Für Pausen auf der Ruhebank bleibt nur wenig Zeit

6.9.2013, 00:00 Uhr
Für Pausen auf der Ruhebank bleibt nur wenig Zeit

© Ammer

Könnte es die CSU-Politikerin, die seit 2002 als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Roth/Nürnberger Land im Bundestag sitzt, in der Urlaubszeit nicht ein bisschen langsamer angehen lassen und vielleicht zusammen mit ihrem Mann eine Tagestour auf dessen Motorrad machen? In den Umfragen sieht es ja wahrlich nicht schlecht aus für ihre Fraktion. Marlene Mortler winkt energisch ab. Entschieden sei noch gar nichts, und ein Wahlkampf mit Halbgas, bei dem sie sich nur selten bei den Bürgern in ihrem Wahlkreis sehen ließe, würde nicht ihrem Selbstverständnis entsprechen.

„Der Kontakt mit den Menschen ist auch eine Kraftquelle für mich. Da würde ich gerne noch viel mehr machen, wenn ich die Zeit dafür hätte“, sagt die 57-Jährige, die unter anderem Landesvorsitzende der CSU-Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft ist. Ein weiteres Amt von Marlene Mortler war das der Bezirksbäuerin, das sie 20 Jahre lang bekleidet hatte, im vergangenen Jahr aber „schweren Herzens“ aufgab.

Lange hatte Marlene Mortler mit sich gerungen, doch angesichts der Abgeordnetenarbeit in Berlin konnte sie einfach nicht mehr die Zeit für die Landfrauenarbeit aufbringen, die dafür ihrer Ansicht nach nötig ist. Nachhaltige Landwirtschaft und der Zusammenhalt der Gesellschaft – eben auch durch ehrenamtliches Engagement – sind zwei der Kernthemen der CSU-Politikerin, die im kleinen Laufer Ortsteil Dehnberg verwurzelt ist.

Drei Generationen leben auf dem Mortler’schen Hof, der seit 1780 in Familienbesitz ist. Ein Sohn wohnt mit seiner Familie im Gebäude direkt neben Marlene Mortler und ihrem Mann Siegfried, die Tochter ein Haus und der zweite Sohn zwei Dörfer weiter. Zurzeit ist es allerdings relativ still auf dem Anwesen, und die vierfache Großmutter freut sich schon aufs Wochenende, denn dann kehren ihre Enkelkinder wieder aus dem Urlaub zurück und sorgen für Leben auf dem Hof.

An Arbeit mangelt es freilich weder im heimischen Büro von Marlene Mortler noch im Betrieb, den sie und ihr Mann vor über 20 Jahren von Milchviehhaltung auf die Weiterverarbeitung von Getreide umgestellt haben. Zusammen mit zwölf Angestellten stellen ihr Mann und ihre Söhne unter anderem die Zutaten für Pferdemüsli her.

Für den menschlichen Verzehr gedacht sind dagegen die 30 Tonnen Amaranth (ein aus Peru und Indien importiertes Korn, das hochwertigen Bio-Müslis beigemischt wird), die bis morgen geröstet werden müssen. „Unsere Produktionsverfahren sind deutschlandweit ziemlich einzigartig“, sagt Siegfried Mortler nicht ohne Stolz, „wir haben die Weichen rechtzeitig gestellt und uns eine Nische gesucht“, ergänzt seine Frau. Zusätzlich werden einige Pensionspferde auf dem idyllisch gelegenen Anwesen beherbergt.

Auf ihre Abgeordnetentätigkeit ist Marlene Mortler also nicht unbedingt angewiesen, und langweilig würde es ihr ohne die Arbeit in Berlin mit Sicherheit auch nicht werden. Doch darum geht es der 57-Jährigen, die 1989 vom damaligen CSU-Landrat Klaus Hartmann für die politische Arbeit gewonnen wurde, auch nicht. Deutschland gehe es zwar vergleichsweise gut, doch man stehe vor gewaltigen Herausforderungen, betont Mortler, nennt unter anderem den demografischen Wandel, die Energiewende und die Bildungspolitik als große „Baustellen“.

Deshalb würde sie auch gerne weiterhin die Fliegerei zwischen Berlin und Nürnberg auf sich nehmen, auch wenn ihr bei Turbulenzen schnell unwohl wird. „Das ist im Laufe der Jahre aber besser geworden“, erzählt Mortler, die als Leiterin der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag einmal sechs Flüge innerhalb von zwei Tagen absolvieren musste. Für den „Notfall“ hat ihr Mann aber immer ein Fläschchen Kräuterschnaps zur Magenberuhigung im Handschuhfach, wenn er sie vom Flughafen abholt. Natürlich aus fränkischer Produktion, auch da ist die „Teilzeit-Berlinerin“ bodenständig geblieben.

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