Endspurt in Roth: Ehemaliger Wöhrl wird zum Dormero-Hotel

4.2.2019, 16:04 Uhr
Endspurt in Roth: Ehemaliger Wöhrl wird zum Dormero-Hotel
Endspurt in Roth: Ehemaliger Wöhrl wird zum Dormero-Hotel

© Fotos: Carola Scherbel

Leitern, Schläuche, Folien, Werkzeug, abgeklebte Böden und frisch gestrichene Wände – auf allen vier Etagen und in fast allen der künftigen 68 Doppelzimmer, in der Lobby, der Küche, den Konferenz- und Technikräumen herrscht emsiger Betrieb. Überall wird gehämmert und gestrichen, verlegt oder gebohrt, erste Möbel geschleppt. Das Dormero-Hotel in Roth muss in sechs Wochen bezugsfertig sein, erste Anfragen gibt es schon, ab Freitag, 15. März, sind Zimmerbuchungen möglich. Also muss Dampf gemacht werden in der neuen Herberge.

Dabei erscheint nicht nur der Zeitplan sportlich, sondern auch das Konzept. Denn die Idee, das insolvente Wöhrl-Haus, in dem vormals Blusen und Jacken über den Verkaufstresen gingen, zu einem modernen Vier-Sterne-Superior-Hotel der Dormero-Kette (inzwischen tragen mehr als 30 Häuser den roten Turnschuhe als Label) umzubauen, erschien nicht gerade zwingend, sondern eher verwegen.

Der Heimatstadt verpflichtet

Aber: Der darbenden Einkaufsstadt Roth fühlte sich Hans Rudolf Wöhrl in der Pflicht, als das Modehaus seinem Ende entgegenging: Hier hatten seine Eltern nach dem Krieg ihr Geschäft wieder aufgebaut, hier wurde sein Name bis zur Schließung des Modehauses im März 2017 groß geschrieben.

Also überzeugte er seinen Sohn Dr. Marcus Maximilian Wöhrl, einen Ableger von dessen junger, aber florierender Hotelkette Dormero auch in Roth zu pflanzen. Und der ließ sich überzeugen. "Aber wenn wir nicht daran geglaubt hätten, hätten wir es nicht gemacht", sagt Bauleiter Dominik Munkert von der EigentümerFirma Tetris selbstbewusst.

Das bisher zu sehende Zwischenergebnis gibt ihm Recht: Trotz der schwierigen räumlichen Bedingungen mit vielen engen Winkeln und wenigen Fenstern hat die Firma Tetris (von Hans Rudolf Wöhrl 1994 gegründet und bis 2014 geleitet) für das Hotel der Kette (von Sohn Dr. Marcus Maximilian 2013 gegründet und bis heute geleitet) ein interessantes Konzept entwickelt, das tauglich wirkt.

Im Zentrum, wo früher der Rolltreppen-Block für die Verbindungen zwischen Kinder-, Damen- und Herrenabteilung sorgte, ist jetzt ein viereckiger Lichtschacht eingebaut. Um ihn herum sind in den vier Stockwerken je zwölf Doppelzimmer gruppiert, das Tageslicht kommt also "von innen". Weitere Zimmer — alle in rot, weiß und schwarz und mit schicken Lichtkonsolen — liegen an den Außenseiten: zwei mit Balkon nach Westen im obersten Stockwerk, vier mit Wintergarten, zwei Zimmer haben eine große Fensterfront nach Norden.

Dazu kommen drei Konferenzräume – ebenfalls mit Tageslicht —, außerdem ein Fit- und Wellnessbereich. Der Haupteingang (mit fast unveränderter Rundtür) liegt am Sieh-Dich-Für-Weg, der frühere Modehaus-Eingang in der Valentin-Passage vom Marktplatz existiert dagegen nicht mehr: Eigentümer der restlichen Passage ist jetzt die Hilee GmbH, eine Nutzung von Stadthalle bis Indoor-Marktplatz wird derzeit diskutiert.

Die Gäste kommen also vom Sieh-Dich-Für-Weg in der Lobby an und stehen dort vor dem Rezeptionstresen, der sich zur langen Bar dehnt und ins Restaurant übergeht. Was es dort genau zu essen geben wird, verrät die künftige Hotelmanagerin Michelle Lichter noch nicht, "am Feinschliff wird gerade noch gearbeitet".

Aber natürlich gelte: Sowohl das Restaurant als auch die schicke "Sonderbar" und der Fit- und Wellnessbereich sollen für alle, also auch für Nicht-Hotelgäste, zur Verfügung stehen, daneben bietet die Hotelküche Catering an, und für Tagungen oder Feiern in unterschiedlicher Art und Größe stehe man bereit.

Ist für das Hotel mit dem roten Sportschuh (wie alle Mitarbeiter trägt auch Michelle Lichter rote Turnschuhe) ein bestimmtes Konzept geplant — etwa für Sport-, Business- oder Freizeitgäste? "Nein, wir sind für alle offen", betont Lichter. Auch für Haustiere. Denn die Besonderheit der dann 38 Dormero-Häuser in ganz Deutschland ist, dass jedes ein eigenes Haustier hält, weil der Chef so tierlieb ist (Lichter). Das ist in einem Haus ein Hund, im anderen eine Katze, aber es kann auch mal ein Königspython sein wie in Stuttgart, schmunzelt Lichter.

Und welche Auslastung soll oder muss das Haus vorweisen, um zu bestehen? "Das muss sich erst einspielen" sagt Michelle Lichter, denn sie weiß natürlich um die ruhigen Wochen und Monate im Jahr, in denen das Haus weniger auf Übernachtungen denn auf Tagungen, Feiern oder Catering setzt. Trotzdem strahlt sie schon ganz selbstbewusst: "Wir wollen 100 Prozent."

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