Geringeltes Gruseltier im Garten

27.9.2016, 16:12 Uhr
Geringeltes Gruseltier im Garten

© Patrick Shaw

Ein solches Gruseltier ist die Wespenspinne. Mit bis zu zweieinhalb Zentimetern Körperlänge deutlich größer als eine Kreuzspinne, begegnet sie Spaziergängern und Gartenbesitzern in Mitteleuropa in den vergangenen Jahren immer häufiger. Der Klimawandel lässt grüßen. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sich die Art laut Christiane Geidel vom Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein „bei uns seit den 1980er Jahren explosionsartig ausgebreitet“.

Das abgebildete Exemplar, ein ziemlich stattliches Weibchen, bewog den Entdecker in einem Rother Garten dazu, das Rasenmähen erst einmal einzustellen und ein großes Einmachglas zu holen, um das Tierchen möglichst ohne Körperkontakt vom Schubkarren zu entfernen. Nach einer kurzen „Fotosession“ erhielt die Spinnendame dann aber in einem nahen Gebüsch ihre Freiheit zurück.

Die Wespenspinne, auch Tiger-, Zebra- oder Seidenbandspinne genannt, trägt ihren Namen sowohl wegen ihrer schwarz-gelben Zeichnung, als auch wegen ihrer Beute. Diese besteht hauptsächlich aus Heuschrecken, aber auch aus Wespen, Bienen, Schmetterlingen, Fliegen und Libellen, wie es bei Wikipedia heißt.

Geringeltes Gruseltier im Garten

© Patrick Shaw

Die auffälligen Weibchen sind ungleich größer als die schmalen, braunen Männchen. Letztere haben in ihrem Spinnenleben auch sonst wenig zu lachen. Denn Wespenspinnen-Damen sind extrem kannibalistisch und stürzen sich sofort nach der Paarung auf ihren Partner, um ihn zu fressen. Die „Rache“ des zur Beute degradierten Liebhabers: Beim Fluchtversuch bricht oft ein Teil seines Genitalapparates ab und verstopft die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Deshalb haben die Männchen zwar keine höhere Überlebenschance, aber bessere Aussichten, post mortem Vater des späteren Nachwuchses zu sein.

Wohl fühlen sich Wespenspinnen auf offenen, sonnigen Wiesen und Brachflächen, oft in der Nähe von Gewässern. Dort spinnen sie ihre Radnetze, die durch ein charakteristisches Zickzackband am Rand auffallen, dessen Zweck noch unerforscht ist. Ende August legen die Weibchen ihre Eier in gut getarnte Kokons, in denen der Nachwuchs auch überwintert. Die zunehmend milden Winter der vergangenen Jahre kommen den Achtbeinern deshalb sehr zugute.

Das Gift der Wespenspinne ist für Menschen ungefährlich. Ihre Giftklauen sind in der Regel zu kurz, um die Haut zu durchdringen. Gelingt dies doch einmal, kann es zu leichten Schwellungen und Rötungen kommen. In der „Roten Liste“ wird die Art, die 2001 „Spinne des Jahres“ war, als ungefährdet geführt.

Auch ein Problem für andere Tiere ist der zugewanderte Goliath unter den hiesigen Spinnen laut Christiane Geidel nicht: „Uns ist kein negativer Einfluss bekannt“, erklärt die Artenschutz-Expertin. Anders als andere „invasive Arten“ habe sich die Wespenspinne gut mit ihren heimischen Verwandten arrangiert.

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