Rother Baumgartenwiesen: Geteiltes Auto und Platz zum Wohnen

9.1.2019, 18:50 Uhr
Carsharing ist eine Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen, weil weniger Parkplätze gebraucht werden.

© Bernd von Jutrczenka (dpa) Carsharing ist eine Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen, weil weniger Parkplätze gebraucht werden.

Das kleine Baugebiet Baumgartenwiesen am nordwestlichen Rand der Altstadt erlebt schon eine lange Planungsphase inklusive Investorenwechsel. Nicht nur Abstandsgrenzen zu Nachbargrundstücken und Kleingärten, sondern auch mögliche Lärmprobleme — die Plätze der Spielvereinigung Roth liegen ebenfalls nebenan — bauen immer wieder Hürden auf dem Weg zum Wohnen (fast) im Grünen.

Ein besonders dicker Zankapfel ist die Menge an Stellplätzen für die Autos. Die städtische Stellplatz-Satzung sieht 1,5 Plätze pro Wohnung oder Einfamilienhaus vor. Einigen Stadträten wären aber zwei Plätze pro Familie lieber, um das Parkplatzgedrängel nicht noch zu vergrößern.

Etwa 70 Wohnungen und Häuser sollen in den Baumgartenwiesen gebaut werden, der Platz für die Parkplätze ist schon wegen der eingezwängten Lage begrenzt. Wie könnte man eine Erleichterung beim Stellplatzschlüssel erreichen? Carsharing heißt das Zauberwort, das Andrea Heinlein vom Stadtbauamt bei der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses in die Debatte warf.

Drei Carsharing-Stellplätze will der Investor des Projekts bereitstellen. Jeweils drei Nutzer können sich dann ein Auto auf einem Parkplatz "teilen". Auf die Weise könnte in Städten wie Frankfurt oder Augsburg ein Carsharing-Stellplatz bis zu fünf konventionelle Stellplätze ersetzen, verweist die Stadtverwaltung auf die Erfahrungen anderer — allerdings deutlich größerer — Kommunen. Auch in Roth liege das Wohngebiet zentrumsnah, der Bahnhof sei fußläufig erreichbar, und der ÖPNV versorge das Gebiet ebenfalls.

Diese Argumente, die Andrea Heinlein von der Stadtverwaltung für die "zukunftsträchtige Lösung" vortrug, wollten jedoch nicht alle Ausschussmitglieder teilen: Ihm sei bereits die 1,5-Stellplätze-Regelung zu wenig, bekannte Jochen Gürtler (CSU). Zwei Parkplätze pro Wohnung halte er für unverzichtbar. Deshalb komme für ihn eine Teilung von Kapazitäten erst recht nicht infrage.

Ebenfalls gegen das Teilen von Autonutzung sprach sich Gerhard Grau (SPD) aus, und Max Eiber (Freie Wähler) wähnte gar, "dass hier Parkplätze aus dem Hut gezaubert werden". Denn auch das Angebot der Gärtnerei Basso, Geschäftsparkplätze für die Anwohner anzubieten, schöne doch die Gesamtrechnung. Diese Vermutung trifft aber nicht zu, korrigierte Bürgermeister Ralph Edelhäußer: Die Basso-Parkplätze könnten lediglich außerhalb der Geschäftszeiten genutzt werden und zählten auch nicht zur erforderlichen Gesamtsumme für die etwa 70 Wohnungen.

Bei der Gelegenheit wies Edelhäußer nochmals darauf hin, dass die Projektplaner vor dem Stadtrat zugesichert hätten, an die Marke der zwei geforderten Stellplätze pro Wohneinheit "ganz nah heranzukommen". Überdies habe die innovative Idee des Carsharing zunächst gar nichts mit der Stellplatzsatzung zu tun, betonte der Bürgermeister und konnte sich die süffisante Anmerkung "Achtung: Innovation!" nicht verkneifen.

"Carsharing heißt übrigens nicht Elektro-Auto", machte auch Andrea Heinlein klar, nachdem manche Begrifflichkeiten in der Debatte durcheinandergeraten waren.

Ein Argument für die Idee nannte Claudia Lux (CSU): Die Stadt koste das Angebot nichts. "Wir gehen kein Risiko ein. Also sollten wir es einfach versuchen." Und Richard Radle (Grüne) ergänzte, dass der Investor von den Wohnungskäufern schließlich eine Bezahlung dafür verlange, "also werden sie es auch nutzen". Er sehe keinen Hinderungsgrund.

Für einen "guten Gedankenansatz" hält den Versuch auch der neue Stadtbaumeister Wolfgang Baier, der im Stadtplanungsausschuss seine Sitzungspremiere in Roth erlebte. Zumal der Investor diesen Anfang "selbst ausprobiert".

Gegen drei Stimmen votierten acht Ausschussmitglieder dafür, dem Stadtrat die Idee zu empfehlen.

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