Moritz Taschner aus Roth Deutscher Meister im Kraftdreikampf

22.2.2018, 17:02 Uhr
Moritz Taschner aus Roth Deutscher Meister im Kraftdreikampf

© AC Bavaria

Bei den Deutschen Meisterschaften im Kraftdreikampf Equipped, die am vergangenen Wochenende in Lauchhammer stattfanden, holte sich der Mittelschüler in der Jugend (14 bis 18 Jahre) in der Klasse bis 120 Kilogramm den Titel. Soll heißen, bei der Kniebeuge hob er sage und schreibe 235 Kilogramm, beim Bankdrücken 155 Kilogramm und beim Kreuzheben schaffte er 227,5 Kilogramm – alles persönliche Bestleistungen. Sein drei Jahre älterer Konkurrent Alexander Franke lag nach den ersten beiden Disziplinen noch wenige Kilos vor ihm, doch dann patzte er beim Kreuzheben.

"Seine Knie waren nicht richtig durchgestreckt", erklärt Moritz Taschner. Und die mitgereisten Eltern und die Oma durften ihren frisch gebackenen Deutschen Meister "Equipped" feiern. Bei diesem Wettbewerb durften Hilfsmittel wie Anzüge und Shirts eingesetzt werden, durch die man, so Moritz, mehr Kraft entwickeln kann als beim Classic oder Raw bezeichneten Wettbewerb.

Auch diesen hat er erst im Oktober in Chemnitz in seiner Alters- und Gewichtsklasse für sich entscheiden können (wir berichteten). Unglaublich, welche Karriere der junge Ausnahmeathlet hinlegt. Dabei hat der Schüler gerade mal ein gutes halbes Jahr Vereinstraining hinter sich. Zuvor hat er quasi nur im stillem Kämmerlein oder besser gesagt im Keller seines Elternhauses für sich trainiert. "Mit elf hab ich neben dem Basketball mit Fitness angefangen. Ich finde das cool", erzählt der sympathische Sportler. Mit viel Selbstdisziplin, durch Videos und Bücher hat er sich die Technik selbst beigebracht. Seine Eltern haben ihn von Anfang an unterstützt und das entsprechende Equipment angeschafft.

Raus aus dem Keller

In Roth gibt‘s allerdings keinen Verein, bei dem Moritz Kraftsport ausüben könnte. Irgendwann wollte er aber raus aus seinem Keller. Wie gut, dass seine Oma in Forchheim wohnt und den Vorsitzenden des AC Bavaria, Jörg Wiemann, kennt. So kam der Kontakt schnell zustande. Im Sommer 2017 machte Moritz ein erstes Probetraining in Oberfranken und Wiemann, der zugleich auch Trainer ist, war begeistert, erinnert sich Moritz‘ Mutter Daniela Taschner. Moritz habe sich in all den Jahren schon so eine gute Technik angeeignet, dass Wiemann sofort drauf aufbauen konnte. "Moritz hat sich oft selbst gefilmt und dann gleich wieder seine Technik korrigiert", ergänzt seine Mutter.

Sicherlich war Daniela Taschner auch ein bisschen besorgt, dass Trainer Wiemann Moritz zu Lasten der Gesundheit "verheizen" könnte. Das ist aber dank des guten persönlichen Kontakts auf keinem Fall so. Der Heranwachsende ist regelmäßig zur Beobachtung bei einer Heilpraktikerin. Keine Rückenschmerzen dank guter Muskulatur. Alles gut. Der Verein und die Eltern haben schon ein Auge darauf, dass dem Nachwuchssportler nicht zu viel zugemutet wird. Am Anfang musste er sogar fast ausgebremst werden.

Trainer bremste

Als er noch daheim allein für sich trainierte, ging er fast jeden Tag in den Keller. Wiemann machte ihm schnell klar, dass das zu viel sei, und der Körper auch Zeit zum Regenerieren brauche. Jetzt trainiert Moritz "nur noch" viermal pro Woche je zwei Stunden, unter der Woche daheim unter WhatsApp-Anleitung seines Trainers und am Wochenende in Forchheim, wo ihn seine Eltern immer mit seiner ganzen Ausrüstung hinkutschieren müssen. Zumindest kann er dort bei seiner Oma wohnen. "Anders würde es schwer gehen", meint seine Mutter.

So bleibt für Moritz noch genügend Zeit für die Schule. Er besucht die neunte Klasse im M-Zweig der Rother Anton-Seitz-Schule und er hat auch schon einen Plan für seine berufliche Laufbahn. Neben dem Kraftsport interessiert er sich sehr für Ernährung und alles was mit dem Körper zu tun hat. Das ist das A und O in seinem Metier. Er studiert Rezepte und kocht auch selbst.

Burger und Pizza stehen nicht auf dem Speiseplan. Kohlenhydrate und Eiweiß sind die zwei wichtigsten Komponenten bei seinen Kreationen. Sein Wissen um Fitness und Ernährung würde er gerne auch beruflich einmal einsetzen und so könnte er sich eine Ausbildung als Physiotherapeut gut vorstellen.

Aber noch heißt es eineinhalb Jahre in die Schule gehen, und bis dahin stehen noch viele Wettkämpfe für den 15-Jährigen an. So geht es am 12. Mai zu den bayerischen Meisterschaften im Classic und Raw im Kraftdreikampf. Ein Heimspiel, sie finden in Forchheim statt. Sein Traum ist es jedoch, im Nationalkader Jugend aufgenommen zu werden und dann vielleicht bei den World Games zu starten.

Noch ist Kraftdreikampf nicht olympisch. Aber was nicht ist, kann ja auch noch werden. "Ich hab ja noch viel Zeit", sagt Moritz, der seine Jugend genießt, gerne mal seinen Klassenkameraden den ein oder anderen Kniff zeigt oder mal wieder mit ihnen Basketball spielt.

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