«Fantastische Illusionisten» heiß begehrt

6.3.2010, 00:00 Uhr
«Fantastische Illusionisten» heiß begehrt

© Unterburger

ROTH –  Von jeher begleitet die Malerei uns durch unser Leben. Jeder hat zur Malerei einen ganz eigenen Zugang. «Die Maler schenken uns ihr Bild von der Welt, manchmal sogar von anderen Welten», erklärte Nele Mint. «Ihre Werke berühren uns und unsere Seele, das ist ein großes Erlebnis.»

Da sind zunächst die großformatigen Tafelbilder von Jo Niklaus aus Nürnberg. Ihre fantastischen und surrealistischen Gemälde, ihre Hinwendung zu Albrecht Dürer, ihre verblüffenden Collagen in Trompe-l´oeil-Manier (gemalte Scheinplastizität) und die Exaktheit und Akribie der Pinselführung machen ihre Variationen über das Malgenie Dürer außergewöhnlich. Wochenlang studierte die gelernte Lithografin Dürers Werk im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und schuf einen Dürer-Zyklus, der mit Versatzstücken und raffinierten Stillleben scheinbare Plastizität erzeugt. Jo Niklaus wurde 1941 in Münsterberg/Schlesien geboren.

Auch ihr Mann Hans Niklaus fühlt sich den alten Meistern verpflichtet. Er erschafft fantastische, surrealistische Scheinwelten mit betörenden Metaphern des Morbiden. Vieles von dem, was Hans Niklaus malt, ist real vorhanden, manches davon allerdings hat er umgestaltet und verfremdet. Die häufig auftauchenden Schnecken und Muscheln in seinen Arbeiten entstammen einer eigenen, umfangreichen, wissenschaftlich aufgebauten Sammlung. In vielen seiner Bilder stecken Rätsel, zum Beispiel im ausgestellten «Stein der Weisen». Hans Niklaus wurde 1934 in Halle/Saale geboren. Bereits seit früher Jugend befasst sich der gelernte Lithograf mit der Malerei.

Michael Lassel, der dritte ausstellende fantastische Realist, verführt den Betrachter mit Farben, Licht und Schatten. Geboren wurde Lassel 1948 in Siebenbürgen, Rumänien. Von 1968 bis 1972 studierte er an der Kunstakademie Bukarest. 1986 siedelte er mit der Familie nach Deutschland über. Heute arbeitet er als freischaffender Künstler in Fürth. Michel Lassel malt Gigantisches und Befremdliches («Die Vermählung der Gliederpuppen») und tut dies auf sehr disziplinierte und akribische Weise. Der Betrachter steht vor einer eigenartigen Welt; ein Hauch von Vergänglichkeit liegt auf seinen Bildern. Lassels geniale Malkunst brachte dem Künstler schon viele Ehrungen in der ganzen Welt ein. Er hat auch bereits in Kulturtempeln wie dem British Museum ausgestellt. Sein neues Bild «Das Narrenschiff» hat einen eindeutigen Bezug zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise.

Michael Engelhardt, der vierte Künstler, der in der Villa Augusta ausstellt, wurde 1952 in Erlangen geboren. Er studierte Malerei in Nürnberg und an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Professor Rudolf Hausner, einem führenden Vertreter des fantastischen Realismus und ist ebenfalls freischaffender Künstler. Engelhardts Motive sind exotische Landschaften, Porträts, versunkene Welten oder der Aschevogel. Eines seiner ins Auge stechenden Werke in der «Villa Augusta» ist «Der Koloss von Samothrake». Michael Engelhardt selbst bezeichnet seine Kunst als «magischen Realismus». Seine Bilder sind schwer in Worte zu fassen oder zu beschreiben; man muss sie sehen.

Michael Engelhardt arbeitet mit Grundierungen, Lasuren, Licht und Schatten und nähert sich auf diese Weise dem Wesen der Utopie. Realismus und Magie verschmelzen in seinen Bildern. Engelhardt kann Visionen vollendet darstellen.

Vielfach ausgezeichnet ist der 1950 in Unterbissingen, Schwaben, geborene Maler Wolfgang Harms. Er ist ein Poet mit dem Pinsel, ein Magier der Wände, der schon Schlösser, Villen und Theatersäle gestaltete. Seit über 20 Jahren hat er sich überwiegend auf die Ausführung von hochwertigen Wandmalereien konzentriert. Auf diesem Gebiet wird er mittlerweile zu den Besten in Europa gezählt. Seine Magie und heitere Fantasiewelten sind überwältigend. Durch Vermischung aus Realismus und Fantastischem entstehen bei ihm originelle, spannungsreiche und individuelle Lösungen. Harms Markenzeichen, die in Variationen immer wiederkehren, sind der Mondvogel oder der Blütenbläser. Er experimentiert gern mit verschiedenen Drucktechniken. «Wolfgang Harms öffnet beim Malen seine innere Tür zu seiner poetischen Welt», meinte Nele Mint zutreffend. ROBERT UNTERBURGER

Die Ausstellung «Illusion der Wirklichkeit» in der Villa Augusta ist noch bis 30. März zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag von 16 bis 19 Uhr und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.