Gerhard Schieferdecker und seine Liebe zu alten Grenzsteinen

1.1.2015, 14:46 Uhr
Gerhard Schieferdecker und seine Liebe zu alten Grenzsteinen

© Foto: Manfred Klier

Schieferdecker kam 1933 in Gerten im Kreis Saaz im damaligen Sudetenland zur Welt. Saaz ist der Partnerkreis von Roth. Zunächst erlernte er das Müllerhandwerk. Nach der Vertreibung aus seiner Heimat kam er nach einem Umweg über die Schweiz schließlich nach Thalmässing. Hier heiratete er seine Ehefrau Edeltraud, geborene Hochthanner, und wurde Mischmeister bei einer Straßenbaufirma.

„Wir haben einen gemeinsamen Nenner, wir sind Egerländer. Wir haben das Bewusstsein, dass Heimat etwas Wichtiges ist“, erklärte bei der Feierstunde Ernst Wurdack, ehemaliger Kreisheimatpfleger und Schieferdeckers jahrzehntelanger Weggefährte. „Jedes Jahr fahre ich einmal in meine (alte) Heimat“, fügte Schieferdecker hinzu.

In einer langen Liste zählte Landrat Eckstein Schieferdeckers Verdienste auf. Der Geehrte hatte 1973 den Wanderverein Thalmässing mit gegründet und war einige Jahre lang Vorsitzender gewesen, wobei er immer wieder neue Ideen einbrachte. Dass das Wanderwegenetz des Marktes Thalmässing entwickelt, markiert und inzwischen auf rund 160 Kilometer Länge angewachsen ist, ist auf sein Engagement zurückzuführen, ebenso die geplante Schaffung eines Premium-Wanderweges.

Unendlich zuverlässig

Eine Wanderkarte, vom Heimatverein und dem Markt Thalmässing herausgegeben, wurde von Schieferdecker initiiert und weitgehend erarbeitet. Dazu Landrat Eckstein: „Ihre Wege sind immer in Ordnung. Sie reden nicht viel, leisten aber viel. Sie sind unendlich zuverlässig.“

Als Wanderwart des Fränkischen Albvereins betreut der Geehrte den Frankenweg im Bereich Thalmässing und den Heimatkundlichen Wanderweg. Der „Grenzwanderweg Land um Stauf“ ist das Ergebnis seiner Liebe zu alten Grenzsteinen. Schon mehr als 30 Jahren hatte Schieferdecker die geschichtliche Bedeutung dieser Steine erkannt. Er hat alte Grenzsteine aufgespürt, für deren Restaurierung und Wiederaufrichtung gesorgt, und er ist ein wichtiger Mitarbeiter für Steinkreuz- und Grenzsteinforscher.

Für nicht weniger als 38 eingemeindete Ortsteile betreut er die Grenzsteine, wobei er diese säubert und die Wappen nachzeichnet, sodass sie wieder sichtbar werden.

Dabei wurden auch die historischen Grenzen zwischen Bayern und Preußen wieder erkennbar. Seit 2011 ist Schieferdecker Mitglied des Arbeitskreises „Flurdenkmäler“ für den Landkreis Roth. Außerdem engagiert er sich schon seit 24 Jahren im Verein „Deutsche Steinkreuzforschung“.

Aber er ist nicht nur an Wanderwegen, Grenzsteinen und Steinkreuzen interessiert. Schieferdecker gehörte 52 Jahre lang dem TV Thalmässing an und ist seit 32 Jahren Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

„Ruhig und besonnen, hilfsbereit, ein Praktiker, der alles mit großer Selbstverständlichkeit macht und sich für Dinge einsetzt, die ihm wichtig sind“, so charakterisierte der Landrat den Geehrten, der bei Wanderungen Steine sammelt und sie in seinem Garten aufbewahrt.

Bürgermeister Georg Küttinger bedankte sich ebenfalls: „Der Markt Thalmässing kann sich glücklich schätzen Dich zu haben. Du hast dabei bestimmt tausende Kilometer abgelaufen. Ohne Dich gäbe es die Wege nicht, viele Grenzsteine wären nicht mehr da. Nicht reden, sondern handeln, ist Deine Devise. Dabei dürfen wir aber Deine Frau nicht vergessen, die Dich immer unterstützt hat!“

Das Schlusswort hatte Gerhard Schieferdecker selbst: „Es hat viel Arbeit gemacht, aber ich habe es gerne getan.“  

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