"Fränkische Weisheiten" mit Fitzgerald Kusz und Blues

29.1.2018, 06:00 Uhr

© Foto: Manfred Klier

"Wou is mei Bier", fragt Klaus Brandl und Fitzgerald Kusz blättert in seinem Manuskript. Doch dann legen sie los. Brandl mit einem Gitarren-Blues, zu dem Kusz fragt: "Wäi gäits?" Die lapidare Antwort: "Es gäit halt so, wäis gäit. Bis amal nimmer gäit." Und er fügt hinzu: "Uns gäits goud in Hilpoltstein." Kusz hat sich ein eigenes fränkisches Alphabet zugelegt, von A wie Aaachela, bis hin zu Z wie Ziebela. Spätestens hier merkt man an den Gesichtern, wer des Fränkischen mächtig ist. Einige können nicht recht lachen, aber die meisten gehen lachend mit. Man merkt, dass Kusz seinen Mitmenschen auf’s Maul schaut. Seine Beobachtungen gibt er in der ihm eigenen Versmetrik verschmitzt schmunzelnd an sein Publikum weiter.

Kusz gehört zu den meistgespielten deutschen Dramatikern. Durch sein Theaterstück "Schweig Bub!" ist er unsterblich geworden. 1976 wurde es am Staatstheater in Nürnberg uraufgeführt und mittlerweile mehr als 700 Mal gespielt. Verfilmungen, Hörspielfassungen und die Übersetzung in viele Sprachen folgten. Sein kongenialer Partner an diesem Abend ist Klaus Brandl, ein eigenwilliger und origineller Musiker, der mit genialem Gitarrenspiel die Texte seines Partners begleitet, ohne Noten natürlich. Und oft greift er mit seiner rauchigen Stimme ins Geschehen ein. Dass sie sich dabei gegenseitig gewissermaßen auf den Arm nehmen, versteht sich von selbst.

Schimpfwort-Tirade

Besonders reichhaltig ist das Fränkische an Schimpfwörtern wie Maulaff, Windbeidl, Blousoasch, Saumogn, Grampfbolln, Doldi und Fregger. Kein Wörterbuch auf Hochdeutsch könnte da mithalten. In der ihm eigenen Philosophie denkt Kusz über die Welt und das Leben nach: "Manche Leid stenna blous amol in der Zeitung drin. Und dann san’s hie!" Beim Älterwerden denkt er an seine Kindheit zurück, mit Brausepulver, Maikäferfangen, Odelgestank, Zinkbadewanne für das wöchentliche Bad am Samstag und dem Grind auf den aufgeschürften Knien, weil Mutters Fahrrad viel zu groß war. Viele im Publikum nicken zustimmend.

Zum Groua-Blues (Krähenblues) passt Brandls kratzige Stimme perfekt: "Die Groua san kumma, die Groua san dou!" Fast unheimlich. Der Eisenbahn-Blues leitet zum Sinnieren über das einstige Kursbuch der Deutschen Bundesbahn über. Man konnte in der Fantasie überall hinfahren, und wenn man es zuklappte, war man wieder daheim. Die App bahn.de ist wesentlich unromantischer.

Zu Kusz‘ Spezialitäten gehören die Haikus, die Kurzgedichte, die zu den angeblich maulfaulen Franken passen, vor allem, wenn es Nämberch-Haikus sind: "Dä Ochs aff dä Fleischbriggn, wos denkd si deä blouß? Wemmä des wisserd!" Oder: "Die Weld is ä Wegglä: ohne Broudwerschd ned auszuhaldn!"

"Nach der Pause bleibt am nix anders übrig als weiderzumachn," folgert Kusz, denn die Ärwat is des Wichtigste im Leb’n eines Franken, was der Ärwats-Rap ergänzt, bei dem sich Brandl erneut voll ins Zeug legt. "Oh weh – wohin sind verschwunden alle meine Jahr?", hatte Walther von der Vogelweide einst gedichtet. "Ou wäih, wou san’s blos hie alle meine Joahr", klingt das auf Fränkisch. Und aus Shakespeares Sonnet "Shall I compare thee to a summer’s day?" wird: "Soll ich dich mit am Summerdoch vergleichen?" Denn: "Ohne Dich bin ich wie a Amerla ohne Marmelad!"

"Wenn dou soo badschd (geklatscht) werd, dann gibt es a Zugab!" Noch immer schelmisch lächelnd und mit unermüdlicher Spielfreude geben die beiden Akteure gleich vier davon. Darunter der urkomische "Muggn-Blues" – Kusz ist die Muggn und Brandl die Spinne – und die schaurige Ballade vom "Nachtgieger". Ein wehmütiges Lob- und Danklied auf die Oma, die an einem "Kärwamondach" g’storbn is, beschließt den gelungenen, heiteren und zugleich tiefsinnigen Abend.

Aber Kulturamtsleiterin Kathrin Blomeier hat für die Freunde des Fränkischen schon vorgesorgt. An gleicher Stelle werden am 10. März Günter Stössel & Sandy Wolfrum auftreten.

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