Einbrecher muss sechseinhalb Jahre hinter Gitter

12.8.2016, 17:57 Uhr

Nach sieben Verhandlungstagen legen die Richter der 2. Strafkammer die Indizien wie Mosaiksteine aneinander – denn ein vollständiges Geständnis, die Königin der Beweismittel, fehlt. Ein Dutzend Wohnungsdiebstähle wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, die Hälfte davon gibt der Dieb zu, freilich auch, weil die Hinweise schwer auf ihm lasten. Doch sechs Einbrüche bestreitet er, auch weil er sich mangels Ortskenntnisse an einzelne Tatorte nicht mehr erinnert.

Doch für die Richter ergeben die Spuren, die er hinterließ, ein schlüssiges Gesamtbild: Verurteilt wird der Mann, der in Frankreich als Einbrecher bereits vierfach vorbestraft ist, wegen Einbruchdiebstählen in zwölf Fällen, in zehn kommt Sachbeschädigung hinzu. Im Mai 2015 war er für seine Diebestouren nach Deutschland gereist, bis September war er mit drei Komplizen unterwegs, nach diesen wird noch gefahndet. Der Gesamtschaden liegt bei fast 30 000 Euro, dazu kommen 8200 Euro Sachschaden.

Fast alle Tatorte lagen entlang von Autobahnen und der Bundesstraße, die Diebe schlugen in Leinburg, Mühlhausen, Berg bei Neumarkt, Emskirchen, Thalmässing, Rednitzhembach, Großenseebach, Adelsdorf, Langenzenn, Ipsheim und Röttenbach zu.

Nur an zwei Tatorten stieg man durch ein Erdgeschoss-Fenster in die Häuser, in allen anderen Fällen bohrte man mittels Acht-Millimeter-Bohrer zwei Löcher in Terrassentüren oder Fenster. Die Täter legten mit einem Draht, gefädelt durch die Löcher, die Hebel der Türen oder Fenster um – aus Sicht der Ermittler zeigten die Einbrecher damit ihre Handschrift.

Neben dem Modus operandi auffällig: immer wurden Kleidung, Schmuck und elektronische Geräte entwendet. Routiniert auch der Ablauf der Einbrüche: Die Täter drangen in die Häuser ein, sammelten, was ihnen stehlenswert erschien und stapelten es im Garten oder auf der Terrasse, dort sortierten sie aus, was sie mitnehmen wollten – den Rest ließen sie liegen. Da die Einbrecher meist in der Nacht kamen, entdeckten die Geschädigten ihr Hab und Gut am nächsten Morgen verstreut im Garten liegend.

Ein gestohlenes Handy führte die Ermittler auf die Spur des Angeklagten: Anfang August nahm er in einem Wohnhaus in Leinburg ein i-Phone mit, einige Tage später stellte die Kripo fest, dass genau dieses Handy nun mit einer albanischen Nummer betrieben wurde – das Telefon konnte mit Hilfe einer Seriennummer, die jedes Mobilgerät hat, geortet werden. Die Identität des Albaners wurde geklärt, danach ergab die Auswertung von Funkzellen, dass auch andere seiner Handys an früheren Tatorten vor Ort waren. Zudem hatte er immer wieder Hotelzimmer in Tatort-Nähe.

Handfeste Beweise, wie DNA-Spuren am Tatort, kommen hinzu. Auch hatte die Polizei seinem Auto einen Peilsender verpasst und hörte seine Telefonate ab. Die Ermittler belauschten sogar, wie er seine Frau anrief und eine Alarmanlage imitierte. Über seine weiteren Pläne äußerte er sich am Telefon auch: Um genügend Geld zu machen, wollte er noch zwei bis drei Monate in Deutschland bleiben.

Im September 2015 wurde er in einem Hotel in Tennenlohe geschnappt, die Fahnder entdeckten im Hotelzimmer auch Diebesgut.

Was – nach der Einbruchsserie – für fast alle Fälle zutrifft: Die meisten Geschädigten ließen ihre Fenster und Türen mit weiteren Schlössern ausstatten. ULRIKE LÖW

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