„Elektromobilitätstage“ in Roth: Die Zukunft schnurrt

26.9.2014, 17:41 Uhr
„Elektromobilitätstage“ in Roth: Die Zukunft schnurrt

© Tobias Tschapka

Klein, niedlich und irgendwie harmlos steht er da. Doch das täuscht! Wer sich selbst hinters Lenkrad dieses Smarts setzt und aufs Gaspedal tritt, der erlebt eine ordentliche Überraschung: die kleine Kiste zieht ab wie verrückt!

„Elektroautos müssen nicht erst ein Drehmoment aufbauen, wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, erklärt Markus Roschlau dem verdutzten Fahrer. Das sei auch der Grund, weshalb die meisten E-Mobile über ein Beschleunigungsverhalten „wie kleine Sportwagen“ verfügen, weiß der Automobilverkäufer.

Kein Krach

Der Saft dazu kommt aus der Steckdose. Einer „stinknormalen“ gewissermaßen: „TV raus, Auto rein“, bringt Roschlau es auf den Punkt.

Dann folgt: Stille! Denn wo kein Verbrennungsmotor, da kein Krach. Um Passanten zu warnen, besitzt das Fahrzeug deshalb sein so genanntes „Fußgänger-Sound-Modul“. Ein leises, turbinenähnliches Geräusch mischt sich in den gängigen Straßenlärm – andernfalls wäre das Fahrzeug nahezu lautlos unterwegs.

Und man erfährt: Um Kosten zu sparen sei dem „kleinen Starken“ dieselbe Karosserie verpasst worden wie seinem verbrennungsmotorisierten Kollegen. Die beiden rollen also vom gleichen Band.

Ganz im Gegensatz zum BMW-Modell, das an diesem Vormittag ebenfalls mit seinen Vorzügen glänzen will. Schon von außen sieht man dem Wagen an, „dass da was anders ist“, wie ein Schüler bemerkt. „Futuristisch“ wird gemurmelt. Das passt auch zum Innenleben. „Um Gewicht zu sparen, wurde bei der Konstruktion viel Karbon verwendet“, weiß Felix Lietz von der BMW-Niederlassung Nürnberg.

Keine große Überraschung. Aber dass viele andere Teile aus der gepressten Kenaf-Pflanzenfaser gefertigt werden, verwundert dann doch. „Ein leichter und nachwachsender Rohstoff“, erklärt Lietz, der sich darüber freut, dass die Testfahrten bei ihm so begehrt sind.

Demnach kommt das Karbon-Kenaf-Design offenbar an bei den Technikerschülern, zumal die Blicke dem auffälligen E-Flitzer ein ums andere Mal folgen, wenn er für die nächste Runde nahezu geräuschlos den Pausenhof verlässt.

Labsal fürs Gewissen

Ja, still und elegant gleitet man durch den Stadtverkehr – und die Tatsache, dass beim Bau dieses Fahrzeugs ausschließlich auf Windenergie gesetzt wird, beruhigt nicht nur den Wagen, sondern auch das ökologische Gewissen.

Ebenfalls im Dauereinsatz ist an diesem Morgen auch eine Elektro-Version von Audi. Rein optisch sieht man dem Modell am allerwenigsten an, dass sich unter seiner Motorhaube ein ganz neuer, umweltfreundlicher, und zugleich kraftvoller Antrieb verbirgt.

Doch die Schüler der Rother Fachschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität wollen’s ganz genau wissen. Sie inspizieren ausgiebig, fragen nach. Zum Beispiel wie das mit dieser „Gamification“ sei.

„Wenn der Fahrer das Tempo geschickt verzögert, wird Energie zurück in die Batterie gespeist. So weckt man den Ehrgeiz, die Reichweite zu erhöhen“, erklärt Alexander Strauß von der „Bayern Innovativ GmbH“ und beschreibt damit die Integration spielerischer Elemente in einen eigentlich spielfremden Kontext. Das ist spannend: Nicht nur auf umweltfreundliche Art und Weise sollen uns die Fahrzeuge der Zukunft also von A nach B bringen, sondern auch noch Spaß machen. Und in der Tat: Die Fahrt in einem Elektrofahrzeug erzeugt Laune!

Dennoch: Viele rollende Belege für eine solche These sind auf deutschen Straßen bislang noch nicht auszumachen. Die Elektromobilitätstage an der „Staatlichen Technikerschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität“ in Roth sollten daher einen kleinen Beitrag leisten, um diesen Umstand dereinst zu ändern.

Natürlich ist dazu auch eine Portion Theorie vonnöten. Die lieferten verschiedene Referenten in unterschiedlichen Fachvorträgen, sodass sich das Thema Elektromobiliät am Ende relativ facettenreich spiegelte. Doch nicht nur Elektromobile und Referate hatten sich Schulleiter Michael Greiner sowie Fachbereichleiter Andreas Deinhardt ins Haus geholt. So waren die angeforderten Projektmanager des „Bayerisch-Sächsischen Schaufensters Elektromobilität“ auch mit einer Wanderausstellung angereist, die am heutigen Samstag zwischen 9 und 14 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Ihr Tenor: „Elektromobilität verbindet!“

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