. Heini Müller (vorne rechts) spielte je eine Halbzeit für Nürnberg und seinen TSV Roth, der sich mit einer 3:5-Niederlage sehr achtbar hielt.

© Hans Pühn 1984 gab sich die Nürnberger Meisterelf des Jahres 1961 anlässlich des 50. Geburtstages von Heiner Müller auf dem Sportplatz am Schleifweg ein Stelldichein. Heini Müller (vorne rechts) spielte je eine Halbzeit für Nürnberg und seinen TSV Roth, der sich mit einer 3:5-Niederlage sehr achtbar hielt.

Der 1. FC Nürnberg zählt seit dieser Saison wieder zu den ganz Großen. Nach vierjähriger Abstinenz ist der Club nun wieder als Erstligist im Gespräch und deshalb für ein Freundschaftsspiel auch allererste Adresse. Entsprechend groß ist in Roth die Vorfreude auf die junge Clubmannschaft, die am Donnerstag, 18 Uhr, im Leoni-Sportpark der TSG Roth ihre Visitenkarte abgibt. Sowohl die Cluberer als auch die Spieler des Bezirksligisten TSG Roth stehen nach den ersten Pflichtspielen bereits voll in Schuss.

Wohl ein Dutzend Mal hat der Club in den vergangenen Jahrzehnten in Roth gespielt. Zur freundschaftlichen Verbindung zwischen den beiden Vereinen hat zuallererst Heini Müller beigetragen. Er wurde fußballerisch beim TSV Roth (dem Vorgängerverein der heutigen TSG) groß, hatte seine erfolgreichste Zeit als Spieler des 1. FC Nürnberg und ist nach seiner Profikarriere wieder zu seinem Stammverein zurückgekehrt.

Dem Lockruf erlegen

Die ersten beiden Male kreuzte der Club in Roth auf, als sich sein Prädikat "ruhmreich" auf seine zahlreichen deutschen Meistertitel bezog. Damals führte bei den Nürnbergern noch der berühmteste Club-Kicker aller Zeiten Regie, Weltmeister Max Morlock. Der Anlass für den ersten Club-Aufritt war der Wechsel des Rother Talentes Heini Müller zum 1. FCN. Die Rother Fußballfreunde waren zu diesem Zeitpunkt Heini Müller wegen seines Wechsels in die Noris noch sehr gram. Gerade hatte er seinen Stammverein mit 36 Saisontreffern in die spielstarke Amateurliga geschossen, als er dem Lockruf des damals herausragenden deutschen Fußballclubs erlag.

Dennoch kamen im Herbst 1955 die Rother in Scharen zum "alten" TSV-Platz am Pruppacher Weg. Und als dann Max Morlock beim Wimpeltausch Heini Müller als echten Kameraden und hervorragenden Techniker bezeichnete, der sehr gut zu den Weinroten passen würde, war der letzte Rest von Enttäuschung über den Vereinswechsel des Rother Torjägers verflogen.

An der Seite von Max Morlock

Die 1961er-Meisterelf des Clubs 23 Jahre nach ihrem großen Triumph in Roth. Der damals 50-jährige Heini Müller (hier gegen die Rother Günther Feuerstein und Walter Weiß) zeigte, dass er noch gut in Schuss ist.

Die 1961er-Meisterelf des Clubs 23 Jahre nach ihrem großen Triumph in Roth. Der damals 50-jährige Heini Müller (hier gegen die Rother Günther Feuerstein und Walter Weiß) zeigte, dass er noch gut in Schuss ist. © Hans Pühn

Fortan war Fußball-Roth stolz auf Heiner Müller, der beim Club eine bemerkenswerte Karriere hinlegte und seinen größten Auftritt 1961 im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen die favorisierten Borussen aus Dortmund hatte. Vor 80.000 Zuschauern im Niedersachsenstadion in Hannover war der Rother an der Seite von Max Morlock jener Spieler, der an diesem Tag mit seinem Treffer zum 2:0 und der Vorlage zum 3:0-Endstand durch Heinz Strehl den Unterschied ausmachte. Bundestrainer Sepp Herberger zückte zwar sein Notizbuch, machte dann sein Versprechen eines A-Länderspiels für den Kicker aus Roth aber doch nicht wahr.

Als Heini Müller einige Jahre zuvor gegen seinen Heimatverein angetreten war, befand er sich beim Club bereits auf dem besten Wege zum Stammspieler. In Roth allerdings trafen die Nürnberger auf unerwarteten Widerstand. Heini Müllers Stammverein hatte 1955 einen Sahne-Tag erwischt und dem in nahezu stärkster Besetzung angetretenen Club ein nicht mal unverdientes 1:1-Unentschieden abgetrotzt. Georg Bachinger hatte für die Rother getroffen, Club-Mittelstürmer Glomb erzielte das 1:1.

15 Treffer mit besonderer Bewandtnis

Die Helden des Tages jedoch standen mit Georg Bachinger und Torwart Mayer, der einen von Max Morlock getretenen Elfmeter parierte, auf Seiten des TSV. Nach dem Spiel verschwanden die Cluberer sehr schnell in die enge Umkleidekabine unter der urigen Holztribüne, auf der die versammelten Experten samt RHV-Mitarbeiter Hans Hofmann noch lange über den unerwarteten Ausgang dieses sogenannten Ablösespiels debattierten.

Geschmeckt hatte dieses 1:1 dem Club und vor allem Trainer Bimbo Binder nicht so recht. Denn bei seinem nächsten Auftritt in Roth einige Jahre später anlässlich der Einweihung des neuangelegten Rasenplatzes am Schleifweg nutzte der Club die optimalen Bedingungen zu 15 Toren. Eines schöner wie das andere. Auch Heini Müller hatte sich drei Mal in die Nürnberger Torschützenliste eingetragen. Mit diesen 15 Treffern hatte es eine ganz besondere Bewandtnis, erinnert sich Müller. 1,40 Mark plus zehn Pfennige Notopfer kostete damals der Eintritt. 1,40 plus zehn rechnete Binder vor und wollte demzufolge 15 Treffer seiner Mannschaft sehen. Morlock und Co. legten sich entsprechend ins Zeug.

In der Kluft von 1961

Beim Freundschaftsspiel des Clubs am Donnerstag am Ostring wird übrigens eine Brücke zu den Ereignissen in den 50er-Jahren geschlagen. Heini Müller, Roths berühmtester Fußballsohn, wird um 18 Uhr den Anstoß vornehmen. Und zwar in der Endspielkluft des Jahres 1961.

 

Keine Kommentare