Georgensgmünd: Ehrenamtspreis für Inge Böhmichen

5.8.2018, 06:00 Uhr
Georgensgmünd: Ehrenamtspreis für Inge Böhmichen

© F: Gsänger

"Ach, das ist der Ehre fast zu viel", entfährt es Inge Böhmichen, als ein Redner nach dem anderen den langjährigen ehrenamtlichen Einsatz der 96-Jährigen würdigt. Gemeinderätin Irene Heckel kennt die Geehrte seit vielen Jahren. Sie weiß mit am besten, was Inge Böhmichen geleistet hat. Sie war es auch, die die uneigennützig tätige Frau als Preisträgerin vorgeschlagen hatte. Und in der Tat ist es beeindruckend was Inge Böhmichen auszeichnet. Geboren wurde sie 1921. Im Zweiten Weltkrieg hat sie als OP-Schwester viel Leid miterlebt. Als Witwe hat sie sich ebenfalls im Leben behauptet und war bis zu ihrem Ruhestand in einer Arztpraxis tätig.

"Frau Böhmichen vorzuschlagen, ist mir leicht gefallen", sagt Heckel beim Festakt in der "Krone" und belegt dies auch mit Worten. So hat Inge Böhmichen von 1973 bis 2012 nicht nur die Literaturkurse der Volkshochschule am Ort besucht, sondern auch organisiert. Als "kleine Sensation" bezeichnet es Heckel, als Böhmichen 1970 als erste Frau in den Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde gewählt wurde. Und sie begleitete 24 Jahre die Arbeit in der Gemeinde aus der ersten Reihe. Zwölf Jahre war sie gar die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands.

Für den monatlichen Gemeindenachmittag ist sie heute noch tätig. "Besonders hervorzuheben sind ihre hübschen Tischdekorationen, die sie manchmal in stundenlanger Fleißarbeit körbchenweise fertigt", fügt Heckel an. Auch im Basarkreis des Diakonievereins, über Jahre hinweg ein vorweihnachtlicher Publikumsmagnet, war sie aktiv und verwaltete die Kasse.

In der Gemeindearbeit leistete sie Besuchsdienst, so auch 25 Jahre lang im Altenheim St. Josef in Abenberg, wo sie jeden Monat die dort lebenden Gmünder Bürger besuchte. "Mit der jahrzehntelangen Altenbetreuung brachte sie Strukturen in das Leben älterer Menschen, war Ansprechpartnerin, Ratgeberin und Vertraute. Sie erlebte in den unterschiedlichsten Lebenssituationen Freude und Sorgen und entlastete damit auch oft Pflegepersonal und Angehörige", würdigt Heckel. Sie pflegte auch die Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde aus Marnitz in Mecklenburg-Vorpommern mit gegenseitigen Besuchen und Unterstützung der Christen in der damaligen DDR.

Das uneigennützige Engagement in den Kirchengemeinden Georgens- und Petersgmünd wurde 2001 mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten gewürdigt. "Inge Böhmichen ist ein Vorbild und beweist auch im hohen Alter, das ehrenamtliche Arbeit möglich ist", sagt die Laudatorin und bezeichnet die Ausgezeichnete als "Mutmacherin für die ältere Generation". Und mit klarer Botschaft: "Es gibt immer Menschen um uns herum, die uns brauchen, aber uns auch helfen können."

"Ich bin tief beeindruckt, was unser ,stiller Star’ aus Georgensgmünd geleistet hat und noch leistet", sagt Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Jürgen Rohmer. Überhaupt sei es nicht einfach gewesen, aus 31 Bewerbungen die sechs Preisträger aus der Region Roth-Schwabach- Weißenburg/Gunzenhausen herauszufiltern. Dr. Paul Rösch als Sprecher der Jury unterstreicht dies: "Eigentlich hätte jeder Bewerber diesen Preis verdient".

"Anderen Menschen Lebensfreude zu schenken, ist etwas ganz Tolles", meint Georgensgmünd Bürgermeister Ben Schwarz und spricht damit auch Landrat Herbert Eckstein aus dem Herzen: "Inge Böhmichen hat ihr Engagement nie als Last empfunden und bewiesen, dass Ehrenamt keine Frage des Alters ist". Anzumerken blieb noch, dass die 96-Jährige trotz altersbedingter Einschränkungen immer noch ein- bis zweimal in ein Rother Fitnessstudio geht und dort von einer Trainerin betreut wird.

"Freude, die wir schenken, kommt ins eigene Herz zurück", antwortet Inge Böhmichen bei der Preisverleihung auf die Lobeshymnen der Vorredner. Das Preisgeld von 2500 Euro teilte sie dann auch auf. Jeweils 1000 Euro erhalten die Diakoniestation Georgensgmünd und der Gemeindenachmittag der evangelischen Kirchengemeinde. 500 Euro gehen zudem an den ökumenischen Kirchenchor, für den sie schon lange die "Chormutter" ist. Für Inge Böhmichen gilt vor allem der letzte Satz aus der Laudatio von Irene Heckel: "Schon kleine Gesten können eine Hilfe sein. Und das, wenn es die Gesundheit zulässt, auch noch mit 96."

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