Eine "Wilde 13" kredenzt Kindern Kurzweil

11.8.2018, 06:00 Uhr
Eine

© Fotos: Unterburger

Und doch... - Märchenhaft ist mitunter schon, was die Hilpoltsteiner "Spielkiste" ("Ohne zusätzliches ´e` in der Mitte, bitte!") ihrem jungen Publikum seit hochoffiziellen 20 Jahren zu bieten hat: Da schüttelte bereits Frau Holle ihre Betten in der Burgstadt; da trabten Maurice Sendaks "Wilde Kerle" an; da hielten Asterix und Obelix ein Festmahl über den Dächern der Stadt und da forderte der Räuber Hotzenplotz zur abenteuerlichen Schnitzeljagd heraus. Unter anderem.

Es braucht durchaus seine Zeit, wenn Elisabeth Dietz, "kreativer Motor" der umtriebigen Damenriege, zur Rückschau auf die vergangenen zwei Jahrzehnte ansetzt. Schließlich sei allerhand geschehen seit damals, als ein kleiner "Kulturschock" die "Spielkiste"-Gründung letztlich initiierte.

Der Kinderfasching war´s! Anno 1994 traute Dietz ihren Augen kaum, als sie sah, was dem kleinen Narrenvolk da geboten beziehungsweise nicht geboten wurde. Aber "weil ich kein Mensch bin, der bloß motzt", nahm sie das Heft in die Hand, scharte sieben gleichgesinnte Mütter um sich und sorgte ab dem Folgejahr für eine Kinderfasching-Neuauflage. Mit Konzept und Struktur (was übrigens wenig später auch die Geburt der "Flecklaskinder" befördern sollte...).

Lückenschluss

Doch Fasching ist nicht alle Tage. "Es hat einfach was Kulturelles für die jüngste Generation gefehlt. Wir wollten die Lücke schließen", erinnert sich Marianne Lachner, Mit-Akteurin der ersten Stunde. Also sattelte man drauf und entwickelte in der Vorweihnachtszeit 1996 "aus dem Nichts" ein kleines Theaterstück fürs Mini-Publikum: Mit "Gackitas Ei" habe man einen Erfolg gelegt, sodass sich das Nachfolgestück ("Schneewittchen") "quasi von selber" verstand.

Dem Lions Club gefiel´s. So gut, dass er der "Spielkiste" gleich eine Spende zwecks Anschaffung einer mobilen Bühne angedeihen lassen wollte. Allerdings: "Wir hatten noch keinen Vereinsstatus", schildert Dietz das Problem.

Auf Anraten schloss man sich als Untergruppierung dem Heimatverein an. "Das war unkompliziert, man ist uns dort immer gut gesonnen gewesen", erklärt Marianne Lachner dankbar. Und: Man durfte ab sofort Spenden quittieren, was dem Finanzpölsterchen der "Spielkiste" zugute kam.

Auf diesem Umstand keimte wohl auch der Gedanke, im Ferienprogramm mitmischen zu wollen und ein "Groß-Event" hinter der Hilpoltsteiner Burg auf die Beine zu stellen: Das erste Sommerfest der "Spielkiste" tobte 1998 gar ritterlich übers historische Areal. An die 100 Kids seien zur Premiere mit ihren Familien erschienen, berichten Dietz und Lachner unisono. Will heißen: Das Konzept hatte eingeschlagen und verlangte nach Fortsetzung!

Ihren Höhepunkt erlebte die Sommerfest-Serie, als sich die "Spielkiste"Damen – mittlerweile zu einer Gruppe von bis zu 13 Frauen ("Die wilde 13") angewachsen – "Asterix und Obelix" als Thema verordnet hatten. Samt Sau am Spieß. 250 Kids wollten zu Galliern auf Zeit mutieren. "Das war schon der Hammer!", weiß Elisabeth Dietz noch gut. Doch auch der Einbruch ließ nicht auf sich warten: 2016 floppte ein "Planeten"-Fest, zu dem sich gerade mal 40 TeilnehmerInnen bequemt hatten. Inzwischen ist die Flaute verdaut. Dazu habe auch die jüngste, wieder rege frequentierte Auflage "Mit Wickie auf großer Fahrt" beigetragen.

