Erneute Hausdurchsuchung in "Reichsbürger"-Umfeld

16.11.2016, 17:33 Uhr

Beamte hatten das Anwesen des Verdächtigen durchsucht, der angeblich Kontakt zu dem in Untersuchungshaft sitzenden Wolfgang P. hatte. Der 49-jährige "Reichsbürger" hatte vor knapp einem Monat einen SEK-Beamten erschossen und drei weitere verletzt. In dem wenige Kilometer von Georgensgmünd entfernten Ortsteil hatten die Polizisten nach Beweisen im Zusammenhang mit der so tragisch verlaufenen Razzia gesucht.

Zu den genauen Gründen für die jüngste Durchsuchung und ob und was die Polizei dabei gesucht oder gefunden hatte, wollte Anita Traud, stellvertretende Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen. Auch die Angaben von Anwohnern, dass eine Gruppe des Spezialeinsatzkommandos (SEK) Nordbayern die Aktion durchgeführt hatte, wollte Traud nicht bestätigen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Polizei in den vergangenen Wochen bereits mehrere Durchsuchungen durchgeführt. Dazu zählt auch die Durchsuchung eines Wohnmobils und eines Wohngebäudes Ende Oktober in Forchheim, bei der ein 34-jähriger Mann festgenommen worden war. Des Weiteren wurden mehrere Waffen von Wolfgang P. samt Munition in einem Wald im Landkreis Roth gefunden. Der zu diesem Zeitpunkt bereits in Untersuchungshaft sitzende Täter konnte die Sachen nicht selbst dort deponiert haben, deshalb gehen die Ermittler davon aus, dass Wolfgang P. Komplizen hatte.

Disziplinarverfahren gegen Beamte

Seit der Schießerei am 19. Oktober, als ein SEK-Kommando sein Anwesen in Georgensgmünd nach Waffen durchsuchen wollte, sitzt der 49-Jährige in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen Mordes ermittelt. Laut Oberstaatsanwältin Anita Traud hat er nach wie vor keine Angaben zur Sache gemacht, sich aber inzwischen einen Anwalt genommen.

Währenddessen kommt die Suche nach "Reichsbürgern" in den Reihen der bayerischen Polizei voran: Inzwischen gibt es es zehn Disziplinarverfahren gegen Beamte, wie ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums erklärte. Dabei handele es sich um acht Polizisten im aktiven Dienst und zwei im Ruhestand. Einige der Polizisten hätten auch einen eigenen Reichsbürger-Ausweis besessen, in denen als Geburtsort "Königreich Bayern" oder "Königreich Sachsen" gestanden habe.

Nicht erhöht habe sich dagegen die Zahl der suspendierten Polizisten wegen möglicher Verbindungen zur "Reichsbürger"-Bewegung. Nach wie vor sind laut dem Innenministerium drei Polizisten vom Dienst freigestellt – ein Bereitschaftspolizist, ein Polizist aus München und einer aus dem Polizeipräsidium Schwaben Nord. Die fünf anderen aktiven Beamten, gegen die ein Disziplinarverfahren läuft, seien weiter im Dienst.

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