Georgensgmünd: "Reichsbürger" gab Kurse gegen Gewalt

20.10.2016, 13:33 Uhr
Der Bürgermeister von Georgensgmünd hat sich am Donnerstag zum "Reichsbürger" geäußert.

© NEWS5 / Grundmann Der Bürgermeister von Georgensgmünd hat sich am Donnerstag zum "Reichsbürger" geäußert.

Der sogenannte "Reichsbürger" aus Georgensmünd war vor den tödlichen Schüssen auf Polizisten in seiner mittelfränkischen Gemeinde als nicht gefährlich eingestuft worden. Er sei wegen seiner Ansichten zwar "aufgefallen", "Anlass zur Besorgnis gab es aber nicht", sagte Bürgermeister Ben Schwarz (SPD) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dass der 49-Jährige doch ein etwas seltsamer Zeitgenosse ist, wurde manchen Georgensgmündern wohl erstmals bewusst, als sie Anfang des Jahres "eine Erklärung unter Eid" des Mannes in der örtlichen Tageszeitung lasen. In der rund 200 Euro teuren Annonce schrieb er: "Hiermit erkläre ich, der lebendige, beseelte und selbstbewusste Mann aus Fleisch und Blut nach der päpsltichen Bulle von 1540 (...), dass ich tatsächlich auf diesem Planeten, genannt Erde, körperlich, seelisch und geistig voll anwesend bin."

Im Januar habe der sogenannte "Reichsbürger" laut Bürgermeister seinen Personalausweis abgeben und seine Staatsbürgerschaft aufgeben wollen. Kurze Zeit später habe der Mann auch seinen Wohnsitz abgemeldet und sei "nach unbekannt verzogen", obwohl er Eigentümer des Hauses ist und weiter dort wohnte. Auch der Briefkasten sei abmontiert worden. So hätten Gläubiger keine Forderungen mehr an den "Reichsbürger" schicken können. "Im Frühjahr folgte die Abmeldung seines Gewerbes. Das geschah alles in enger zeitlicher Folge", sagte Schwarz. Außerdem zahlte der Mann keine Kfz-Steuer mehr, kratzte die Tüv-Plakette von seinem Auto ab und entfernte schließlich sogar das Kennzeichen. 

"Reichsbürger" betrieb ein Kampfsportsudio

Der 49-Jährige hatte in dem Ort ein kleines Kampfsportstudio betrieben, in dem er auch Gewaltpräventionskurse angeboten habe. Nach seinen Eindrücken sei der Mann kein völliger Einzelgänger gewesen. "Er hatte wohl ein normales soziales Umfeld", sagte Schwarz. "Wir haben ihn aber eben für ein bisschen anders gehalten, aber nicht in der Form, dass man reagieren muss." Der Mann, der 31 Waffen und einen Jagdschein besaß, habe zumindest im Gemeindegebiet keine Jagdpacht gehabt.

Der 49-Jährige hatte am Mittwoch bei einer Razzia einen Polizisten erschossen und einen weiteren mit einem Schuss schwer verletzt. Zwei Beamte wurden zudem beim Einsatz verletzt. Der Mann sollte noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Gegen ihn wird wegen Mordes sowie versuchten Mordes ermittelt.


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