Frauen starten durch

29.9.2015, 16:06 Uhr
Frauen starten durch

© Foto: Steffi Graff

Ein Forum für Austausch und Information bot der halbtägige Infotag, bei dem die Frauen ohne Voranmeldung mit den verschiedensten Institutionen in Kontakt treten und sich an Infoständen und bei Vorträgen Rat und Hilfe holen konnten.

„Wir wollen Frauen Mut machen und Unterstützung anbieten, damit der Wiedereinstieg in den Beruf gelingt“, sagte Claudia Wolfinger, die seit kurzem die für den Landkreis Roth zuständige Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg leitet. 82 Prozent aller befragten Frauen hätten jüngst bei einer Untersuchung des Allensbach-Institutes angegeben, dass es schwierig sei, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. „Eine Schande in der heutigen Zeit“ sei das und „längst überfällig, dass sich hier etwas ändert“, findet Wolfinger.

Für viele Mütter sei die Berufstätigkeit ebenso wichtig wie die Familienarbeit. Nach wie vor seien es überwiegend Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit für die Kindererziehung unterbrechen oder einschränken und dies mit schlechteren Karrierechancen, niedrigeren Gehältern und Rentenlücken büßen. „Verschenkte Potentiale“ nennt sie es aus Arbeitgebersicht, wenn Mütter oder auch Frauen, die Angehörige pflegen, Schwierigkeiten haben, parallel dazu einem Beruf nachzugehen.

„Gute Beispiele, dass im Miteinander vieles geht“, sieht Landrat Herbert Eckstein unter anderem in besserer Kinderbetreuung und vielfältigen Arbeitszeitmodellen. Dem richtigen Einstieg komme dabei eine Schlüsselrolle zu. Diesen zu schaffen, ist allen gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Beteuerungen zum Trotz gar nicht so einfach.

Eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten gehört dazu, der Wille und die Energie, Qualifikationen nachzuholen oder zu erweitern, aber auch der Mut, beharrlich Werbung in eigener Sache zu machen und sich bei Bewerbungen gut zu verkaufen. Zu allen diesen Themen gab es Rat und Hilfe.

„Viele Hürden“, so Claudia Wolfinger, seien von den Frauen zu nehmen, damit der (Wieder-)Einstieg gelingt. Für Migrantinnen und Alleinerziehende seien sie besonders groß.

Davon kann Michlene S. ein Lied singen: Die 38-jährige Büchenbacherin ist in die Kulturfabrik gekommen, weil sie „irgendwie einfach nicht weiterkommt“ und hofft „Antworten auf meine vielen Fragen“ zu bekommen. Vor 13 Jahren sei sie mit einem abgeschlossenen Architekturstudium aus Syrien hierher gekommen. Jetzt ist ihre Ehe gescheitert und sie ist mit zwei kleinen Kindern auf sich gestellt. Ihr Deutsch ist fließend, auch Englisch und Arabisch spreche sie. Vor kurzem hat sie den Führerschein gemacht und will vor allem eines: „Endlich beruflich vorankommen und auf eigenen Füßen stehen.“ Doch sie muss immer wieder feststellen: „Es ist kompliziert.“

Weder ihre Schulausbildung noch ihr Studium werden ihr hier voll anerkannt. Wegen der beiden Kinder ist sie räumlich und zeitlich nur begrenzt flexibel. An Offenheit, Energie und Einsatzfreude mangelt es ihr sicher nicht. Ab und zu habe sie einige Stunden als Übersetzerin arbeiten können. Eigentlich sei sie aber auf der Suche nach einer qualifizierten Festanstellung. „Ich kann mir vieles vorstellen. Gerne lerne ich noch etwas Neues.“ Fertige Bewerbungsunterlagen habe sie in der Tasche. Dennoch stoße sie, wie sie sagt, „ständig an Grenzen und Probleme“.

Beim Infotag erfuhr Michlene S., dass sie mit ihrem Erlebnissen nicht alleine ist, und dass es vielfältige Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten gibt. Sie hat auch erfahren, dass an der Volkshochschule im Februar wieder eine Neuauflage des 13-wöchigen Orientierungsseminars zum beruflichen Wiedereinstieg für Frauen startet. „Das könnte doch etwas für Sie sein“, findet VHS-Seminarleiterin Karin Duman-Geiß und notiert sich gleich die Daten der jungen Mutter. Die ist von dem konkreten Angebot sehr angetan und freut sich über neue Perspektiven.

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