Georgensgmünd: Maibaum für acht Familien

2.5.2018, 16:37 Uhr
Georgensgmünd: Maibaum für acht Familien

© Foto: Andreas Regler

Stück für Stück schiebt das Dutzend Männer den Maibaum langsam in die Senkrechte. In diesem Jahr ist er besonders stattlich, gut 20 Meter misst die Fichte. Nachdem sie vormittags geschlagen und in den Eschenschlag im Norden Gmünds gebracht worden war, wurde der Baum erst einmal herausgeputzt. Neben einem Kranz und bunten Bändern schmücken acht kleine Wappenschilde die Fichte. Jede der acht Familien, die beim Maibaum aufstellen dabei ist, hat schon vor Jahren ein eigenes Wappen kreiert: Das der Meyers – die in ihrem Garten Wein züchten und eigenen Rebsaft keltern – ziert zum Beispiel ein Kelch mit Weinrebe. Die Egerers haben sich kurzerhand ihre Kosenamen (eine Schnecke, einen Spatz und für die Kinder Schlumpf und Sonne) ausgesucht. Und wieder andere haben die Wappen ihrer Geburtsorte gewählt.

Schon seit 14 Jahren wird auf einem leeren Grundstück am Eschenschlag die Tradition des Maibaum aufstellens gepflegt. Die Idee hatte Richard Meyer aus seinem Heimatort Erlingsdorf mit nach Gmünd gebracht. Das Maibaum-Fest ist allerdings bei weitem nicht die einzige Feierlichkeit, die Richard Meyer sowie die sieben anderen Familien aus dem Eschenschlag, dem Akazienschlag und dem Erlenweg jedes Jahr zusammen zelebrieren. Ihr Veranstaltungskalender ist gut gefüllt. Am Vatertag steht zum Beispiel ein Fahrradausflug mit gemeinsamen Picknick an. "Das läuft alles recht unkompliziert", erzählt Stefan Egerer. Wer nicht alles radeln will, "der steigt unterwegs ein und manche kommen mit dem Auto." Egal ob beim Sommerfest im August, beim Krautfest im Oktober, der Winter-Sonnwendfeier im Dezember, zu der man sich bei Glühwein und süßem Brot trifft, beim halbjährlichen Männerstammtisch "Rund um den Eschenschlag" oder bei dem einen oder anderen Geburtstag: "Die Hauptsache ist das Zusammensein, die Gemeinschaft", betont der 52-Jährige.

Und diese Vorzeige-Gemeinschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten eng zusammengewachsen. Anfang der 90er Jahre setzte Richard Meyer nicht nur den Grundstein für sein Haus im Eschenschlag, sondern schnell entstand auch der erste Kontakt zu den neuen Nachbarn, die teils ebenfalls gerade bauten oder bereits seit Kurzem in der Nähe wohnten. Man half sich – damals wie heute – gegenseitig, kam so ins Gespräch und freundete sich an. Auch als es drum ging, für die Kids einen Bolzplatz anzulegen, halfen alle zusammen. Aus einem gemeinsamen Geldtopf wurde das Vorhaben finanziert und als Nachbarschaftsprojekt realisiert. Allerdings: Harmonie unter Nachbarn ist kein Selbstläufer. "Man muss halt auch was dafür tun", ist Egerer überzeugt.

Ein Patentrezept, dass aus Nachbarn Freunde werden, haben die drei zwar auch nicht. Aber wichtig sei, meint Richard Meyer, dass man offen ist, "auf den anderen zugeht und ihn so akzeptiert, wie er ist."

Dass ihr hervorragendes Nachbarschaftsverhältnis etwas Außergewöhnliches ist, daran werden Stefan Egerer und Richard Meyer immer dann erinnert, wenn von den Arbeitskollegen bewundernde Kommentare kommen. Sie selbst könnten es sich nach all den Jahren jedenfalls gar nicht mehr anders vorstellen. "Das ist einfach ein Traum", bringt es Stefan Egerer auf den Punkt.

PUnd so scheint das mit der Gemeinschaft auch anderswo gut zu funktionieren. Seit vielen Jahren gibt es zum Beispiel die Maibaum-Tradition beim DJK/Landjugend- und Heimatverein Göggelsbuch-Lampersdorf. Mit Muskelkraft wird der meterlange, geschmückte und geschnitzte Baum von zahlreichen Freiwilligen aufgerichtet. Das Kommando dazu gab Manfred Kobras mit einem kräftigen "Hau Ruck". Gebührend gefeiert wurde auch heuer wieder nach vollendeter Arbeit.

PUnd auch in Hagenbuch hievten die Feuerwehrkameraden einen 32 Meter hoehn Baum in die Höhe. Kommandant Josef Rehm und Vorsitzender Richard Gerner gaben das Kommando und sorgten für Sicherheit. DieFrauen hatten Kränze gebunden und den Baum geschmückt. Und nach getaner Arbeit folgte auch hier ein gemütliches Beisammensein.

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