Zum Jubiläumsfest am morgigen Sonntag "wollten wir uns mal was gönnen", erklärt Elisabeth Dietz. Unterm Motto "Zirkus" würden sich allerhand versierte Akteure hinter der Burg tummeln, meint sie vorfreudig. (Siehe eigenen Bericht!)

Weniger froh ist die gelernte Erzieherin hingegen, wenn sie gen Zukunft blickt: "Wir machen das jetzt seit 20 Jahren! Wäre schön, die ´Spielkiste` in jüngere Hände legen zu können." Neben den vier Hauptaktionen - Kinderfasching (plus Betreuung der "Flecklaskinder" und deren Teilnahme am Brauchtumsumzug), dem Puppen- und mittlerweile auch Schwarzlichttheater zur Weihnachtszeit, dem Märchenzelt beim Mittelalterfest und dem großen Sommerfest hinter der Burg – haben die "Spielkiste"-Frauen im Lauf der Zeit auch etliche "Nebenaktionen" ans Licht der Öffentlichkeit beordert: Kürbisfeten, Herbstfeiern (mit ehedem legendärer "Geisterbahn"-Aktion im Freyerskeller) und nicht zu vergessen: die "Lohbachlerchen", prominenter Ableger der "Spielkiste". Alle Hände voll zu tun gebe es somit immer. "Aber das Gute daran ist: Man kann kontinuierlich oder auch nur projektbezogen mitmachen", wirbt Marianne Lachner.

"Suchtgefahr"!

Um sich bei den Hilpoltsteiner Müttern ein wenig mehr ins Gedächtnis zu rufen, habe man jüngst den Kitas der Stadt je eine kleine Finanzspritze nebst Infomaterial zukommen lassen. Ob´s nutzt und mehr Neu-Akteurinnen bringt? "Schau mer mal..." - In jedem Fall könne sie die "Spielkiste" allen potenziell interessierten "Demnächst-Vielleicht-Mit-OrganisatorInnen" nur wärmstens ans Herz legen, unterstreicht Elisabeth Dietz: "Das macht so viel Spaß - miteinander etwas entwickeln und kreativ sein..."

Aber Achtung, es bestehe "Suchtgefahr"! Denn: "Wer einmal vor Publikum gestanden und den Applaus als Bestätigung für seine Arbeit gekriegt hat, der will mehr..."

Jubiläumsprogramm

Mit einem  „Riesen-Zirkus“ feiert die Hilpoltsteiner „Spielkiste" am morgigen Sonntag ihr 20-Jahre-Jubiläum. Ab 15 Uhr verwandelt sich das Gelände hinter der Burg in eine große Manege!
Damit auch so richtig was los ist, haben sich die „Spielkiste“-Damen um Elisabeth Dietz Verstärkung geholt: Der Zirkusverein Neumarkt wird anreisen und die anwesenden Kinder in die Kunst der Artistik einweihen. Dazu bringen die Oberpfälzer „ganz tolle Sachen“ mit, wie Dietz betont: Vertikaltuch, Slackline oder Balancierkugeln seien dabei nur die halbe Miete.
Des Weiteren werden ein Zauberer, ein Diabolo-Künstler und die Kaninhop-Gruppe der Eckersmühlener Kleintierzüchter für Unterhaltung sorgen. Es dürfe sowohl gestaunt als auch in diversen Workshops selbst experimentiert werden, heißt´s.
Dass Pferde zum Zirkus gehören, wie der Beifall zur Darbietung, versteht sich. Drum ist auch der Pferdehof Reckenstetten mit von der Partie. Ein Clown, der sich in der „Kunst des Scheiterns“ übt, wird zudem nicht fehlen.
Ab 17 Uhr dürfen die Workshop-Teilnehmer schließlich zeigen, was sie gelernt haben. Dann öffnet sich nämlich die Manege für die unterschiedlichsten Darbietungen. Der Vorhang schließt sich um 18 Uhr. Moderiert wird der Nachmittag von Elisabeth Dietz.

 

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