Furioses Finale verwandelte Kulturfabrik in ein Tollhaus

6.11.2017, 16:43 Uhr
Furioses Finale verwandelte Kulturfabrik in ein Tollhaus

© Foto: Unterburger

Die vom Privatverein Roth veranstaltete Wirtshausmusik 2017 wird in die Annalen der Kreisstadt eingehen. Erstmals fand sie in der Kulturfabrik statt, weil die bisherige Stadthalle der Spitzhacke zum Opfer fallen wird. Die Befürchtung, dass die Kulturfabrik kein passender Ort für eine Wirtshausmusik sein würde, war schnell verflogen, als die "Hammerbachtaler Blous´n", die "Blecherne Sait´n" und die "Burgthanner Bauernfünfer" auftrumpften und der Moderator und Mundartdichter Stefan Thumann in die Vollen ging. Die "Moosbüffel" waren eindeutig in der Überzahl und selbst bei den "Burgthanner Bauernfünfer" (sie spielen zu sechst, deshalb heißen sie Bauernfünfer) spielen zwei Oberpfälzer mit.

Russen mit Volksmusik infiziert

"D’Hammerbachtaler Blousn´" ging aus den in Freudenberg bei Amberg beheimateten Hammerbachtaler Musikanten hervor. Ab 2011 übernahm eine kleinere Formation von acht Musikern deren traditionellen Auftritte. Meist gastieren die Musikanten auf Veranstaltungen in der Region. Ein ganz besonderes Erlebnis war für sie eine Einladung nach Russland, wo sie die Oberpfalz und ihre authentische Volksmusik vertreten durften.

Im Vordergrund steht bei der "Blous´n" deftige Blasmusik ohne Verstärkeranlage. In der Hauptsache haben sich die Musikanten auf "Tanzlmusik" spezialisiert. Sie bieten ihren Zuhörern althergebrachte Blasmusik, untermalt mit speziell zugeschnittenen modernen Stücken. Dabei spielen besonders die beliebten Zwiefacher eine große Rolle.

Die "Blous´n" begab sich musikalisch auf die Reschn-Alm, sie schwärmte von "der schönen Egerländerin", die sie kurzerhand in "die schöne Oberpfälzerin" umtaufte, präsentierte ein "Rheinländer Potpourri" und einen "böhmischen Traum", hielt "Dem Land Tirol die Treue", spielte mehrere Zwiefacher und einen zackigen "Zigeunermarsch", um nur einige Titel zu nennen.

Wo Blech (Tuba) und Saiten (Zither, Gitarre) um die Gunst der Hörer kämpfen, da spielt und singt das Trio "Blecherne Sait'n". Das Ehepaar Gericke feierte schon Erfolge bei den BR-Brettl-Spitzen, in den USA und Russland. Franz spielt die Tuba mit sehr viel Gefühl und akzentuiert, Ingrid ist staatlich anerkannte Zitherlehrkraft. Der Dritte im Bunde ist Josef Donhauser (Gitarre). Die drei sind für moderne "Volxmusik" und Couplets bekannt. Ihr Repertoire erstreckt sich von bodenständiger bayrischer Volksmusik über alte Schlager, verjazzte Volksmusik (Ragtime,..) bis hin zum Couplet mit selbst getexteten frechen Liedern. Franz imitiert Louis Armstrong so gut, dass er bereits mehrmals im Fernsehen (SAT 1, RTL) aufgetreten ist.

Umwerfend die Parodien des schwergewichtigen Franz Gericke, erfrischende Lieder wie das selbstironische "Wär er weg, dieser Speck!", "Alte ruck´s Geld raus, i will ins Wirtshaus gäih!", "Gickerl, wennsd net krahst!" oder das makaber-schaurige Lied "Mein Chef". Dass das Trio auch wunderschöne, leise Liebeslieder singen kann, bewies es mit dem schönsten Titel des Abends, dem Lied "Und d´Liab is wäi a Booch".

Last but not least hat sich "Der Burgthanner Bauernfünfer" seit über 25 Jahren der traditionellen Wirtshaus- und Tanzmusik verschrieben. Die Bauernfünfer begeisterten in Roth mit einem fetzigen "Weiß-Blau-Marsch", verschiedenen Zwiefachern, einer "Hopfenzupfer-Polka" und verkündeten schwärmerisch. "Heit gibt’s a Rehragout!" Für Heiterkeit sorgten sie mit den beiden gesungenen Titeln "Brouderlelele, san mia beianand!" und "Napoleon reiß aus!", bei dem auch das Publikum kräftig mit eingespannt wurde. Die Bauernfünfer waren es auch, die zum Finale regelrecht ausflippten und die Zuhörer mitrissen durch ihre übermütigen Auftritte. Da blieb kein Auge trocken, als die Musiker mit ihren Instrumenten die seltsamsten Verrenkungen machten.

Moderator und Mundartdichter Stefan Thumann aus Hausheim am Fuße des Dillbergs führte durchs Programm und sorgte auch mit seinen Witzen für Erheiterung.

Die fränkisch-oberpfälzische Wirtshausmusik sorgte für eine bislang nie erlebte Euphorie und eine Riesengaudi beim Publikum.

 

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