Für Wachstum von Wohnen und Wirtschaft sorgen

28.9.2014, 17:29 Uhr
Für Wachstum von Wohnen und Wirtschaft sorgen

An Visionen für die Stadt mangele es nicht, fasste der Bürgermeister nach dem musikalischen Auftakt der Blechbläser von „Mission Geheim“ also noch einmal kurz zusammen: Ebenso wichtig wie vage ist für die Stadt die Konversion des Kasernengeländes. Im Moment besetzt allerdings noch die Flüchtlingsdebatte das Areal: Derzeit werden Teile „ausgezäunt“, und zeitlich befristet entsteht eine Dependance vom Erstaufnahmelager von Zirndorf, nächste Woche treffen die ersten Flüchtlinge ein. Insgesamt können bis zu 550 Asylbewerber dort unterkommen. Nach Erstuntersuchung und Registrierung werden die Asylbewerber nach acht Tagen bis drei Monaten in Gemeinschaftsunterkünfte verteilt.

Großes Fragezeichen

Das Kasernengelände mit seinen insgesamt 360 Hektar, das immer noch dem Bund gehört, „bleibt aber unser großes Fragezeichen“. Sicher sei inzwischen, dass die Offiziersschule angesiedelt wird und 2019 die ersten Offiziere kommen. Noch früher werden laut Edelhäußer Feldjäger und Militärischer Abschirmdienst (MAD) mit rund 100 Mitarbeitern in einem südlichen Teil des Geländes einziehen.

Was könnte übrig bleiben?, will Edelhäußer vom Bund wissen und versprach, immer wieder Druck zu machen, da bisher „weder Fläche noch Zeitplan“ bekannt seien. In drei Szenarien (entweder ganz ohne oder mit teils militärischer Nutzung) lässt die Stadt jetzt die Entwicklungsmöglichkeiten für das Areal vom Münchner Stadtplanungsbüro Dragomir untersuchen.

Zum Mitdenken aufgefordert sind übrigens auch die Bürger: „Bitte bringen Sie Ihre Ideen und Vorstellungen zur Entwicklung der Bundeswehrflächen ein!“, fordert ein Flyer auf, der seit zwei Wochen im Umlauf ist.

Immer noch nicht unterschriftsreif, aber doch deutlich konkreter ist die Zukunft von Leoni. Der Betrieb will ins Industriegebiet an der Lände umziehen, die Stadt hat dafür den Bebauungsplan geändert. Damit gehen zwei Dinge einher: die Hoffnung auf ein großes neues Wohn- und Gewerbegebiet „mitten in der Stadt und mitten in der Natur an der mäandernden Rednitz“, wie Edelhäußer schwärmte. Aber auch: Wenn Leoni sich im Industriegebiet an der Lände ansiedelt, bleiben dort nur noch zwei Restflächen übrig.

„Wenig spaßbehaftet“

Ausdehnen lässt sich das Industriegebiet nicht, weil drumherum Bannwald wächst. Wenn er, Edelhäußer, also ansiedlungswillige Betriebe wegschicken müsse, dann sei das „wenig spaßbehaftet“. Deshalb soll nun eine sogenannte „Gewerbeflächenpotenzialanalyse“ ermitteln, wo noch welche Flächen in welcher Größe dafür vorhanden sind.

Dass die Stadt wächst und mehr an Wohn- und Gewerbeflächen braucht, hatte Edelhäußer bereits mit den statistischen Daten belegt: Mit der Steuerkraft an zweiter Stelle im Landkreis (und hauchdünn über dem Landesschnitt), und laut Wirtschaftsinstitut PricewaterhouseCoopers ist der Landkreis Roth bei der Prognose der Erwerbstätigenzahl bis 2030 als einer von nur drei Kreisen oder kreisfreien Städten in der Region im Plus. Bei den anderen 14 Städten sinke die Zahl der Erwerbstätigen – teilweise deutlich.

Auf der Abenberger Höhe soll ein neues – bezahlbares, barrierefreies, für junge Familien geeignetes – Wohngebiet entstehen, aber bis die ersten Häuslebauer anfangen können, wird es laut Edelhäußer wohl „noch zwei Jahre dauern“. Derweil werde aber – auch in den Ortsteilen – Bauland ausgewiesen und „nachverdichtet“.

Fleißig sei die Stadt auch in Sachen Bildung: Der Anbau an die Anton-Seitz-Mittelschule, im Juli beschlossen, im Januar folgt wahrscheinlich der Planungsauftrag, kostet etwa sieben Millionen Euro (die Brandschutzsanierung für eine Million Euro wurde bereits vor einem Jahr erledigt). An der generalsanierten Grundschule Gartenstraße wird für 2,2 Millionen noch die Turnhalle gebaut. In der Grundschule Pfaffenhofen wurde eine Hortgruppe eingerichtet. Die Kita am Stadtpark für 3,6 Millionen Euro haben die Kinder im Mai bezogen, in Kiliansdorf wurde die Kita für 2,1 Millionen umgebaut und vor einem Jahr bezogen, und im früheren Kindergarten an der Städtlerstraße gibt es seit wenigen Wochen eine „Großtagespflege“, die Kinder auch in den Randzeiten ab sechs Uhr morgens und bis 20 Uhr abends betreut.

Aufwändige Straßen- und Kanalsanierungen und der verzögerte Umbau des Willy-Supf-Platzes mit dem Verschwenken der Brücke, Radewegekonzept und Brückensanierungen, die Altstadt- und Quartierssanierung mit Fassadenprogramm und Innenstadtbelebung mit Veranstaltungen des City-Managements, die Restaurierungsarbeiten am und im Schloss, „um unser Schmuckstück wieder zu dem zu machen, was es war“, Partnerschaftsprogramm und Veranstaltungen bis hin zum Drittplatzierten beim „Julius-Hirsch-Preis“ vom Deutschen Fußballbund für „Roth ist bunt“ – die 180 Infotafeln des Bürgermeisters hatten es in sich.

Dazu gesellten sich noch zwei Einladungen: Der sanierte Markgrafenbrunnen auf dem Marktplatz und das Untere Tor werden heute um 17 Uhr eingeweiht, und morgen lädt der Bürgermeister zum Cineasten-Abend: „Mit der Stadt ins Kino“ gehen kann man um 20.30 Uhr, gezeigt wird „Monsieur Claude und seine Töchter“.

Der Plan für den Neubau der Stadthalle steht bereits, deshalb lud Edelhäußer zur nächsten Bürgerversammlung am 17. September 2015 vorsorglich in die Kulturfabrik ein. Sollte das ambitionierte Tempo nicht zu halten sein, dann müsse er eben den Gang nach Canossa, also zum Landratsamt zwecks Verlängerung der Genehmigung antreten, „und dann treffen wir uns 2015 halt nochmal hier.“

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