Grenzen überwinden: Fachtagung im Auhof in Hilpoltstein

19.10.2014, 17:57 Uhr
Grenzen überwinden: Fachtagung im Auhof in Hilpoltstein

© Foto: Jürgen Leykamm

Besucht haben die Veranstaltung letztlich gut 340 Leiter und Mitarbeiter jener rund 100 Schulen in Bayern, die auf den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ausgerichtet sind. An Impulsen mangelte es wahrlich nicht: Neben zwei Hauptvorträgen standen 23 Workshops auf dem Programm. Sie konnten freilich nicht alle durchlaufen werden. In Kurzform gab es deswegen am Ende der Veranstaltung nochmal die jeweilige Quintessenz der einzelnen Arbeitskreise als Kurzreferat im Abschlussplenum.

Die Infos wurden an eine große Wand gepinnt, die einen Läufer zeigt, der direkt auf eine Mauer zusteuert. „An den Grenzen“ war auch das Motto des Fachtags. Wenn es schon nicht gelänge, sie einzureißen, könnten sie doch betrachtet und vielleicht überwunden werden, so Dr. Christoph Ratz von der Julius-Maximilian-Universität Würzburg. Er führte gemeinsam mit Dr.Wolfgang Dworschak von der Ludwig-Maximilians-Universität München durch den Tag.

Und Grenzen gibt es leider gar viele: jene der Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler, oder der Finanzierung für eine ausreichende Versorgungsstruktur. Vor diesem Hintergrund könnte die aufgestellte Wand vielleicht sogar Assoziationen mit einer Klagemauer wecken, gab Ratz zu verstehen. Das verdeutlicht: „Es braucht Beharrlichkeit!“

So war es des Öfteren bei den Statements der Workshop-Referenten zu hören. Sie sei vonnöten, um entsprechende Netzwerke aufzubauen, Konzepte für die diversen Einrichtungen zu entwickeln, Fördergelder zu erwirken, „Hardcoreschüler“ in einer „Kuschelschule“ zu integrieren oder die Familie in die eigene pädagogische Arbeit miteinzubeziehen.

Eine Lobby aufbauen

Nicht zuletzt brauche es Beharrlichkeit, um eine Lobby fürs eigene Klientel aufzubauen. Und dabei nicht nur die Betreuten, sondern auch die Betreuer ins Visier zu nehmen, die oft der Gefahr der Traumatisierung ausgesetzt seien. Nicht zuletzt gelte es vor allen, den Schüler verstehen zu lernen und ihn zu achten. Ihm zugleich aber deutlich zu machen: „Dein Verhalten lässt Dich nicht erfolgreich sein“, wie es in einem Workshop hieß.

Zugleich sollten alternative Handlungsmuster eingeübt werden. Auch müsse man sich die Frage stellen, inwieweit Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern durch falsche Herangehensweisen der Lehrer erst ausgelöst würden, klang es auch ganz selbstkritisch an. Ein Zeichen, „mit welch großer Ernsthaftigkeit“ hier gearbeitet wurde, so Renate Merk-Neunhoeffer, Leiterin der gastgebenden Comenius-Schule am Auhof. Letztlich sei beides da: großer Handlungsbedarf, aber auch große Bereitschaft, sich in dem heiklen Themenfeld zu engagieren und zu kooperieren. Freilich stoße man dabei noch an die eine oder andere Grenze ganz im Sinne des Mottos. Und wenn es die Baustelle auf dem Weg zum Auhof war, die so manche Teilnehmer zu einem kleinen Umweg zwang.

Doch sie ließen und lassen sich nicht entmutigen. Denn „der Schwung des Tages soll mitgenommen werden“, so Dr. Dworschak. Bald trifft sich das Organisationsteam, arbeitet die Rückmeldungen aus und überlegt sich weitere Schritte. Ein erstes Stück Grenze ist also überwunden. Symbolisch dafür durfte für viele Teilnehmer auf der Heimfahrt ein Stück Regenbogen dienen, der vor dem Auhof sich von der Erde erhob.

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