Franz Kafkas Gregor Samsa verwandelt sich dreimal

22.1.2019, 15:57 Uhr
Franz Kafkas Gregor Samsa verwandelt sich dreimal

© Foto: Tobias Tschapka

HILPOLTSTEIN - In der Neuzeit, und zum Teil auch in einem Klassenzimmer der Gegenwart, spielt die Interpretation des Kurses, denn zur Rahmenhandlung gehört, dass im Unterricht als Lektüre eines dieser kleinen, gelben Reclam-Heftchen gelesen wird, mit dem Titel "Die Verwandlung". In Kafkas berühmten Erzählung aus dem Jahr 1912 wird ausführlich beschrieben, wie sich Gregor Samsa erst in einen Käfer verwandelt, und sich wegen der darauf folgenden Kommunikationsproblemen mit seiner Familie immer mehr isoliert und schließlich elendig zugrunde geht.

Die Version des Theaterkurses beginnt mit träumerischen Jugendlichen im Unterricht, die von leistungsorientierten Erwachsenen mit harschen Worten auf den Ernst des Lebens vorbereitet werden. In wiederkehrenden persönlichen Statements, die zwischen der "Realität" des Stückes und der heutigen Lebenswelt der Jugendlichen angesiedelt sind, erklären sie, worunter sie leiden und wie sie mit dem Druck umgehen.

Nach einem Albtraum, in dem Gregor sein Chef und ein Arzt erscheinen, beginnt die eigentliche Handlung mit dem Erwachen des Käfers. Das Familienleben im Wohnzimmer zeigt, wie Gregors Familie verzweifelt versucht, mit der Verwandlung ihres Sohnes umzugehen. Dabei werden, in Abweichung zum Originalstück, die Rollen vervielfacht. So tauchen zum Beispiel sieben Gregors und drei Schwestern auf, und der Käfer wird als vielgliedriges Ungetüm von sieben Schauspielerinnen dargestellt.

Zum einem zur Einbindung aller 17 Mitglieder des Wahlkurses der 8. bis 10. Klassen, zum anderen als Ausdruck der Übertragbarkeit der Probleme Gregor Samsas auf jeden einzelnen in unserer Gesellschaft. Zu sehen ist unter anderem eine Szenerie, in der Gregors Schwester Grete ihren monströsen Bruder mit den vielen Gliedmaßen füttert und dabei zwischen Ablehnung und Fürsorge hin- und hergerissen ist. Zur modernen Interpretation des Stückes gehört auch, dass sich neun Paparazzi auf die Familie Samsa stürzen und die Exklusivrechte für die "echten Emotionen" als Live-Stream erwerben. Gegen Ende tauschen sich die Schüler in einem Whatsapp-Chat über das Stück und über die Sekundärliteratur aus.

Matthias Müller, der bis voriges Jahr den Wahlkurs Theater der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums geleitet hat, konzentriert sich zukünftig auf die Arbeit mit älteren Schülern. Mit Georg Strauß hat er einen würdigen Nachfolger gefunden. Auch dessen Regiearbeit wird von bewährten Kräften unterstützt. Unter anderem durch den Wahlkurs "Bühne & Kostüm" unter der Leitung von Yvonne Jakob und Kerstin Pezolt sowie dem Ausschuss "Beleuchtung & Technik" der SMV der Schule. Dem handwerklichem Geschick eines Schauspieler-Vaters ist die große Rückwand der Bühne zu verdanken, das Material dafür sponserte die Firma Klingele.

Z"Die 3 Verwandlungen" feiert am Freitag, 25. Januar, in der neuen Aula des Hilpoltsteiner Gymnasiums Premiere. Beginn ist um 19.30 Uhr. Am darauffolgenden Tag (26.01.) gibt es zur gleichen Zeit eine weitere Vorstellung, zu der die Öffentlichkeit eingeladen ist. Der Eintritt für Erwachsene liegt bei fünf, für Schüler bei drei Euro.

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