Enge Freundschaft begann mit kunstvoller Monstranz

23.8.2016, 17:07 Uhr
Enge Freundschaft begann mit kunstvoller Monstranz

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Der eigentliche Beginn der gemeinsamen Geschichte liegt in den Jahren 1940 bis 1942. In einer Georgensgmünder Schreinerei arbeitete damals der französische Kriegsgefangene Jules Legrand. In seiner Freizeit schuf der gläubige Katholik aus Holzresten eine kunstvolle Monstranz, die er bei seiner Verlegung zurücklassen musste.

Vier Jahrzehnte später, im Jahr 1984, tauchte die Kiste mit der Aufschrift „Erinnerung an die Gefangenschaft 1940-1942, Jules Legrand“ auf dem Dachboden der katholischen Kirche wieder auf. Der damalige Pfarrer Josef Handl stellte umfangreiche Nachforschungen an und fand den Heimatort Legrands, das Dorf Le Wast/Colembert in Nordfrankreich. Der Urheber der Monstranz war allerdings bereits verstorben.

Im selben Jahr fand in München ein Katholikentag statt, zu dem sich eine Gruppe aus Georgensgmünd mit einer Abordnung aus Frankreich um den Pfarrer Pierre Damez verabredete, um die Monstranz zurückzugeben. Das Treffen legte den Grundstein für den Austausch und eine herzliche Freundschaft, die bis heute anhält.

Gruppe besuchte Frankreich

Alle zwei Jahre besuchen sich die Colemberter und die Georgensgmünder seither abwechselnd. So machten sich auch heuer wieder 28 Erwachsene und 14 Jugendliche aus Mittelfranken für einige Tage auf den Weg ins Département Pas-de-Calais.

Enge Freundschaft begann mit kunstvoller Monstranz

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Im Vorfeld hatten die Georgensgmünder mit Unterstützung der Gemeinde den Verein „Salut“ gegründet. Er soll die über Jahrzehnte gewachsene Beziehung zukunftsfähig machen sowie das Verständnis und die Freundschaft zwischen den beiden Völkern auf persönlicher, politischer und pastoraler Ebene fördern.

Bunker mahnt zum Frieden

Zu Beginn des Aufenthalts besuchten die Gäste aus Mittelfranken die Kirche in Le Wast, in der die freundschaftsstiftende Monstranz steht. An den folgenden Tagen ging es ans Cap Griz Nez mit Blick auf Dover, in den Badeort Wissant und auf Bootsfahrt durch die Kanäle von Clairmarais. Ein Tagesausflug führte zudem nach Brügge.

Besonders beeindruckte die Reisenden der Besuch des Museums „La Coupole“. Von dem kuppelförmigen Bunker aus wollten die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg England mit V 2-Raketen beschießen. Heute befinden sich darin eine Gedenkstätte und ein Museum zur Geschichte der Raumfahrt. Nicht nur den Jugendlichen aus beiden Ländern machte der Besuch bewusst, wie wichtig ein friedliches und vereintes Europa ist.

Am letzten Vormittag tauschten sich die Vertreter beider Partnerorte intensiv über die Situation der Flüchtlinge in Georgensgmünd und in Frankreich aus.

Ein Höhepunkt war zum Abschluss der gemeinsame Gottesdienst in der Kirche von Colembert, den der französische Priester gemeinsam mit Pfarrer Josef Handl zelebrierte. Dabei lautete der Abschiedsgruß wie immer: „Dans deux ans“ („In zwei Jahren“) – dann in Georgensgmünd.

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