Energiekonzept in Roth: „Nicht gut gelaufen“

26.11.2014, 16:19 Uhr
Energiekonzept in Roth: „Nicht gut gelaufen“

© Foto: Carola Scherbel

ROTH — Ruhig und sachlich, aber mit deutlichen Worten listete der Energiebeauftragte des Gremiums auf, was ihn ärgerte: Das Energiekonzept, dass das Nürnberger Ingenieurbüro Ebert Engineerung für den nötigen Austausch der Heizung im Bauhof erstellt hatte, war offenkundig schon im Dezember 2013 fertig gewesen. Er, Radle, habe es aber erst wenige Tage vor der Oktobersitzung des Stadtrates (2014!) bekommen.

In großer Eile — da er selbst bei der Sitzung nicht dabei sein würde - habe er daraus eine Empfehlung für die Kollegen zusammengefasst: Von den vier vorgestellten Heizungsvarianten — Erdölheizung wie bisher, Erdgasheizung, ein Erdgas-Blockheizkraftwerk oder ein Biomethan-Blockheizkraftwerk — sei die Lösung mit Biomethan die sinnvollste, weil ökologischste und auf 15 Jahre günstigste.

Doch bei der Sitzung hatte der Energieberater Dr. Wilhelm Krämer des beauftragten Ingenieurbüros Ebert die Stadträte mit völlig neuen Zahlen überrascht. Entsprechend fiel seine Bewertung aus: Nicht das CO2-schonende Biomethan-BHKW, sondern eine Erdgasheizung empfahl er als wirtschaftlicher. Betont habe der Gutachter zudem, dass der CO2-Ausstoß damit zwar reduziert werde, „aber nicht hier vor Ort, sondern irgendwo auf der Welt“, wie sich Hochbauamtsleiter Stefan Hofmann an Krämers Argumentation erinnert.

Radle, der die Hörprotokolle der Sitzung nachgehört habe, lastet dem Gutachter aber vor allem an, dass er behaupte: CO2 entstehe schließlich auch bei Biomethan. Radle: „Der hat gar nicht verstanden, dass dem Bioerdgas ja vorher das CO2 entzogen wird, die Bilanz also null ist.“

Auch Krämers Rechnung, dass man nicht genug Strom verbrauchen könne, um die vorgesehene PV-Anlage rentabel zu machen, „stimmt nicht“, ereiferte sich Radle. Durch Einbau einer Pufferbatterie etwa könne der Strom gespeichert und zu anderen Zeiten verbraucht werden — halb so teuer wie der eingekaufte. Radle über Krämer: „Er hat einfach keine innovativen Vorschläge gemacht.“

Die Kosten für das Biomethan-Heizkraftwerk fielen, so hatte Krämer gerechnet, mit 307 000 Euro Investition um 87 000 Euro höher aus als die für den Erdgaskessel (220 000 Euro) Das sei den veränderten Vorgaben geschuldet, hatte Krämer den Stadträten erläutert. Pro Jahr würden für das Biogas-Kraftwerk 31 700 Euro Verbrauch fällig, 30 000 Euro für den Erdgaskessel. Beim CO2-Ausstoß stünden 88 Tonnen bei konventioneller Gasheizung sechs Tonnen dem Biomethan gegenüber.

„Die Mehrkosten können aufgrund der neuen EEG-Bestimmungen schon sein“, will Radle nicht ausschließen, aber ihm persönlich sei es das wert: „Wir haben uns im Stadtrat für ein Energiekonzept entschieden, da ist es mit ein paar LED-Lampen nicht getan.“ Als Energiebeauftragter wolle er, „dass wir vorwärtskommen und uns einig sind“. Zur Erinnerung: Der Beschluss gegen das Bio-BHKW war gegen die Stimmen von SPD und Grünen gefallen.

Zurückhaltend bleibt Radle mit der Kritik an der Stadtverwaltung: „Die Zusammenarbeit hätte besser laufen können“, sagte er allerdings auf Nachfrage. „Die Stadt hätte das Ingenieurbüro beauftragen sollen, mit dem örtlichen Energiebeauftragten zumindest mal Kontakt aufzunehmen.“

Seine Konsequenz bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates: „Ich sehe keinen Sinn, das Amt weiterzuführen, wenn der Beschluss so bestehen bleibt. Wenn wir nichts anfassen, dann brauchen wir auch keinen Energiebeauftragten.“

Voller Zorn reagierte darauf Siegfried Schwab von der Wählergemeinschaft Pfaffenhofen-Pruppach-Mekkenlohe: „Was maßt sich der Energiebeauftragte eigentlich an, Entscheidungen des Gremiums zu kommentieren und ein Amt abzugeben?“

Doch sowohl Bürgermeister Ralph Edelhäußer als auch Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann hatten da bereits zugestanden, dass „es nicht gut gelaufen“ und Radle „nicht rechtzeitig informiert worden“ sei.

Korrekturmöglichkeit bestehe bei einem Gespräch, zu dem die Verwaltung Anfang Dezember einlade: sowohl den Ebert-Ingenieur Krämer als auch den Energiebeauftragten Radle. „Ob dadurch aber der Beschluss geändert wird“, so Edelhäußer, „das weiß ich natürlich nicht“.

Auf jeden Fall aber, so kündigte er an, für das weitaus kompliziertere Energiekonzept für die Kläranlage „wird sowas nicht mehr passieren“.

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