Gelungene Premiere: „Musikfest“ auf Schloss Dürrenmungenau

18.9.2015, 17:28 Uhr
Gelungene Premiere: „Musikfest“ auf Schloss Dürrenmungenau

© Foto: Hans von Draminski

„Man beachte die sorgsam gestalteten Wasserwände. Der Regen ist Teil der Inszenierung und wurde von uns eigens künstlich erzeugt“, meinte der künstlerische Leiter Joseph Liebl angesichts der widrigen Witterung am Premierentag des „Musikfests“ mit bissiger Selbstironie.

Dass man das frühabendliche Open Air mit dem „Teamwork Percussion Quartett“ – der Nürnberger Schlagzeug-Dozent Radoslaw „Radek“ Szarek und seine Studenten Andreas Fuß, Christoph Günther und Sarah Rempe – trotz sporadischer Schauer „durchzog“, gehört laut Liebl zum Konzept des Musikfestes: „Wir machen, was wir ankündigen.“

Zum Ansatz der grundsätzlichen Geradlinigkeit gehört auch, dass dieses kleine Festival sich nicht anbiedert: Das „Teamwork Percussion Quartett“ serviert virtuose, spektakuläre, mitreißende Kompositionen für Marimba und diverse andere Schlagwerk-Instrumente von der Großen Trommel bis zur Triangel – aber Säuselmusik zum Nebenbei-Hören haben die vier definitiv nicht im Repertoire.

Und das ist auch gut so, denn dadurch wird das Publikum sanft, aber nachdrücklich zum Zuhören und Nachdenken gebracht. Das Gebotene ist komplex arrangiert, mal entsteht ein wahres Dschungel-Dickicht aus überraschenden Klangmischungen und -schichtungen, dann wieder lässt das Quartett flächige „Soundscapes“ in den Schlossgarten fluten.

Selbst vertrauter Stoff wie Astor Piazzollas Dauerbrenner „Muerte del Angel“ bekommt bei diesem gemischten Vierer eine andere Qualität, was nicht nur daran festzumachen ist, dass Bass- und Melodielinie neu gewichtet werden. Eher geschieht hier Abstraktion per Entschlackung. Der Einstieg in ein hoch spannendes Hörabenteuer.

Abwechslungsreich und ohrwurmig ansprechend auch das, was der Konzertgitarrist Stefan Grasse zusammen mit seinem Sohn Raphael Kemken am Marimbaphon zu später Stunde im Foyer des Schlosses serviert: Zwischen spanischer Gitarrenmusik in Neudeutungen und eigenen Werken findet Grasse einen individuellen Musikpfad. Wer die Entwicklung dieses dezidierten Klang-Feinschmieds verfolgt, stellt fest, dass er tiefgründiger, hinterfragter, nachdenklicher agiert als noch vor ein paar Jahren.

Mit seinem Sohn hat Grasse eine federnd flexible Einmann-Rhythmusgruppe, auf die unbedingt Verlass ist. Bei Bedarf kann der junge Schlagwerker auftrumpfen, wie in Piazzollas „Libertango“ so unspektakulär wie zwingend die Melodiestimme übernehmen und gleichsam im Vorübergehen dem Werk eine völlig neue Farbe geben. Ein Phänomen, das ein Stück weit für das Musikfest programmatisch zu sein scheint: Anders sein – aber nicht um jeden Preis.

Am Samstag, 19. September, beginnt das „Musikfest“ auf Schloss Dürrenmungenau um 19 Uhr mit Lieblingsliedern zwischen Glamrock und Jazz, interpretiert von dem Schlagzeuger Stefan Noelle und dem Bassisten Alex Haas. Um 21 Uhr gibt die Pianistin Mona Asuka Ott ein Solokonzert mit Werken von Mendelssohn, Schubert und Liszt. Am Sonntag endet das „Musikfest“ mit Bläsermusik und dem „Karneval der Tiere“.

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