Geschäftsmodelle überdenken

1.2.2019, 17:24 Uhr
Geschäftsmodelle überdenken

© F.: Frömter

Zugegeben: Als "alter Eisenbahner" hätte Eckstein schon gerne einen Blick auf das Sortiment von Märklin & Co. geworfen. Doch der Zeitplan für den Landrat war eng gesteckt – schließlich galt es, die Vertreter der Branche aus dem Landkreis Roth zu besuchen.

Über die Auftragslage im vergangenen Jahr konnte sich von den Betrieben kaum jemand beschweren. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Der Internethandel hinterlässt seine Spuren – und zwar auf Kosten des "stationären Einzelhandels".

Durch Aktionen, wie "Black Friday" oder "Cyber Friday" wird wertvolles Geschäftsvolumen weggenommen, weiß Joachim Söhn, Geschäftsführer von SiMM-Spielwaren aus Eckersmühlen, zu berichten. "Das letzte Geschäftsjahr ist nicht so gut gelaufen, aber für 2019 schaut es besser aus." Man habe neue Kunden gefunden und die Sortimentsausrichtung habe sich bewährt: "Wir setzen auf Spielzeug, das die Kreativität und Bewegung der Kinder fördert."

Volle Tüten nicht mehr angesagt

Auch bei SiMM habe man erkannt, dass Menschen nicht mehr bereit sind, im Laden zu kaufen: "Volle Einkaufstüten sind nicht mehr angesagt." Allerdings ist sich Söhn sicher, dass der Einzelhandel Chancen hat: "Man muss das Geschäftsmodell überdenken." Als Beispiel nannte er einige Vedes-Filialen, die Waren "zum Anfassen" in den Regalen stehen haben, aber dann über ein Verkaufsportal geliefert werden können. "Man muss damit nur auf Zack sein."

Alles in allem zeigt sich SiMM mit den Umsätzen "sehr zufrieden". Man habe mit der Produktpalette den Zeitgeist getroffen.

Geschäftsmodelle überdenken

Über die erzielten Ergebnisse bei folia aus Wendelstein zeigt sich auch Geschäftsführer Michael Bringmann erfreut. Zwar verbuchte man dort eine leichte Stagnation, doch: "Wir sind extrem zufrieden."

Der Online-Handel beschäftige das Wendelsteiner Traditionsunternehmen sehr. "Der Verkauf im Internet nimmt sprunghaft zu und ist für die Zukunft eine extrem wichtige Sache", so Bringmann.

Eine eigene Homepage mit Bestellmöglichkeiten wolle man bei folia allerdings noch nicht einrichten. Lieber überzeuge man die Kunden mit permanent neuen Ideen. Insgesamt acht Designer arbeiten bei Bringmann ausschließlich an der Entwicklung neuer Artikel: "Das ist unsere Stärke."

Überleben wird schwieriger

"Der Einzelhandel reduziert sich", weiß auch Iden-Geschäftsführer Karl Krug aus Roth. Der immer stärker werdende Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung im Einzelhandel mache es immer schwieriger, im Einzelhandel zu überleben.

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Das Iden-Logistikcenter in Roth blicke zwar auf 2000 Kunden, doch vieles läuft dort über das Internet ab. "E-Commerce wird immer wichtiger, deshalb haben wir aktuell zwei Auszubildende in diesem Bereich eingestellt." Ein weiterer Bonuspunkt für den Erfolg bei Iden ist die eigene Abwicklung der Logistik: "Das erwarten unsere Kunden und wir übernehmen das auch. Das macht sonst keiner."

Auch keinen Grund zum Klagen hat alldoro-Chef Manfred Roser. Seine aktuellen Renner seien das "LUDO-Gartenspiel" und Hula-Hoop-Reifen mit LED-Lichtern. Bei der Produktion seiner Artikel in China setzt der Rother Unternehmer hohe Standards: "Die Qualität hat europäisches Niveau und die soziale Situation in den Betrieben ist einwandfrei." Besonders freut es Roser, dass seine Frau nun stärker in das Unternehmen mit eingestiegen sei.

Die vier Firmen beschäftigen derzeit 325 Mitarbeiter im ganzen Landkreis Roth.

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